Am Mittwoch (04.07) fand die erste Vorstellung des Circus Krone in Osnabrück statt. Im Vorfeld war über die Veranstaltung heftig diskutiert worden, weil auch wilde Tiere bei den Vorführungen im Einsatz sind. Bei der Premiere heute kam es zu einem Unfall – Eine Elefantenkuh stürzte und fiel in die Besuchermanege. Gibt das den Kritikern Recht? Ein Kommentar von Sophie Scherler.

Um als Journalist über die Tierhaltung im Circus Krone schreiben zu können, ist es nötig beide Seiten zu kennen. Man muss sich mit Kritikern, aber auch Befürwortern auseinander setzten, sonst kann man kein objektives Bild liefern. Deswegen war ich im Vorfeld der Vorführung mit dem Wildtierdompteur Martin Lacey Jr. verabredet und habe mich im Zirkus umgesehen.

Erste Eindrücke

Ich bin weder Tierärztin, noch eine Expertin für die Haltung von Wildtieren, aber ich wollte mir trotzdem einen Eindruck von den Haltungsbedingungen im Zirkus schaffen. Rund 100 Tiere sind in der Anlage untergebracht, darunter Vögel, Elefanten, Tiger und Pferde. Auf mich wirkte keines der Tiere nervös oder gestresst, tatsächlich dösten die meisten Raubkatzen entspannt in der Sonne (was für Katzen aller Art normal ist, sie dösen zwischen 18 und 22 Stunden am Tag). Regelmäßig werden die Tiere untersucht, gefüttert und die Gehege gereinigt. Es liegt kein Dreck herum und die Wildtiere haben weder Verletzungen noch scheinen sie sich abnormal zu verhalten. Allerdings konnte ich mir nur einen kurzen Eindruck verschaffen und weiß nicht, ob es sonst vielleicht anders ist.

Tiger

Dompteur aus langer Tradition

Martin Lacey Jr. ist der Wildtierdompteur im Circus Krone. Er arbeitet seit vielen Jahren mit Raubkatzen und hat ein inniges Verhältnis zu ihnen. Wenn er ihre Namen ruft, kommen die Löwen und Tiger an das Gehege und lassen sich den Kopf streicheln. Auf die Frage, wie er zu der Kritik an dem Circus steht sagt er uns: „Bei uns kann ich das nicht verstehen. Das Dressieren von Tieren beruht nicht auf Zwang, sondern auf Vertrauen. Außerdem ist der Circus die am meisten kontrollierten Form der Tierhaltung in Deutschland, die Standards sind hier sehr hoch. Natürlich gibt es außerhalb von Deutschland anderen Bedingungen, da kann ich die Kritik verstehen. Die Tiere bekommen dort keinen Auslauf und es gibt auch keine Winter-Quatiere“. Der Circus betont außerdem, dass die Dressurübungen an die natürlichen Bewegungen der Tiere angelehnt sind und sie viele Beschäftigungsmöglichkeiten erhalten.

Ein Unfall mit Folgen?

Ich entschied mich, mir die Vorstellung anzusehen, um mir eben diese Dressurübungen anzusehen. Doch gleich am Anfang geschah der Unfall, über den wir schon vor einigen Stunden berichteten. Eine der Elefantendamen stürzte während Vorführung und fiel in die Zuschauerränge – genau dort, wo ich saß. Danach brach in der Manege Panik unter den Besuchern aus, sie rannten fluchtartig aus dem Zelt, auch ich. Bereits wenige Minuten später hatten die Mitarbeiter die Situation wieder unter Kontrolle gebracht. Die Elefantenkuh hatte sich eine Schürfwunde zugezogen, sich aber nicht schlimmer verletzt. Einige Besucher (darunter auch ich) erlitten Schürfwunden und blaue Flecken, aber niemand wurde ernsthaft verletzt. In der Pause sprachen wir mit Jana Mandana-Krone: „So eine Situation hatten wir noch nie, nicht ein Mal in 20 Jahren. Eine der Elefantendamen hat die anderen wohl angerempelt und als sie fiel, wollten die anderen zur Hilfe kommen. Da sie aber nicht aufstehen konnte, wurden die Tiere panisch. Wir mussten dann Ruhe in die Situation bringen und zeigen, dass wir helfen werden. Ich bin froh, dass sich weder der Elefant noch die Besucher ernsthaft verletzt haben“. Im Anschluss kam eine Tierärztin, die sich den Elefanten anschaute.

Wilde Tiere in die Wildnis

Einige Minuten später ging die Vorstellung weiter, als wäre nichts gewesen. Die Mitarbeiter des Circus haben schnell und professionell reagiert und so wohl Schlimmeres verhindert. Doch so ein Unfall zeigt, dass der Umgang mit wilden Tieren immer Gefahren mit sich bringt. Auch wenn die Tiere im Circus gut versorgt werden, lange leben und man sich für ihren Schutz einsetzt – für mich gehören Wildtiere nicht in die Manege. Die Tiertrainer lieben ihre Schützlinge zwar, das sieht man, aber ein solcher Vorfall muss Augen öffnen. Wilde Tiere müssen wild leben – den Menschen und den Tieren zu Liebe.

Aber das ist nur meine Meinung. Am Ende muss jeder selbst entscheiden, ob er sich wilde Tiere im Zirkus ansehen möchte, oder nicht.