Am Mittwoch, den 19. März, stellte die Polizeiinspektion Osnabrück der Presse die neue Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2024 für Stadt und Landkreis Osnabrück vor. Natalia de Vries, Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes der Polizeiinspektion Osnabrück, Oliver Voges, Leiter der Polizeiinspektion, Polizeirat Volker Scholz und Kim Junker-Mogalle, Pressesprecherin der Polizeiinspektion, ziehen Bilanz über Kriminalität und Aufklärungsrate des letzten Jahres. Am Ende äußerte sich Oberbürgermeisterin Katharina Pötter zu den bisherigen Ergebnissen des Zehn-Punkte-Programms zur Stärkung der Sicherheit in der Osnabrücker Innenstadt, dessen Bestandteil die Verbotszone für Alkohol und Waffen am Neumarkt und um die Johannisstraße ist.
Drittbester Wert in 30 Jahren
Zunächst lässt sich festhalten, dass die Gesamtkriminalität im Vergleich zum Vorjahr mit 31.935 Fällen um 7,03 % gesunken ist und die Aufklärungsquote mit 61,00 % auf einem stabil hohen Niveau mit einem leichten Anstieg um rund einen Prozentpunkt im Vergleich zum Vorjahr. „Das ist in den letzten 30 Jahren unser drittbester Wert in Sachen Aufklärung,“ freut sich Inspektionsleiter Oliver Voges über die Statistik. Auch die Gesamtfallzahlen waren vor der Coronazeit noch deutlich höher. In der Stadt ist die Kriminalität sogar stärker gesunken als im Landkreis.
Gesetzesänderung beeinflusst die Opferstatistik
Einige Änderungen in der Statistik im Vergleich zu den Vorjahren sind nach Aussagen der Polizeiinspektion durch Gesetzesänderungen zu erklären. So gab es einen Anstieg von 110 Kriminalitätsopfern, was damit zusammenhänge, dass es im Jahr 2022 im Strafgesetzbuch vier neue Opferdelikte gab, bei denen vorher das Opfer juristisch als „Geschädigter“ aufgefasst wurde. Im Grunde hat sich also nicht viel verändert, die Menschen, denen diese Straftaten widerfahren, werden einfach nur anders erfasst und fließen nun als Opfer in die PKS ein.
Ausländische Straftäter – Rückgang tatverdächtiger Flüchtlinge
Betrachtet man die Statistiken zu den Gesamttatverdächtigen, fällt auf, dass es in den letzten 10 Jahren im Jahr 2015 mit Abstand die meisten Straftaten gab, vor allem im Landkreis. Natalia de Vries verweist darauf, dass dieser extreme Anstieg vor allem mit ausländerspezifischen Straftaten wie der illegalen Einreise während der großen Flüchtlingswelle zusammenhänge. Allerdings offenbart die um die ausländerspezifischen Straftaten bereinigte Statistik ebenso einen nicht geringen Anteil der Flüchtlinge an den Tatverdächtigen der Gesamtheit, wenn auch dieser von 2023 auf 2024 von 1.036 auf 854 gefallen ist. Jedoch geht aus den Statistiken nicht hervor, ob der Rückgang durch den Rückgang der Gesamttatverdächtigen zu erklären ist. Allgemein haben aber nichtdeutsche Tatverdächtige immer noch ein hohes Niveau. Im Vergleich zum Vorjahr ist ihr Anteil an den Gesamttatverdächtigen mit 36,97 % fast stagniert. In diese Gruppe fallen unter anderem auch Touristen, ausländische Arbeitnehmer oder Ausländer mit festem Wohnsitz im Inland.
