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Digitale Identität und Zukunftstechnologien: Die Interoperabilität der EU-Wallet

Europa steht am Beginn einer neuen Phase seiner digitalen Transformation. Mit der Einführung der EU Digital Identity Wallet entsteht ab 2026 ein einheitliches System, das Bürgern und Unternehmen erstmals erlaubt, digitale Identitäten und verifizierte Nachweise europaweit sicher zu nutzen. Die Wallet ist jedoch nur der sichtbarste Baustein einer umfassenden europäischen Digitalstrategie. Denn im Hintergrund entsteht eine Infrastruktur, die modular, interoperabel und technologieoffen ausgelegt ist – und damit bewusst anschlussfähig bleibt an moderne Technologien wie Verifiable Credentials, dezentrale Identifikatoren, digitale Zertifikate, Web3-Ökosysteme oder programmierbare Zahlungssysteme.

Grundlage einer europäischen Identitätsarchitektur

Die Wallet basiert auf der überarbeiteten eIDAS-Verordnung und ermöglicht es, Ausweise, Führerscheine, Qualifikationen, Unternehmensunterlagen oder medizinische Nachweise digital vorzulegen und zu signieren. Ihr technisches Fundament bilden Verifiable Credentials und Decentralized Identifiers. Diese kryptografischen Bausteine ermöglichen eine fälschungssichere Übertragung und Validierung von Identitäten und Dokumenten – ohne dass persönliche Kerndaten zwingend dauerhaft bei einer zentralen Stelle gespeichert werden müssen. Im Unterschied zu klassischen Datenbankmodellen verbleibt ein Dokument in der Wallet des Nutzers. Die für eine Verifikation benötigte Information wird lediglich bei Bedarf kryptografisch erzeugt. Der Empfänger kann diese prüfen, ohne Einsicht in das Originaldokument oder zusätzliche personenbezogene Daten zu erhalten.

Die Wallet selbst läuft zwar nicht auf einer Blockchain, sie nutzt jedoch kryptografische Verfahren und Datenformate – etwa Verifiable Credentials und Decentralized Identifiers –, die grundsätzlich auch in Blockchain-basierten Identitäts- und Nachweissystemen verwendet werden. Diese Technologieoffenheit ist bewusst vorgesehen: Europa legt sich nicht auf eine einzelne technische Vertrauensinfrastruktur fest, sondern schafft eine Architektur, die mit unterschiedlichen Modellen kompatibel bleibt. 

So können Blockchain- oder Distributed-Ledger-Systeme dort eingebunden werden, wo sie funktionale Vorteile bieten, beispielsweise bei der unveränderbaren Dokumentation von Widerrufsinformationen, bei der Absicherung von Zeitstempeln oder bei der Abbildung tokenisierter Vermögenswerte. Mehrere europäische Pilotprojekte – etwa im Bildungswesen, in der Logistik oder in verwaltungsnahen Anwendungen – kombinieren bereits Verifiable Credentials mit Blockchain- oder DLT-Komponenten, ohne personenbezogene Daten auf einer öffentlichen oder privaten Kette zu speichern. 

Hier kommen dieselben technologischen Grundbausteine zum Einsatz, die auch in fortgeschrittenen Smart-Contract-Ökosystemen genutzt werden, etwa für digitale Zertifikate, automatisierte Prüfprozesse oder fälschungssichere Registries. Einige Analysten gehen nicht nur aufgrund solcher Entwicklung davon aus, dass sich im kommenden Jahr der Trend hin zu Kryptowährungen mit realem Nutzen weiter verstärken dürfte. Branchenberichte und Krypto Prognosen 2025 zeigen, dass ein wachsender Teil des Marktinteresses Projekten mit nachvollziehbarem Anwendungsbezug gilt und nicht mehr ausschließlich spekulativen Token

Offene Architektur als strategischer Vorteil

Das Architecture and Reference Framework bildet den technischen Rahmen für die EUDI-Wallet. Es definiert gemeinsame Spezifikationen für Schnittstellen, Datenmodelle und Sicherheitsmechanismen, damit alle nationalen Wallets und Diensteanbieter miteinander kommunizieren können. Die EU verfolgt damit eine bewusst modulare Infrastrukturstrategie: Systeme sollen erweiterbar bleiben, unabhängig davon, ob künftige Anwendungen auf KI, Cloud-Architekturen, Blockchain-Protokollen oder klassischen IT-Backends beruhen.

Durch diesen modularen Ansatz wird Europa unabhängiger von proprietären Insellösungen und kann technologische Entwicklungen schneller integrieren. Programmierbare Zahlungen, automatisierte Signaturprozesse oder digitale Identitätsdienste für Unternehmen lassen sich künftig einbinden, ohne dass bestehende Strukturen ersetzt werden müssen. Der europäische digitale Binnenmarkt wird dadurch widerstandsfähiger, interoperabler und innovationsfreundlicher.

