Mittwochabend, kurz vor 17.00 Uhr. Nach und nach trudeln im Sportpark Gretesch die Aktiven der LG Osnabrück ein. Treffpunkt ist der Athletikraum, in den letzten Jahren dankenswerterweise von Michael Rohling und Jurij Janz nach und nach vom einfachen Geräteraum zu einen vollwertigen Trainingsraum ausgebaut. Spannung liegt in der Luft, ist förmlich greifbar. Die Deutschen Meisterschaften stehen vor der Tür. In der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle geht es an diesem und dem nächsten Wochenende um die deutschen Meistertitel der U20 und der Männer/Frauen. Und die Aktiven der LG Osnabrück sind nicht nur dabei oder gar mittendrin, sie gehören sogar zu den Favoriten.
Drei Wettkämpfe auf hohem Niveau
Allen voran zum ersten Termin Hochspringer Nevio Völkel. Der 17-jährige Schüler der IGS Eversburg hat sich in bei den Landesmeisterschaften in Hannover über die deutsche Jahresbestleistung von 2,08 m geschraubt. Nach dem Gewinn des DM-Titels im Freien im Sommer, als er als Außenseiter im strömenden Regen alle Konkurrenten überraschte, gilt Nevio diesmal als Favorit. Allerdings reisen gleich fünf Aktive mit Bestleistungen von 2,05 bis 2,08 m an, sind also durchaus auf Schlagdistanz zum Osnabrücker. Und haben vor allem ein Ziel: Nevio schlagen. „Nevio hat in der Hallensaison drei Wettkämpfe auf hohem Niveau und sehr konstant absolviert“, geht Trainer Anton Siemer ruhig in den Wettkampf.
Außenseiter, diese Rolle kennt Mika Pikutzki schon von den Meisterschaften der Vorjahre. Als frischgebackener Landesmeister möchte er gern überraschen und die Minichance aufs Finale nutzen. „800 m werden in den Halbfinals oft taktisch gelaufen. Das könnte Mikas Chance sein“, wirft Trainer Anton Siemer die Flinte nicht voreilig ins Korn.
So oder so, Mika wird auch ohne Finalqualifikation am letzten Tag der Wettkämpfe in Dortmund auf der Bahn stehen. Die 4 x 200 m-Staffel ruft. Niclas Brinkmann, Frederik Bätzel, Bela Kluhs sowie Mika setzen gemeinsam mit den Ersatzläufern Matthias Apel und Konstantin Hans eine Tradition fort: Seit 2003 ist fast alljährlich eine LG-Staffel auf Bundesebene dabei. Und wie so oft ist es laut Trainer Anton Siemer eine Wundertüte. „Vom in der Staffel immer möglichen Ausscheiden nach Wechselproblemen bis zu einem Top Ten-Platz. Alles ist möglich.“
„Zuerst geht es vor allem darum, gesund an den Start zu gehen“
Alles ist möglich, das gilt auch für die 3 x 1000 m-Staffel der Männer. 2024 stellte die LG Osnabrück das schnellste deutsche Team, wollte in Dortmund eigentlich nach dem Titel greifen. Nun fällt mit Linus Vennemann der stärkste Läufer mit einer gebrochenen Hand aus. Robin Zernick, Erik Siemer und Andre Rohling (Ersatz Matthias Apel und Mika Pikutzki) wollen sich dennoch so teuer wie möglich verkaufen.
Spannung vor dem Wettkampf, für Trainer Anton Siemer begründet sie sich weniger durch Nachdenken oder Zweifel über zu erzielende Leistungen oder Platzierungen. „Zuerst geht es vor allem darum, gesund an den Start zu gehen“, ist seine etwas überraschende Erklärung. Ein falscher Schritt im Training oder gerade bei der derzeitigen aktuellen allgemeinen Lage eine Erkältung und Grippe – und schon sind alle Chancen perdu. Und dass zudem vor Ort dann oft die Halbfinals und die mögliche Qualifikation für die Finalläufe besonders herausfordernd sind und jede Prognose auf den Kopf stellen können, wissen gerade die 400 m-Langsprinter der LG Osnabrück aus den Vorjahren. Allerdings, und das vergisst er nicht zu erwähnen: „Die Würfel können immer auch in unsere Richtung fallen. Ein Gegner nicht antreten oder überraschend im Halbfinale ausscheiden. Schon ist die Ausgangssituation eine völlig andere.“