Besorgniserregende Kinder- und Jugendkriminalität
Obwohl bei allen Altersgruppen unter 21 Jahren die Zahlen der Tatverdächtigen rückläufig ist, ist sie bei Kindern weiterhin vergleichsweise hoch und dort nur von 623 auf 616 Fälle im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Der Rückgang der Zahlen, der bei Heranwachsenden und Jugendlichen stärker ausfällt als bei Kindern, ist unter anderem durch die Teillegalisierung von Cannabis zu erklären, da der Gesamtrückgang in der U21-Gruppe bereinigt um Rauschgiftdelikte nur noch -0,92 % beträgt. De Vries bringt auch ein verändertes Anzeigeverhalten ins Spiel, das erklären könnte, warum etwa die Zahl bei den Kindern kaum zurückgegangen ist. Sie zeigt sich darüber hinaus besorgt über den Anstieg von Rohheitsdelikten wie Raub oder Körperverletzung sowie von Strafttaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung. „Die Verbreitung pornografischer Schriften macht bei den unter 21-Jährigen einen großen Bereich aus. Häufig fehlt dort noch das Bewusstsein, dass es problematisch ist, solche Bilder zu versenden. Wir bemühen uns deshalb mittlerweile verstärkt um Aufklärungsarbeit an den Schulen,“ erklärt sie den Trend in diesem Deliktfeld. „Es ist besorgniserregend, dass mehr als jede dritte Raubstraftat von unter 21-Jährigen begangen wird und fast 15 % der Pornodelikten von Kindern. Letzteres spiegelt ein problematisches Medienverhalten wider und wir müssen dort auf jeden Fall verstärkt die Eltern in die Pflicht nehmen,“ ergänzt Oliver Voges.
Anstieg sexueller Belästigungen
Bei den Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist der Rückgang um 19,47 % von 940 auf 757 Fälle im Vergleich zum Vorjahr vor allem mit dem Rückgang in der Gruppe „Verbreitung pornografischer Schriften“ zu erklären, wo es trotz des vorher betrachteten Problemverhaltens in jungen Altersgruppen insgesamt eine Reduktion von 535 auf 311 Fälle gab. Dennoch ist dieser Strafttatbestand immer noch mit 41,08 % sehr dominant. Leider gab es im Falle sexueller Belästigung wiederum einen Anstieg um 21 Fälle von 116 im Jahr 2023 auf 137 im Jahr 2024. Eine gute Nachricht ist dagegen die immer noch hohe Aufklärungsquote von 87,71 %, auch wenn diese im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken ist.
„Die Gesellschaft wird gewalttätiger“
Die sogenannten Rohheitsdelikte und Straftaten gegen die persönliche Freiheit, zu denen neben Raub auch Körperverletzung, Bedrohung und Menschenhandel gehören, sind von 5.520 auf 5.250 zurückgegangen. Die Aufklärungsquote ist mit 88,48 % nahezu gleichbleibend hoch. Ein Anstieg im Tatbestand der Bedrohung sei durch eine Gesetzesänderung zu erklären, da mittlerweile auch die Androhung, Eigentum von hohem Wert Schaden zuzufügen, darunter fällt. Dennoch schätzt die Polizei die Zahlen als besorgniserregend hoch ein. Im Jahr 2015 etwa gab es nur 4.130 Fälle von Rohheitsdelikten, mehr als 1.000 Fälle weniger als im letzten Jahr. „Die Statistik macht deutlich, dass eine Langzeitbetrachtung wichtig ist. Die Gesellschaft wird gewalttätiger,“ schlussfolgert Oliver Voges. „Und das ist nur das Hellfeld, also das, was zur Anzeige gebracht wurde,“ fügt Polizeirat Volker Scholz mit Verweis auf die Dunkelfeldstudie des Bundeskriminalamtes (BKA) hinzu, die darüber mehr Aufschluss geben wird, aber für 2024 noch nicht veröffentlicht ist.
