Was für ein Sportwochenende: Die Leichtathletik-Finals in Dresden zogen Millionen Zuschauer vor die Bildschirme und zehntausende Fans in die Sportstätten der sächsischen Landeshauptstadt. Mit dabei waren auch mehrere Leichtathleten der LG Osnabrück – darunter auch Florian Kroll. Der 400 m-Langsprinter sprang mit seiner Bronzemedaille bei den im Rahmen der Finals ausgetragenen Deutschen Meisterschaften der Männer und Frauen nicht nur auf den Zug zur Weltmeisterschaft in Tokio auf, sondern wird mehr und mehr zum Gesicht des Osnabrücker Leistungssports.
Bildunterschrift: 3 x 1000 m v.l. Konstantin Hans, Matthias Apel und Mika Pikutzki
Leichtathlet Kroll zeigt Kampfgeist
Schon das Halbfinale am Samstag war ein Kraftakt. Florian Kroll qualifizierte sich als Neuntschnellster nur über Platz zwei im eigenen Lauf für das Finale – und ging somit als Außenseiter ins Rennen, dazu noch auf einer ungünstigen Außenbahn. Gemeinsam mit Trainer Anton Siemer wurde der Abend zur Taktikbesprechung genutzt: Der Finallauf sollte offensiv gestaltet werden.
Der Plan ging auf. Kroll lief auf der Gegengeraden so schnell wie nie, lag zur Rennhälfte bereits auf Platz vier. Auf der Zielgeraden, inzwischen bekannt als die „Osnabrücker Zielgerade“, zündete er den Turbo: Platz drei, fast Platz zwei – das Zielfoto entschied: Zwei Hundertstel fehlten zu Silber. Mit 46,22 Sekunden stellte Kroll seine Saisonbestleistung als einziger Langsprinter an diesem Tag auf.
„Auf die Sekunde topfit eben“; lobte Trainer Siemer anschließend die Ärzte und Physiotherapeuten in Osnabrück, die den frischgebackenen Fachabiturienten in den zwölf Wochen Verletzungspause optimal betreut hatten und damit großen Anteil haben, dass Florian jetzt zumindest inoffiziell im September zu den drei deutschen Startern in der 4×400 m-Mixed-Staffel bei der Weltmeisterschaft in Tokio in Japan gehört.
Starker Auftritt trotz Rückschlags
Auch Teamkollege Fabian Dammermann musste verletzungsbedingt acht Wochen pausieren. Trotz Trainingsrückstand lieferte der Vizemeister des Vorjahres in Dresden seinen besten Saisoneinstieg ab – 46,74 Sekunden. Doch im stark besetzten Feld reichte es erstmals seit 2017 nicht fürs Finale. Trainer Siemer: „Die fehlende Rennerfahrung war ein Nachteil. Ich bin überzeugt, dass Dammermann im Finale eine ähnlich starke Rolle wie Kroll gespielt hätte.“
U20-Staffel mit starkem Comeback
Einen herben Dämpfer musste die U20-Staffel über 4×400 Meter hinnehmen: Platz 17 am Samstag. Doch das Team mit Niclas Brinkmann, Konstantin Hans, Matthias Apel und Mika Pikutzki zeigte am Sonntag über 3×1000 Meter eindrucksvolle Leistungen. Startläufer Hans brachte die Osnabrücker gegen teils vier Jahre ältere Konkurrenz in Führung, Apel baute diese aus – und Schlussläufer Pikutzki genoss den Applaus der 10.000 Zuschauer im erstmals eingeführten Fanblock eines deutschen Podcasts. Mit 7:44,88 Minuten lag das Team vorerst vorn. Nach dem zweiten Zeitlauf stand fest: Platz sechs – so gut war eine Osnabrücker Staffel noch nie bei Deutschen Meisterschaften platziert.
Weitere Bestleistungen
Im Hochsprung sorgte Nevio Völkel (LG Osnabrück) für Spannung. Nach zwei Fehlversuchen meisterte der Deutsche Jugendmeister von 2023 die Anfangshöhe, übersprang 2,00 Meter im ersten Versuch und belegte in einem starken Feld Rang neun – höhengleich mit Platz sieben und acht.
Nadine Leigers (TSG Dissen) überzeugte im Kugelstoßen mit 15,66 Metern – der zweitbesten Weite ihrer Karriere. Besonders emotional: der gemeinsame Wettkampf mit Olympiasiegerin Yemisi Ogunleye.
Einen starken Eindruck hinterließ auch Jason Gordon (OTB) bei seinem Debüt im Zehnkampf auf Bundesebene. Der 22-Jährige sammelte persönliche Bestleistungen am laufenden Band, besonders glänzte er über 400 Meter als Drittschnellster des Teilnehmerfelds. Am Ende standen 6.689 Punkte und ein beachtlicher 13. Platz – ebenfalls persönliche Bestleistung.