Der Leipziger Soziologe Alexander Leistner warnt angesichts einer vermuteten Kampagne rechter Kräfte gegen die Zivilgesellschaft in Ostdeutschland vor einem gefährlichen Wendepunkt. Insbesondere in ostdeutschen Regionen sei der gesellschaftliche Druck auf politisch Engagierte besonders hoch, was laut Leistner zu einem politischen Vakuum führen könne, in dem sich Rechtsextreme ausbreiten.
Warnung vor Kipppunkt in Ostdeutschland
Alexander Leistner, Soziologe an der Universität Leipzig, sieht mit Blick auf eine mutmaßliche Kampagne rechter Akteure in Ostdeutschland eine wachsende Gefahr für die Zivilgesellschaft. „Nirgendwo ist der Druck, sich für politisches Engagement zu rechtfertigen, so groß wie in ostdeutschen Städten und Dörfern“, sagte Leistner dem „Spiegel“. Er verweist auf ein „schiefes, historisch gewachsenes Verständnis von Neutralität“ in vielen Regionen Ostdeutschlands.
Neutralität und gesellschaftliche Teilhabe
Laut Leistner bilde Austausch und Streit das Fundament der Demokratie. Doch zwischen Ostsee und Erzgebirge werde Neutralität häufig anders verstanden: „Neutral ist demnach, wer sich nicht einmischt.“ Insbesondere die extreme Rechte plädiere für einen neutralen Staat und eine völkische Gesellschaftsform, so Leistner weiter im Gespräch mit dem „Spiegel“. „Die AfD träumt von einer vermeintlich unpolitischen Zivilgesellschaft, die sich um Heimat und Tradition kümmert.“
Folgen für die Demokratie
Leistner warnt vor den möglichen Konsequenzen dieser Entwicklung: „Wenn eine Mehrheit der Gesellschaft sich aus allem raushalten möchte, entsteht ein politisches Vakuum, in dem sich Rechtsextreme ausbreiten können.“ Die größte Gefahr bestehe laut dem Soziologen darin, den Ernst der Lage falsch einzuschätzen: „Die größte Gefahr besteht darin, dass wir alle den Ernst der Lage falsch einschätzen“, so Leistner gegenüber dem „Spiegel“.
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