Der Bund Deutscher Kriminalbeamter (BDK) fordert eine koordinierte Bekämpfung von international organisierten Vergewaltigern, die sich auf öffentlichen Pornoseiten und in Telegram-Gruppen austauschen. Wie Recherchen von „STRG_F“ und dem ARD-Magazin „Panorama“ zeigen, agiert ein solches Netzwerk seit Jahren weitgehend ungehindert. Die Täter, darunter viele Deutsche, informieren sich darüber, wie Frauen – oft die eigene Partnerin – unbemerkt betäubt und vergewaltigt werden können, und laden Videos der Taten online hoch.
BDK fordert mehr Zusammenarbeit
Jan Reinecke vom BDK erklärte im Gespräch mit „Panorama“: „Unsere Forderung als Berufsverband ist es, hier dringend Ermittlungskooperationen zu gründen oder eine zentrale Zuständigkeit beim BKA zu haben.“ Man müsse sich anlassunabhängig dieser Netzwerke annehmen und dort ermitteln, um die Täter festzustellen. Weiterhin forderte Jan Reinecke auch anlassunabhängige Ermittlungen, wie sie bereits bei Pädokriminellen-Netzwerken durchgeführt werden.
Netzwerk bleibt aktiv
Eine mehrjährige Undercover-Recherche von „STRG_F“ deckte auf, dass das internationale Vergewaltiger-Netzwerk seit Jahren aktiv ist. Mutmaßliche Vergewaltiger können sich dort vernetzen, Tipps austauschen, mit sogenannten „K.o.-Mitteln“ handeln und Videos der Taten hochladen. Wie „STRG_F“ und „Panorama“ berichten, ist das Netzwerk weiterhin aktiv.
Im Zuge der Recherchen stießen die Medien auf einen Deutschen, der nach ihren Angaben mindestens 15 Jahre lang wiederholt seine Ehefrau betäubte, vergewaltigte und Videos der Taten öffentlich auf Pornoseiten hochlud.
Behörden reagieren verzögert
Bereits im Juli 2023 informierten die Journalisten das BKA über die Nutzer-Profile des Verdächtigen und das Vergewaltiger-Netzwerk. Das BKA leitete die Hinweise aufgrund des NDR-Standortes an die Polizei Hamburg weiter. Laut „Panorama“ ermittelte die Polizei Hamburg jedoch über ein Jahr lang nicht, was lebensgefährliche Folgen für die betroffene Frau hatte. Erst nach Nachfragen der Journalisten leitete die Polizei rund ein Jahr später Ermittlungen ein und übergab den Fall an die zuständige Staatsanwaltschaft in Niedersachsen.
Die Frau erfuhr erst im Zuge einer Hausdurchsuchung Ende 2024 von den jahrelangen Vergewaltigungen unter Betäubung. Nach Angaben der Frau fanden die Ermittler Hunderte gut versteckte Tabletten im Haus. „Irgendwann hätte mein Mann mich getötet“, sagte sie „STRG_F“. Bevor ein Haftbefehl vollstreckt werden konnte, starb der 60-Jährige durch einen Unfall ohne Fremdeinwirkung.
Warnungen und Forderungen nach Zentralstelle
Das BKA warnt inzwischen selbst vor den Gefahren dieses Netzwerks. In einer auf der BKA-Homepage veröffentlichten „Sensibilisierungskampagne“ wird das Vorgehen der Täter als „potenziell lebensbedrohlich für die Opfer“ beschrieben.
Eine Zentralstelle für solche Vergewaltiger-Netzwerke existiert beim BKA derzeit nicht. Die Polizei Hamburg spricht sich für die Einrichtung einer solchen gesonderten Zentralstelle beim BKA aus. Die Innenbehörde Hamburg teilte darüber hinaus mit, man habe Chat-Teilnehmer einer Telegram-Gruppe überprüft, „Strafanzeigen gefertigt und diese an die jeweils zuständigen […] Behörden übermittelt (u. a. Polen, Finnland, Großbritannien, USA)“.
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