Messerangriffe stellen Polizei vor Herausforderungen
Eine besondere Tatbestandsgruppe der Rohheitsdelikte sind die Messerangriffe, die in letzter Zeit häufiger Schlagzeilen gemacht haben und gerade im öffentlichen Raum für die Menschen eine große Sorge darstellen. In der Tat gab es einen leichten Anstieg in Fällen von 123 auf 129, wobei dieser vor allem auf den Landkreis zurückzuführen ist, während es in der Stadt sogar einen leichten Rückgang gab. Dabei muss erwähnt werden, dass 87 Fälle zu keiner Verletzung führten, weil auch die Drohung mit dem Messer in diese Gruppe gerechnet wird, allerdings endete auch ein Fall tödlich. Scholz erklärt, dass die Polizei angesichts der höheren Präsenz von Messern, die auch eine Gefährdung für die Einsatzkräfte darstellen, zu neuen Taktiken greifen muss: „Wir passen unser Training fortlaufend an. Besonders wichtig ist, wenn jemand ein Messer zieht, Abstand zu halten. Und dann muss man abwägen, ob man von körperlichem Zwang oder als Ultima Ratio von der Schusswaffe gebrauch machen muss. Doch dazu soll es eigentlich gar nicht kommen, wir versuchen immer zunächst verbal zu deeskalieren.“ Voges bedauert die Entwicklung, die dazu führe, dass die Polizei immer mehr auf Distanz zu den Bürgern gehen müsse, und fordert eine verschärfende Gesetzesänderung: „Warum hat überhaupt jemand ein Messer in der Innenstadt dabei?“
„Nicht hinzunehmen“ – Gewalt gegen Einsatzkräfte
Doch nicht nur Messerstecher bedrohen Einsatzkräfte bei ihrer Arbeit. Im Tatbestand „Widerstand gegen die Staatsgewalt“ gab es einen leichten Anstieg von 257 auf 266 Fälle. Fasst man andere Tatbestände wie Bedrohung mit ein, wurden insgesamt 709 Polizeibeamte 2024 Opfer von Angriffen. „Zwar sind die Täter häufig Menschen in Ausnahmesituationen, häufig auch mit psychischen Auffälligkeiten, die so bei den Einsätzen überreagieren. Dennoch ist das nicht hinzunehmen,“ betont de Vries. „Einige Kollegen werden fast täglich beleidigt oder angegriffen. Häufig ist Alkoholeinfluss im Spiel, nicht selten Freitag und Samstag Nacht. Aber auch im Kontext von häuslicher Gewalt, wo dann auch die Einsatzkräfte angegangen werden,“ erläutert Voges die Situation der Polizeibeamten in Osnabrück. Besorgniserregend sei aber auch die Zunahme der Angriffe gegen Rettungskräfte, auch wenn hier die absoluten Zahlen immer noch im niedrigen zweistelligen Bereich liegen. Durch die gemeinsame Vergabe von Einsatzstichworten bemühe sich die Polizei zunehmend, die Rettungskräfte zu unterstützen, wie Scholz ergänzt.
Häusliche Gewalt steigt an
Für häusliche Gewalt liegen nur die Zahlen des Vergleichsjahres 2023 vor, da erst seit 2022 die bundeseinheitliche Definition für häusliche Gewalt existiert, die unter anderem auch psychische Gewalt umfasst, wobei ungefähr die Hälfte Körperverletzungen darstellen. Die Zunahme der häuslichen Gewalt von 1.497 auf 1.669 Fälle folgt einem bundesweiten Trend und konfrontiert auch die Polizisten mit einer verstärkten emotionalen Belastung. Nur etwa ein Drittel der Opfer sind männlich. „Mitgezählt werden aber nur direkt Betroffene. Sekundäropfer wie Familie und Kinder, die die häusliche Gewalt miterleben, sind in der Statistik nicht gezählt,“ erläutert Voges und verweist auf die Netzwerkarbeit der Polizei zu den betroffenen Familien sowie Maßnahmen wie die Fußfessel, wodurch die langfristige Bedrohung durch die Täter reduziert werden könne.
