Tennet, Deutschlands größter Stromnetzbetreiber, warnt vor möglichen Verzögerungen beim Ausbau des Stromnetzes. Laut Tennet-Deutschland-Chef Tim Meyerjürgens könnte der Wegfall von Beschleunigungsgesetzen im Zuge des Ukraine-Kriegs den Leitungsbau um mehrere Jahre verzögern. Auch die Kosten für das Abregeln von überschüssigem Ökostrom steigen stark an. Die Bundesregierung plant den Bau zusätzlicher Gaskraftwerke, benötigt dafür jedoch noch Genehmigungen aus Brüssel.
Warnung vor Verzögerungen beim Leitungsbau
Tim Meyerjürgens, Tennet-Deutschland-Chef, äußerte in der „Süddeutschen Zeitung“ (Samstagausgaben) seine Sorge über die Entwicklung beim Ausbau des Stromnetzes. „Ich sehe die große Gefahr, dass wir wieder an Geschwindigkeit verlieren“, sagte Meyerjürgens. Als Grund nannte er den Wegfall von Beschleunigungsgesetzen, die als Reaktion auf den Ukraine-Krieg eingeführt worden waren. Laut Meyerjürgens könne dies zu Verzögerungen von zwei bis drei Jahren beim Ausbau der Stromleitungen führen.
Hohe Kosten durch Netzengpässe
Meyerjürgens warnte zudem vor finanziellen Nachteilen, falls der Ausbau der erneuerbaren Energien weiterhin sehr dynamisch verlaufe, während das Netz nicht im gleichen Tempo mitwachse. „Wenn der Erneuerbaren-Ausbau wie bisher weiter sehr dynamisch vorangeht und das Netz nicht entsprechend mitwächst, verlieren wir viel Geld“, erklärte er gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“. Ursache dafür seien die hohen Kosten, um überschüssigen Ökostrom abzuregeln. Seit 2022 seien hierfür bereits zehn Milliarden Euro Kosten aufgelaufen.
Reservekraftwerke zur Versorgungssicherheit
Tennet ist der größte von insgesamt vier Übertragungsnetzbetreibern und trägt Mitverantwortung für die Sicherheit des deutschen Stromnetzes. Nach Ansicht von Meyerjürgens ist der Bau von Reservekraftwerken dringend notwendig, um die Stromversorgung auch in Zeiten mit geringer Einspeisung erneuerbarer Energien zu sichern. Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) plant daher, Gaskraftwerke mit einer Leistung von 20 Gigawatt errichten zu lassen. Für die Umsetzung benötigt sie jedoch noch grünes Licht von der Europäischen Kommission in Brüssel. Für zehn Gigawatt hatte ihr Vorgänger Robert Habeck (Grüne) bereits eine entsprechende Zusage erhalten.
Meyerjürgens sprach sich für eine pragmatische Lösung aus: „Es wäre jetzt pragmatischer, die genehmigten zehn Gigawatt zu bauen und dann zu überlegen, wann und wie man die nächsten zehn umsetzt“, erklärte er der „Süddeutschen Zeitung“. Er betonte, dass es dabei „um das Rückgrat der Energiewende“ gehe.
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