Der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, warnt vor wirtschaftlichen Folgen einer stärkeren politischen Annäherung der deutschen Wirtschaft an die AfD. Er sieht das internationale Ansehen Deutschlands als Investitionsstandort, die europäische Integration, den Umgang mit dem Fachkräftemangel sowie die Energiepolitik gefährdet. Schmieding verweist dabei auf negative Beispiele aus dem Ausland und auf potenziell gravierende Konsequenzen für Unternehmen und Beschäftigte.
Warnung vor Imageschaden und europapolitischen Risiken
Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg Bank, sieht die deutsche Wirtschaft im Falle einer Annäherung an die AfD in Gefahr. „Deutschlands Image als Investitionsstandort würde unter AfD-Einfluss weiter leiden“, sagte Schmieding dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe). Er verwies auf Ungarn, wo Premier Viktor Orbán den Rechtsstaat geschwächt habe. „Das ungarische Beispiel zeigt, wie Rechtspopulisten mit dem Aushöhlen der Rechtssicherheit auch das Wachstumspotenzial eines Landes einschränken“, erklärte Schmieding dem „Handelsblatt“.
Darüber hinaus kritisierte der Ökonom die europapolitischen Vorstellungen der AfD scharf. Schmieding bezeichnete sie im „Handelsblatt“ als „fatal“. „Aus den USA und China bläst unserer Industrie bereits der Gegenwind hart ins Gesicht“, sagte er. „Würden wir auch noch den Zugang zu unseren wichtigsten Märkten, also denen in Europa, einschränken, würde das vielen Unternehmen den Garaus bereiten, darunter sicher auch vielen Familienunternehmen“, warnte Schmieding im Gespräch mit dem „Handelsblatt“.
Fachkräftemangel und Rolle ausländischer Arbeitskräfte
Kritisch äußerte sich Schmieding im „Handelsblatt“ auch zu den Plänen der AfD zur Eindämmung des Fachkräftemangels, die vor allem auf Menschen mit deutscher Staatsangehörigkeit abzielten. Die deutsche Wirtschaft könne ohne ausländische Fachkräfte nicht lange bestehen, betonte der Volkswirt. „Das einheimische Potenzial an Arbeitskräften ist bereits besser ausgeschöpft als in nahezu allen anderen Ländern Europas“, sagte Schmieding dem „Handelsblatt“.
Mit Blick auf ländlichere Regionen Deutschlands richtete er einen Appell an die Anhänger der Partei: „AfD-Wähler gerade in den etwas abgelegeneren Gebieten Deutschlands sollten sich einmal fragen, wer sie eigentlich im Alter pflegen soll.“ Eigene Kinder seien oftmals in die liberaleren Großstädte gezogen: „Ohne ausländische Pflegekräfte geht es nicht“, sagte Schmieding laut „Handelsblatt“.
Kritik an energiepolitischen Forderungen der AfD
Auch die Forderungen der AfD nach einem Ende der Energiewende und einem Wiedereinstieg in die Kernkraft hält Schmieding für kontraproduktiv. Zwar seien in der Energiepolitik Fehler gemacht worden und Korrekturen notwendig, räumte er im „Handelsblatt“ ein. Eine komplette Kehrtwende könne jedoch bedeuten, „dass viele der bereits getätigten Investitionen in den Klimaschutz und in neue Energien zu teuren Fehlinvestitionen würden“, sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank der Zeitung.
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