Weniger Todesopfer durch Straftaten
In der Kategorie der Straftaten gegen das Leben, also in erster Linie den Fällen, wo ein Mensch nicht nur verletzt wird, sondern leider Gottes zu Tode kommt, gibt es einen leichten Anstieg von 19 auf 26 Straftaten und die Aufklärungsquote sank leicht von 94,74 % auf 88,46 %. De Vries betont aber, dass in der PKS 2024 wegen geänderter Erfassungsmodalitäten noch einige Fälle von 2022/23 enthalten seien und die Statistik nicht so schlimm ist, wie sie aussieht: „Wenn man diese herausrechnet, haben wir für 2024 nur 14 Fälle, wovon 9 vollendet waren und 8 der vollendeten der fahrlässigen Tötung zuzurechnen sind.“ Viele dieser fahrlässigen Tötungen seien tatsächlich häufig im medizinischen Bereich durch Behandlungsfehler oder das Vernachlässigen von alten Menschen verortet.
Starker Rückgang bei Fahrraddiebstählen
Bei den Diebstählen gibt es einen Rückgang um 485 Fälle auf 10.916 Taten. Man führt die Entwicklung auf „erfolgreiche Konzepte mit zentralen Ermittlungsgruppen“ zurück, wie de Vries erklärt. Gerade bei Fahrraddiebstählen sei der Rückgang von 2.142 auf 1.747 Taten mit Ermittlungserfolgen, gerade gegen gewerbsmäßige Täter, zu erklären, aber auch die Geschädigten hätten mitgeholfen, indem sie vermehrt GPS-Sender in ihre teuren Räder, die häufig Ziel von Diebstählen werden, verbauen würden. Die Aufklärungsquote stieg dadurch von 10,83 % auf 15,05 % an. Bei Wohnungseinbrüchen lässt sich ebenfalls ein Rückgang verzeichnen, es gab im Jahr 2024 nur 338 Fälle, im Vorjahr 371, was die Polizei auch mit verstärkten Sicherheitsmaßnahmen an Fenstern und Türen durch die Einwohner begründet. Allerdings ist die Aufklärungsquote von 22,10 % auf 14,50 % zurückgegangen, was gegen den Gesamttrend der Diebstahlsaufklärung geht (von 33,83 % auf 36,44 %).
Erfolgreiche Maßnahmen gegen Betrugsanrufe
In der Gruppe Vermögens- und Fälschungsdelikte gab es ingesamt einen Rückgang um 412 Fälle auf 5.531 Fälle im Jahr 2024 und auch die Aufklärungsquote ist von 61,35 % auf 66,97 % angestiegen. Einen großen Beitrag hat hier die Halbierung der Fallzahlen von 874 auf 419 Fälle im Bereich Schockanrufe geleistet. Darunter fallen Betrugsmaschen, bei denen meist ältere Menschen von angeblichen Familienangehörigen („Enkeltrick“) oder falschen Polizeibeamten angerufen und zur Herausgabe gewaltiger Bargeldsummen bewegt werden. Grund für den Rückgang der Zahlen ist einerseits das erfolgreiche Vorgehen der Zentralen Ermittlungsgruppe (ZEG) Senior, die auch grenzüberschreitend beispielsweise in Kooperation mit polnischen Beamten gewerbsmäßige Betrugscallcenter hochgenommen hatten. Ein zweiter Baustein war die Aufklärungsarbeit, für die stellvertretend die wiederholt veranstaltete Theateraufführung „Fall ich drauf rein? NEIN!“ stehen kann, die von einem Präventionsteam aus Polizeiinspektion, dem Präventionsverein Osnabrück und der Theatergruppe Silberdisteln 2.0. Allerdings sei das Dunkelfeld bei den Schockanrufen sehr groß, wie Voges betont: „Die Scham, wenn man auf so einen Betrug hereingefallen ist, ist sehr groß bei den Betroffenen. Häufig wird das nicht einmal den Angehörigen mitgeteilt.“
Teillegalisierung von Cannabis lässt Fallzahlen sinken
