Transportschäden im Onlinehandel – Wer haftet wann wofür?

Unabhängig davon, wie sorgfältig Produkte für den Versand vorbereitet werden, sind Transportschäden eine häufige Herausforderung im E-Commerce. Solche Beschädigungen während des Transports frustrieren nicht nur die Händler, sondern auch die Kunden. Es entsteht oft die Diskussion, wer für das Risiko des Transports verantwortlich ist und wer die Kosten für entstandene Schäden übernimmt.

Verantwortung bei Transportschäden – Gesetzliche Grundlagen

Die Frage der Haftung für Transportschäden wird durch den § 447 BGB (Bürgerliches Gesetzbuch) im Rahmen des Versendungskaufs adressiert. Online-Verkäufer müssen jedoch beachten, dass diese Regelung bei Verbrauchsgüterkäufen, wie in § 474 Abs. 1 BGB definiert, nicht zur Anwendung kommt. Ein Verbrauchsgüterkauf liegt vor, wenn eine bewegliche Sache von einem Verbraucher bei einem Unternehmer erworben wird.

Gemäß § 474 Abs. 2 BGB wird der § 447 BGB zum Gefahrenübergang im Versendungskauf bei solchen Kaufverträgen nicht angewandt, was bedeutet, dass bei einem Verbrauchsgüterkauf das Transportrisiko und somit die Haftung für Schäden während des Transports immer beim Unternehmer liegt.

Risikoübertragung beim Versand – Was die AGB nicht regeln dürfen

In den AGB vieler Online-Händler finden sich Klauseln, die versuchen, das Versandrisiko und die Verantwortung für Transportschäden auf den Käufer zu übertragen. Solche Formulierungen, wie „Das Risiko des Transports trägt der Käufer“, sind bei Verbrauchsgüterkäufen allerdings gesetzlich untersagt und somit rechtlich unwirksam. Der Ausschluss solcher zu Lasten des Verbrauchers gehenden Vereinbarungen wird klar in § 475 Abs. 1 BGB geregelt.

Verbraucherrechte bei Transportschäden – Was tun?

Erleidet der Inhalt einer Karton Verpackung auf dem Weg zum Kunden Schäden, so steht dem Käufer bei einem Verbrauchsgüterkauf das Recht zu, einen Mangel gemäß § 434 BGB anzuführen, da die Beschädigung vor der Übergabe stattfand. Daraufhin kann der Verbraucher entweder von seinem Widerrufsrecht nach § 355 BGB Gebrauch machen oder seine Gewährleistungsansprüche nach § 437 BGB geltend machen.

Entscheidet sich der Käufer für den Widerruf, muss der Verkäufer den gesamten Kaufbetrag erstatten, während der Kunde die beschädigte Ware zurückschicken muss. Bei den Gewährleistungsrechten steht zunächst das Recht auf Nacherfüllung im Vordergrund, welches die Reparatur des Mangels oder die Lieferung einer neuen, einwandfreien Ware umfasst.

In jedem Fall ist der Online-Händler der erste Ansprechpartner für den Kunden, nicht das Transportunternehmen. Die Verantwortung für die Schadensmeldung beim Logistikdienstleister sowie die eventuelle Erstattung des Kaufpreises, bevor eine Regulierung durch das Versandunternehmen erfolgt, liegt beim Verkäufer.

Kostenübernahme bei der Gewährleistung – Eine klare Regelung

Sobald ein Kunde seine Gewährleistungsansprüche gemäß § 437 BGB geltend macht, entstehen bei der Nacherfüllung – sei es durch Reparatur oder Ersatzlieferung – gemäß § 439 BGB in der Regel Kosten. Die Verantwortung für diese Kosten liegt eindeutig beim Verkäufer im Rahmen eines Verbrauchsgüterkaufs.

Wichtig zu wissen ist, dass dem Kunden sein Recht, zwischen der Behebung des Mangels oder einer Neulieferung zu wählen, nicht eingeschränkt werden darf. Eine Ablehnung einer dieser Optionen ist nur unter besonderen Umständen zulässig, beispielsweise wenn die gewählte Art der Nacherfüllung mit unverhältnismäßig hohen Kosten verbunden wäre.

Fristen für die Meldung von Transportschäden – Was Sie wissen müssen

Im Bereich des Verbraucherkaufs gibt es keine explizite Pflicht für den Käufer, erhaltene Waren unmittelbar nach Lieferung auf Transportschäden zu prüfen und entsprechende Mängel umgehend zu melden. Eine etwaige Fristsetzung in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen, die eine schnelle Überprüfung und Anzeige von Transportschäden fordert, etwa „Ware muss innerhalb von 10 Tagen auf Schäden überprüft und gemeldet werden“, ist rechtlich nicht bindend.

Solche Klauseln schränken die Rechte des Verbrauchers unberechtigt ein, besonders wenn Schäden erst später erkannt werden. Verbraucher haben das Recht, ihre Gewährleistungsansprüche bis zu zwei Jahre nach Kauf geltend zu machen, wie in § 438 Abs. 1 Nr. 3 BGB festgehalten. Sollte zum Beispiel ein Flaschenkarton Beschädigungen aufweisen, die erst nach einiger Zeit auffallen, können Kunden ihre Ansprüche innerhalb dieser Frist anmelden, ohne dass ihnen Nachteile entstehen.

Beweislast bei Transportschäden: Die ersten sechs Monate

In den ersten sechs Monaten nach der Lieferung erleichtert die Beweislastumkehr beim Kauf von Verbrauchsgütern die Situation für den Käufer erheblich. Diese Regelung verlangt vom Verkäufer, innerhalb dieser Frist zu beweisen, dass die Ware bei der Übergabe an den Kunden frei von Mängeln war.

Haftungsfragen bei Transportschäden im B2B-Bereich

Im Geschäftsverkehr zwischen Unternehmen gelten spezielle Bestimmungen für den Umgang mit Transportschäden. Im Gegensatz zum Verbrauchsgüterkauf, bei dem das Transportrisiko beim Verkäufer liegt, wird bei B2B-Transaktionen das Risiko gemäß § 447 BGB auf den Käufer übertragen, sobald die Ware an den Spediteur oder eine andere Transportperson übergeben wird. Gewerbliche Käufer können somit nicht automatisch Schadenersatz vom Verkäufer fordern, falls die Ware während des Transports beschädigt wird. Zudem ist es im Handelsverkehr zwischen Unternehmen möglich, spezifische Rügefristen festzulegen, die im Handelsgesetzbuch unter § 377 HGB definiert sind.

Zusätzliche Absprachen über Rügefristen können ebenfalls in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen vereinbart werden. Diese Regelungen stellen einen wesentlichen Unterschied zum Verbrauchergeschäft dar und bedingen eine genaue Betrachtung im Kontext von B2B-Versandverträgen.


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