Wie sicher sind die Corona-Apps?

Aktuell lassen sich zahlreiche Apps, die sich auf unterschiedliche Art und Weise mit dem Corona-Virus beschäftigen, in App-Stores finden. Was ist bei diesen Apps bezüglich des Datenschutzes zu beachten? Wir haben bei der Piratenpartei Kreisverband Osnabrück und beim Chaostreff Osnabrück e.V. nachgefragt.

Letzte Woche Dienstag, am 7. April 2020, wurde die neue Corona-Datenspende-App des Robert Koch-Instituts (RKI) vorgestellt. Durch die App ist es möglich, bestimmte medizinische Daten wie Plus, Blutdruck und Schlafverhalten anonymisiert an das RKI übermitteln. Zur Verwendung der App wird jedoch zwingend eine Smartwatch benötigt. Eine weitere App, die aktuell in Zusammenarbeit mit der Bundeswehr entwickelt wird, ist die Contact-Tracing App. Sie basiert auf Bluetooth-Technologie und soll zur Nachverfolgung sozialer Kontakte dienen. Dafür werden mithilfe einer Bluetooth-Verbindung die Daten anderer Personen, denen man nähergekommen ist, abgespeichert. Im Falle einer Infektion lässt sich dann ein Kontaktnetzwerk rekonstruieren.

RKI-App wird mit gemischten Gefühlen aufgenommen

Die bereits veröffentlichte RKI-App wird bisher mit gemischten Gefühlen aufgenommen. Zwar wurde sie inzwischen schon mehr als 100.000 mal im Google Play Store heruntergeladen, aber dennoch tauchen viele Probleme bei der Nutzung auf. Bisher werden nicht alle Smartwatches erkannt und welche Daten gespendet werden, lässt sich bei manchen Usern nicht nachvollziehen. Aus Sicht des Chaostreff Osnabrück e.V. ist die App gerade deshalb problematisch. Außerdem kann man den Programmcode nicht einsehen, wodurch aus Sicht des Chaostreff die Versprechungen des RKI bezüglich der Anonymität und der Datensicherung nicht überprüft werden können.

Tracing-App entfacht Hoffnung bei den Experten

Bezüglich der Tracing-App sind die Experten des Chaostreff Osnabrück e.V. zuversichtlicher als bei der App des RKI. „Es freut uns, dass die Entwicklung nach aktuellem Stand mit PEPP-PT (Pan European Privacy-Preserving Proximity Tracing) auf einen offenen Standard hinauszulaufen scheint. Damit wäre es dann auch möglich, auf einfache Art und Weise sehr datensparsam Kontaktnetzwerke im Infektionsfall zu rekonstruieren – wenn sie richtig implementiert werden.“, sagt Eric Lanfer, stellvertretender Vorsitzender des Chaostreff Osnabrück e.V. Zusätzlich weist er darauf hin, dass der Chaos Computer Club e.V. (CCC) zehn Prüfsteine für die Beurteilung von Contact-Tracing-Apps ausgearbeitet hat. Sie beschäftigen sich mit Aspekten wie Privatsphäre, Transparenz, Anonymität und der Überwachung von Kommunikation. Nach Einschätzung des Chaostreffs müsste anhand dieser Minimalanforderungen eine konkrete App und die dazugehörige Serverstruktur entwickelt werden.

Piraten stimmen mit den Forderungen des CCC zu

Der Kreisvorstand der Piratenpartei Osnabrück stimmt den allgemeinen Forderungen des CCC zu. Der Partei ist es wichtig, dass bei der Nutzung und vor allem bei der öffentlichen Diskussion ein gesunder Mittelweg zwischen Technikgläubigkeit und Technikskepsis gefunden wird. Die Diskussion über die Bedeutung des Datenschutzes begrüßen sie aber. Christian Nobis, Vorsitzender des Piratenpartei KV Osnabrück, teilte mit, dass Nutzer nicht durch anderweitige Einschränkungen behindert werden sollen. Den Versuch, die Ausbreitung des Corona-Virus durch eine App einzudämmen, hält die Piratenpartei grundsätzlich aber für eine gute Idee.

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