Zum Abschied aus dem Amt beklagt der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung Thomas Krüger pauschale Urteile über Ostdeutsche und eine wachsende Opferrolle. In einem Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland fordert er mehr Selbstbewusstsein, offene Debatten und Vergleiche Ostdeutschlands mit mittel- und osteuropäischen Gesellschaften.
„Oft sind diese Darstellungen falsch und wirken daher kränkend“
Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung Thomas Krüger kritisiert im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland vorschnelle Zuschreibungen gegenüber Ostdeutschen. „Ein Grund ist, dass viele in den Auseinandersetzungen mit Ostdeutschland oft sehr schnell mit Urteilen um die Ecke kommen und sagen: So sind die Ostdeutschen – rechts oder menschenfeindlich zum Beispiel“, sagte Krüger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Sonntagausgaben). „Oft sind diese Darstellungen falsch und wirken daher kränkend.“ sagte Krüger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Sonntagausgaben).
Krüger warnte zugleich vor einer verfestigten Opferperspektive: „Auf der anderen Seite nervt es mich mittlerweile gewaltig, dass den Ostdeutschen immer öfter eine Opferrolle zugewiesen wird oder sie sich selbst zuweisen. Tatsächlich sind die Ostdeutschen nämlich äußerst vielfältig – so wie auch die DDR vielfältig war.“ sagte Krüger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Sonntagausgaben).
Vielfalt betonen, Diskurs annehmen
Es werde übersehen, dass es queere, marginalisierte, kluge und weniger kluge Leute in Ostdeutschland – genau wie in Westdeutschland. „Deshalb gilt es heute, die Ostdeutschen herauszufordern, damit sie die Karten auf den Tisch legen und über eigene Stärken und Schwächen sprechen, ohne das eine stark zu machen und das andere zu übertünchen“, so Krüger. so Krüger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Sonntagausgaben). „Dafür braucht es couragierte Ostdeutsche, die das Heft des öffentlichen Diskurses in die Hand nehmen.“ so Krüger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (Sonntagausgaben).
Blick nach Mittel- und Osteuropa
Krüger mahnte, Ostdeutschland weniger mit Westdeutschland als mit anderen mittel- und osteuropäischen Staaten zu vergleichen. „Wäre Ostdeutschland ein eigener Staat, dann müssten wir noch viel stärker nach Mittel- und Osteuropa gucken als jetzt und schauen, wie sich da postkommunistische Gesellschaften entwickeln“, sagte er dem RND. „Da gibt es sehr viele Ähnlichkeiten. Gerade unter jüngeren Leuten sieht man durch die Freizügigkeit und Mobilität sehr viel mehr Dynamik als bei den mittleren und älteren Generationen. Und auch wenn die Zustimmung zu rechtspopulistischen Parteien in osteuropäischen Gesellschaften groß ist, kann man sie nicht in eine Ecke stellen. Da ist genauso viel Veränderungsbereitschaft zu sehen.“ sagte er dem RND.
Toleranz in der Demokratie und rote Linien
Krüger rief zu wechselseitiger Toleranz auf. „Für mich ist Demokratie eine Veranstaltung, in der man ungestraft anderer Meinung sein kann – solange rote Linien beachtet werden“, sagte Krüger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. „Diese roten Linien schreibt uns das Grundgesetz ins tägliche Aufgabenheft. Menschenfeindlichkeit, Verachtung von Menschenrechten, Homophobie – solche Positionen überschreiten die roten Linien.“ sagte Krüger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Auf die Frage, warum die Fähigkeit, andere Meinungen auszuhalten, oft unterentwickelt sei, antwortete Krüger: „Es könnte sein, dass wir der Demokratie zu viel abverlangt haben an Empowerment und Sichtbarkeit für alle möglichen Formen von Benachteiligung und Marginalisierung. Daraus ist möglicherweise eine Überforderung von Menschen entstanden, die auf die Demokratie zurückwirkt.“ antwortete Krüger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Heute bänden sich viele an bestimmte gesellschaftliche Gruppen, die sich abstoßend gegenüber anderen Gruppen positionieren, so Krüger. „Dazu gehören Formen von Disziplinierung derjenigen, die zu einer Gruppe gehören und von dieser Gruppe abweichende Meinungen äußern.“ so Krüger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“. Diese Entwicklung sei für die Demokratie problematisch, warnte der langjährige Bundeszentralen-Chef. „Denn es kommt darauf an, freie und offene Diskurse auszuhalten. Familienangehörige, Freunde oder Nachbarn müssen anderer Meinung sein können als man selbst, ohne dass man nachtragend wird“, so Krüger. so Krüger dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“.
Krüger wurde selbst in Thüringen geboren, scheidet an diesem Sonntag aus dem Amt und wird am Freitag nach 25-jähriger Amtszeit offiziell in den Ruhestand verabschiedet.
Quelle: Mit Material der dts Nachrichtenagentur. ✨ durch KI bearbeitet, .
