Cannabis-Legalisierung: Wie könnte ein legaler Markt in Deutschland aussehen? 

Bei den Koalitionsverhandlungen zeigten sich SPD, Grüne und FDP noch enthusiastisch: Sie wollten schon zur Halbzeit der Regierungsperiode den kontrollierten Verkauf von Cannabis erlauben. Mittlerweile gibt man sich etwas zurückhaltender, dem Projekt wird nicht mehr die höchste Prioritätsstufe eingeräumt. Dass die Legalisierung kommen soll, darüber ist man sich aber einig. Nun müssen noch die Details ausgearbeitet werden – und die haben es bekanntlich in sich. Wie der legale Verkauf von Cannabis letztendlich aussehen wird, weiß derzeit noch niemand. Klar ist aber jetzt schon, dass Joints nicht einfach im Supermarkt verkauft werden. In der Praxis dürfte es immer noch zahlreiche Einschränkungen geben, die sicherstellen sollen, dass der Cannabiskonsum nicht außer Kontrolle gerät. 

Verkaufsstellen für Cannabis

Um den Verkauf genauestens zu überwachen, dürfte die Regierung dem Vorbild von Ländern wie Kanada folgen. Dort darf nur eine begrenzte Anzahl an Geschäften mit einer speziellen Lizenz Cannabis verkaufen. So wird das Angebot von Cannabis begrenzt und auch auf bestimmte Standorte beschränkt. Ein legaler Onlinehandel mit Cannabis ist hierzulande wohl eher unwahrscheinlich, da es schwierig sein dürfte, so den Jugendschutz zu kontrollieren. Unklar ist noch, ob sich Käufer in einer Datenbank registrieren müssen, um Cannabis zu kaufen. Das ist beispielsweise in Uruguay der Fall, das 2014 als erstes Land der Welt den Verkauf von Cannabis erlaubte. Das würde nicht nur den Aufwand erheblich erhöhen, sondern auch zu einer bedenklichen Datensammlung führen. 

Höchstmengen für den Besitz

Auch wenn Deutsche zukünftig Cannabis kaufen dürfen, sind Beschränkungen wahrscheinlich. Denn die Pläne zur Legalisierung zielen auch darauf ab, den Handel auf dem Schwarzmarkt zu unterbinden. Wer Cannabis in großen Mengen besitzt, macht sich also vermutlich weiterhin strafbar. Das ist auch in anderen Ländern so, die Cannabis bereits legalisiert haben. Wie hoch die Obergrenze für den Besitz ist, ist allerdings unterschiedlich. In Kalifornien gibt es beispielsweise keine fixe Menge. Im Einzelfall muss dort ein Richter entscheiden, wenn der Verdacht des illegalen Handels im Raum steht. In Kanada ist hingegen eine Höchstgrenze von 30 Gramm festgelegt. Noch strenger ist Malta, das kürzlich Privatpersonen den Anbau von Cannabis erlaubte. Dort ist es immer noch verboten, in der Öffentlichkeit mehr als 7 Gramm mit sich zu tragen. Denkbar ist, dass in Deutschland ähnlich niedrige Grenzwerte gelten, um die Nutzer nicht zu exzessivem Konsum zu verleiten. 

Konsum in der Öffentlichkeit

Im Falle der Legalisierung wird es zwar möglich sein, in einem lizenzierten Geschäft ein paar Gramm Gorilla Glue oder Jack the Ripper zu kaufen. Das bedeutet aber noch lange nicht, dass Cannabisraucher dann am Samstagnachmittag mit einem Joint durch die Fußgängerzone von Osnabrück spazieren können. Auch das zeigt die Erfahrung aus anderen Ländern. So hat Malta gleichzeitig mit der Legalisierung hohe Geldstrafen für den Konsum in der Öffentlichkeit eingeführt. Andere EU-Länder, darunter auch Deutschland, dürften einen ähnlichen Weg gehen. Auf diese Weise wird zum einen die Öffentlichkeit vor Passivrauch geschützt, zum anderen soll ein möglicher Nachahmungseffekt eingedämmt werden. Bei aller Begeisterung für die Legalisierung gehen die meisten Länder also vorsichtig vor. Zumindest fürs Erste ist das Rauschmittel noch weit davon entfernt, dieselbe gesellschaftliche Akzeptanz zu erfahren wie der Alkohol. 


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Redaktion Hasepost
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