EBSI als Brücke zwischen Verwaltung und Blockchain

Eine besonders wichtige Rolle spielt die European Blockchain Services Infrastructure. Anders als viele Blockchain-Projekte ist EBSI nicht auf Finanztransaktionen ausgerichtet, sondern dient dazu, digitale Nachweise und Vertrauensinformationen fälschungssicher bereitzustellen. VCs und Identitätsdaten bleiben dabei grundsätzlich off-chain, während Widerrufslisten, Prüfinformationen oder Ausstellerregister auf einem DLT abgelegt werden können. So entsteht ein System, das grenzüberschreitend valide, transparent und überprüfbar bleibt, ohne personenbezogene Daten auf eine Blockchain zu schreiben.

EBSI wird bereits in Pilotprojekten eingesetzt, etwa für digitale Bildungszertifikate, für Unternehmensregistrierungen oder für die Prüfung logistischer Herkunftsnachweise. Die EUDI-Wallet kann diese Infrastruktur nutzen, ohne selbst eine Blockchain-Wallet zu werden – sie dient vielmehr als identitätsbasierte Schnittstelle zu einem flexiblen Backend, das verschiedene Technologien einbinden kann.

Zahlungsverkehr, Industrie und Lieferketten

Parallel zur Identitätsinfrastruktur modernisiert die EU ihre Zahlungslandschaft. Mit PSD2 wurden offene Schnittstellen für Banken geschaffen, PSD3 und die Payment Services Regulation erweitern diese Architektur. Gleichzeitig entstehen neue europäische Zahlungssysteme wie Wero, die Wallet-basierte Zahlungen ermöglichen.

Moderne Zahlungssysteme greifen zunehmend auf dieselben kryptografischen Verfahren zurück wie die EUDI-Wallet: starke Authentifizierung, digitale Signaturen und standardisierte Identitäten. Dadurch lassen sich zukünftige Systeme, etwa programmierbare Zahlungen oder tokenisierte Vermögenswerte, wesentlich einfacher mit der Identitätsinfrastruktur verknüpfen. Die Wallet wird damit – indirekt – auch zu einem möglichen Baustein für die Integration eines digitalen Euro oder regulierter Web3-Produkte.

Auch in der Industrie nimmt die Bedeutung digitaler Identitäten zu. Produktionsprozesse, Maschinen, Geräte und Lieferketten werden zunehmend digital abgebildet. Digitale Zertifikate, Herkunftsnachweise oder Wartungsprotokolle werden verstärkt als Verifiable Credentials ausgestellt. Diese Daten können off-chain gespeichert und optional on-chain verifiziert werden, wenn eine transparente und unveränderbare Prüfhistorie benötigt wird. 

Warum Europa auf Technologieoffenheit setzt

Hinter all diesen Entwicklungen steht eine klare strategische Entscheidung. Die EU setzt nicht einseitig auf Blockchain, nicht ausschließlich auf KI und auch nicht nur auf Cloud-Infrastrukturen. Vielmehr sollen offene Standards sicherstellen, dass Identität, Zahlungen, Zertifikate und Datenräume unabhängig von der zugrunde liegenden Technologie miteinander harmonieren können. Regulatorische Vorgaben verhindern Insellösungen, wirtschaftliche Dynamik verlangt flexible Schnittstellen, und technologische Konvergenz macht es notwendig, die Systeme so zu bauen, dass sie künftige Innovationen ohne Bruch aufnehmen können.

Die EU verfolgt das Ziel, Verwaltung, Wirtschaft und Industrie auf gemeinsamen technologischen Grundlagen aufzubauen, sodass Daten, Identitäten und digitale Dokumente künftig ohne Reibungsverluste zwischen Ländern, Plattformen und Branchen genutzt werden können. Die EUDI-Wallet wird damit zu einem zentralen Element einer digitalen Grundinfrastruktur, die weit über staatliche Dienste hinaus wirkt.

 

Quellen:

 

https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/digitale-welt/datenschutz/eudiwallet-was-sie-zur-digitalen-brieftasche-wissen-muessen-95821

 

https://arxiv.org/abs/2212.03218

 

https://ec.europa.eu/digital-building-blocks/sites/spaces/EUDIGITALIDENTITYWALLET/pages/694487738/EU%2BDigital%2BIdentity%2BWallet%2BHome

 

https://www.security-insider.de/eudi-wallets-eidas-digitale-identitaet-a-bc7cfbcc5028c5e89f1202e131760456/

 

https://commission.europa.eu/topics/digital-economy-and-society/european-digital-identity_en

 

https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/

 

https://digital-strategy.ec.europa.eu/en

 

https://www.microsoft.com/en-us/security/business/identity-access/microsoft-entra-verified-id

 

https://developer.android.com/identity?hl=de

 

https://ec.europa.eu/digital-building-blocks/sites/spaces/EBSI/overview

 


 
Redaktion Hasepost
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