Die Teillegalisierung von Cannabis war ein Hauptkontributor für das Sinken der Fallzahlen von 2.159 auf 1.205 Fälle im Bereich der Rauschgiftdelikte, die Cannabisfälle sanken alleine um fasst 1.000 Fälle von 1.404 auf nur 522 Fälle. Aber auch bei den meisten anderen Drogen gab es einen zumindest leichten Rückgang. Die Polizei kritisiert dabei die aktuelle Form des Konsumcannabisgesetzes vor allem auch, weil es noch zu wenig Handlungssicherheit für Kontrollen von Verstößen gegen die Betäubungsmittelgesetzgebung gebe, zu wenig Präventionsmaßnahmen und gegen den weiterhin illegal existierenden Schwarzmarkt. „Der Eigenanbau kann den Bedarf alleine nicht decken,“ kommentiert Oliver Voges. Es sei noch nicht absehbar, ob Cannabis als Einstiegsdroge die Fallzahlen im Zusammenhang mit illegalen Drogen in Zukunft noch ansteigen lassen könnte. Allerdings könnte auch jetzt schon der Konsum bei den anderen Drogen höher sein, als die Zahlen suggerieren, da laut Voges härtere Drogen häufig in denselben Milieus wie Cannabis konsumiert werden würden, und die Kontrollen durch die neue Gesetzgebung dort allgemein schwieriger seien. Auch Oberbürgermeisterin Katharina Pötter schließt sich der Kritik an: „Die Stadt teilt diese Kritik. Es fehlen flankierende Maßnahmen und flächendeckende Kontrollen sind aktuell nicht möglich, nicht einmal dort, wo jeglicher Drogenkonsum explizit verboten sind.“
Sicherheit in der Osnabrücker Innenstadt
In Anschluss an die Vorstellung der PKS 2024 ziehen die Vertreter der Polizeiinspektion und die Oberbürgermeisterin Bilanz über das „Zehn-Punkte-Programm zur Stärkung der Sicherheit in der Osnabrücker Innenstadt“, das von der Stadt auf den Weg gebracht wurde. Mit insgesamt 4.169 Straftaten in der Innenstadt wurde wieder das Niveau der Vorcoronazeit erreicht. Dabei habe es in zentralen Deliktgruppen Rückgänge gegeben. Bei sexueller Belästigung sind die Fälle leicht zurückgegangen, aber in der Innenstadt sind die erfassten Fälle im Hellfeld auch nicht sehr viele. Viel zentraler sind die Rohheitsdelikte wie Körperverletzungen, bei denen es insgesamt einen Rückgang um 16 Fälle auf 653 Delikte gegeben hat, wobei ein Anstieg bei Körperverletzungenzu verzeichnen ist. Diebstahl, der insgesamt 48 % der Tatgruppen in der Innenstadt ausmacht, ist ingesamt gesunken, wobei es einen Anstieg bei den Ladendiebstählen gab, die „das höchste Niveau der vergangenen 10 Jahre erreicht hatten,“ wie Voges bekannt gibt. Auch bei Sachbeschädigung, wovon fast die Hälfte Graffiti-Straftaten waren, sind die Zahlen auf 386 Fälle gesunken.
Das sind die Maßnahmen
Das Zehn-Punkte-Programm sieht vor allem Maßnahmen im Bereich Neumarkt und Johannisstraße vor. Zum eine Zone, in der das Konsumieren von Alkohol und das Tragen auch von legalen Waffen wie Messern untersagt ist. Dazu soll noch eine Videoüberwachung kommen sowie eine Ausbesserung der Straßenbeleuchtung zur Erhöhung des subjektiven Sicherheitsbefindens und eine Verbesserung der Sauberkeit der Innenstadt in Zusammenarbeit mit dem Osnabrücker ServiceBetrieb. Auch eine verstärkte Polizeipräsenz durch den Ordnungsaußendienst (OAD) gehört dazu, nicht zuletzt um die Verbote zu kontrollieren. „Man kann nicht alle Straftaten verhindern, aber die Menschen fühlen sich sicherer und Ruhe kehrt in die Stadt ein,“ erklärt Katharina Pötter die Maßnahmen. Es habe bereits viel positive Rückmeldungen von Anwohnern und Gewerbebetreibenden gegeben. „Am Neumarkt und der Johannisstraße ist das Sicherheitsgefühl besser geworden,“ sagt auch Oliver Voges in Hinblick auf die Alkohol- und Waffenverbotszone in der Osnabrücker Neustadt mit Fokus auf Neumarkt und Johannis. Scholz betont, dass kein repressiver Eindruck von den implementierten Sicherheitsmaßnahmen entstehen solle. Er verweist auf Bürgerdialoge vor Ort, wo die Polizei präsent war, um ihre Maßnahmen zu kontrollieren: „Wir verfolgen da einen ganzheitlichen Ansatz. Wir wollen präsent sein für die Bürger, nicht nur als Kontrollstreife, sondern auch ansprechbar sein.“ Dialog und Aufklärung seien Ziel der polizeilichen Arbeit.
