Rund eineinhalb Jahre nach Inkrafttreten der teilweisen Cannabis-Legalisierung gibt es in Deutschland 343 Vereine, die für ihre Mitglieder Gras anbauen dürfen. Eine Auswertung zeigt deutliche Unterschiede zwischen den Bundesländern, mit den meisten Genehmigungen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Zugleich hält die politische Debatte an, während Änderungen am Gesetz ins Gespräch gebracht werden.
343 Cannabisvereine in Deutschland
Das Ergebnis geht aus einer Abfrage in den zuständigen Landesministerien und deren nachgelagerten Behörden hervor, die der „Spiegel“ nach eigenen Angaben durchgeführt hat. Nordrhein-Westfalen liegt als bevölkerungsreichstes Bundesland mit 96 genehmigten Cannabisvereinen an der Spitze, gefolgt von Niedersachsen mit 68.
In Niedersachsen ist der Zugang besonders dicht: Dort kommen 8,5 Klubs auf eine Million Einwohner. Mutmaßlich werden es bald noch mehr: Laut Landwirtschaftskammer Niedersachsen liegen derzeit mehr als 50 Anträge von Vereinen vor, die ebenfalls eine Genehmigung bekommen könnten. In Hamburg haben aktuell 13 Klubs die Erlaubnis, Gras anzubauen und abzugeben, in Schleswig-Holstein 10.
Währenddessen haben es Cannabisvereine in Bayern offenbar ungleich schwerer, eine Genehmigung zu bekommen – oder es gibt dort weniger Menschen, die einen solchen Verein gründen möchten: Die Behörden im Freistaat haben bislang nur 8 Klubs zugelassen. In Baden-Württemberg gibt es 26 Anbauvereinigungen. In Ostdeutschland hat Sachsen die meisten Klubs: 21 an der Zahl.
Politische Debatte und Kritik
CDU-Chef und heutiger Kanzler Friedrich Merz versprach im Bundestagswahlkampf noch, das Gesetz zur Cannabis-Legalisierung rückgängig zu machen. „Ich möchte meine Kinder und Enkelkinder davor schützen, dass sie legal solche Drogen nehmen“, sagte er damals. In ihrem Wahlprogramm kündigten CDU und CSU an, die Legalisierung zurückzunehmen. Nach der Bundestagswahl einigte sich die schwarz-rote Koalition darauf, das Gesetz bis 2028 evaluieren zu lassen. Dass es wieder abgeschafft wird, so wie von der Union angekündigt, gilt inzwischen als unwahrscheinlich.
Sucht- und Drogenbeauftragter Hendrik Streeck (CDU) teilte auf „Spiegel“-Anfrage mit, man müsse das Gesetz „an einigen Punkten nachschärfen“. Der durchschnittliche THC-Gehalt legaler Cannabisprodukte sei zu hoch, so Streeck. Zudem kritisiert Streeck auf „Spiegel“-Anfrage: „Die Intention des Gesetzes war nicht, dass ein talentierter Hobbygärtner den gesamten Freundeskreis versorgt.“ Drei Pflanzen könnten bis zu ein Kilogramm Cannabis liefern, das entspreche rund 4.000 Joints und habe mit Eigenbedarf wenig zu tun.
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