Bilanz der Verbotszone am Neumarkt und an der Johannisstraße
Bei der Aufschlüsselung nach Halbjahrestrends im Bereich der Alkohol- und Waffenverbotszone am Neumarkt und um die Johannisstraße lassen sich einige zusätzliche Einblicke gewinnen. Trotz der Maßnahmen gab es im zweiten Halbjahr 2024 einen Anstieg bei Bedrohungen (9 auf 12 Fälle), Raubdelikten (6 auf 12 Fälle), Widerständen gegen die Staatsgewalt (7 auf 18) und bei den Sexualstraftaten eine Stagnation von jeweils 5 Fällen. Durch eine erhöhte Polizeipräsenz lasse sich erklären, dass es mehr Widerstände gegen die Staatsgewalt geben konnte, so Scholz: „Die, die sich der Verbotszone widersetzen, werden konsequent verfolgt.“ Erfreuliche Trends sind der Rückgang der intentionalen Körperverletzungen (104 auf 79 Fälle), Sachbeschädigungen (35 auf 23 Fälle), Rauschgiftdelikte (52 auf 45 Fälle) und Messerangriffe (4 auf 1 Fall). Auch hier sei vor allem der Rückgang der Körperverletzungsdelikte auf die erhöhte Präsenz von Polizisten zurückzuführen. Polizeiliche Kontrollen führten zudem zu zahlreichen Beschlagnahmungen von Waffen. So wurden vom 24. Juni 2024 bis 01. Februar 2025 insgesamt 34 verbotene Waffen, vor allem Messer, und gefährliche Gegenstände sichergestellt. Neben zahlreichen Ordnungswidrigkeiten waren darunter auch 10 Straftatbestände. Als klaren Erfolgsindikator sehen Polizei und Stadt einen drastischen Rückgang der Verstöße gegen die allgemeine Verbotszone im selben Zeitraum. „Weniger Platzverweise zeigen, dass die Maßnahmen greifen, und dass sich die Alkoholverbotszone bei den Menschen etabliert und sie ihr Verhalten ändern,“ bilanziert Katharina Pötter.
Weichen polizeibekannte Gruppen in andere Viertel aus?
Es gibt Spekulationen über Verdrängungseffekte, welche die ausgewiesene Verbotszone untergraben könnten, denn bestimmte polizeilich bekannte Personengruppen, die häufig in der Johannisstraße herumlungerten, halten sich dort seit Errichtung der Verbotszone nicht mehr regelmäßig auf. Die Oberbürgermeisterin hält dem entgegen, dass beispielsweise jüngste Sichtungen bestimmter Gruppen Obdachloser in anderen Stadtteilen häufig nicht mit den Milieus am Johannis zusammenhänge. „Eine Verdrängung ist nicht belegbar. Und dagegen, dass in der gesamten Stadt sich immer mehr Menschen auf der Straße aufhalten, kann man wenig machen. Aber es ist natürlich Aufgabe der Stadt, im öffentlichen Bereich für Ordnung zu sorgen,“ so Pötter.