HASEPOST
 

Verkehrskollaps in Osnabrück: Verein „Pro Stadtbus“ sieht den ÖPNV „im Koma“

📍Ort des Geschehens: Osnabrück (Gesamtstadt)

Nachdem die HASEPOST bereits mehrfach über den massiven Verkehrskollaps in der Osnabrücker Innenstadt berichtet hat, meldet sich nun auch die Fahrgast-Initiative „Pro Stadtbus Osnabrück“ zu Wort. Der Verein betrachtet das Verkehrsversagen aus der Perspektive der ÖPNV-Nutzer und zeichnet ein dramatisches Bild vom Zustand des Stadtbusverkehrs in der Hasestadt.

Bereits am 27. November hatte die HASEPOST über massive Verkehrsprobleme in der Innenstadt berichtet. Am 10. Dezember folgte der nächste Bericht über einen erneuten Kollaps – konkrete Auslöser für den Kollaps gibt es nicht: weder Umleitungen von der Autobahn noch großartige Baustellen. Es reicht offenbar, wenn die Durchfahrt am Domhof für den Weihnachtsmarkt gesperrt ist (die Grünen wollen diesen Zustand dauerhaft einrichten) und es winterlich kalt ist und einige Menschen deswegen nicht mehr mit dem Fahrrad fahren.

Diagnose für Osnabrück: „Stadtbusverkehr im Koma“

Aus Sicht von Pro Stadtbus sind die aktuellen Ereignisse kein Zufall, sondern Ausdruck eines seit Jahren schwelenden strukturellen Problems. In einer aktuellen Stellungnahme äußert der Verein große Sorge über die fortgesetzte negative Entwicklung des städtischen Busverkehrs. „Massenhafte Verspätungen und Ausfälle ganzer Linienkurse machen die Busnutzung zum Lotteriespiel“, heißt es. Die Abwärtsspirale aus Unzuverlässigkeit und sinkender Nachfrage beschleunige sich zunehmend. Wer Alternativen habe, steige wieder ins Auto – mit der Folge, dass der Individualverkehr weiter zunehme und Busse noch tiefer im Stau stecken.

Aus Sicht der Initiative rächt sich, dass in Osnabrück seit Jahrzehnten zwar über Busbeschleunigung gesprochen, sie aber kaum umgesetzt worden sei. Aktuell drohten sogar weitere Verschlechterungen, etwa durch den geplanten Ausbau der Bramscher Straße, der bei zu schmaler Fahrbahn den Busverkehr zusätzlich ausbremsen könnte.

Unattraktiver Busverkehr treibt Fahrgäste weg

Wer ein Bussystem mit möglichst hohem Kostendeckungsgrad wolle, müsse es attraktiv und zuverlässig anbieten, so Pro Stadtbus. Nur so ließen sich Menschen halten, die frei in ihrer Verkehrsmittelwahl seien – und zugleich neue Fahrgäste gewinnen. Eine konsequente Busbeschleunigung spare zudem Fahrzeuge und Personal und damit Kosten. „Allein dieser Aspekt müsste bei Rat und Verwaltung höchste Priorität haben – angesichts der extrem angespannten städtischen Haushaltslage“, heißt es.

Neben wirtschaftlichen Argumenten verweist der Verein auch auf ökologische Effekte: Kürzere Haltezeiten, weniger Brems- und Anfahrvorgänge sowie geringerer Energieverbrauch. Eine sogenannte „elektronische Busspur“, die Busse über eine Grüne Welle bevorzuge, sei kostengünstig umsetzbar und komme mit wenigen baulichen Veränderungen aus.

Ausfälle durch Staus und Ladeprobleme für E-Busse

Besonders gravierend seien die Folgen der Staus für den laufenden Betrieb. Verspätungen führten zu Lenkzeitüberschreitungen und fehlenden Ladezeiten bei E-Bussen. Die Leitstelle ziehe Fahrzeuge aus dem Verkehr, komplette Linienkurse fielen ersatzlos aus – oft auch in der Gegenrichtung.
Am 1. Dezember seien binnen 90 Minuten 15 Linienkurse kurzfristig als Ausfall gemeldet worden. Die tatsächliche Zahl liege vermutlich noch höher.

Konkreter Vorschlag: längere Grünphasen am Neuen Graben

Einen kurzfristig wirksamen Hebel sieht Pro Stadtbus an der Kreuzung Neuer Graben/Lyrastraße. Eine Rückkehr zu früheren, längeren Grünphasen Richtung Schloss sowie eine Verlängerung der Busspur könnten den Stau entschärfen. Betroffen seien mehr als ein Dutzend Linien. Fahrzeiten von fünf bis zehn Minuten auf einem Abschnitt, der fahrplanmäßig ein bis zwei Minuten vorsehe, seien derzeit keine Seltenheit.

Einseitige Förderung des Radverkehrs wird kritisiert

Abschließend betont der Verein, dass eine Verkehrswende nur mit allen drei Elementen des Umweltverbundes gelingen könne: zu Fuß gehen, Rad fahren und ÖPNV. Die einseitige Förderung des Radverkehrs führe in eine Sackgasse. Beim desolaten Busangebot müsse der freie Fall unverzüglich gestoppt werden.


 
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11
Hallo Welt
Html code here! Replace this with any non empty raw html code and that's it.

  

   

 

Html code here! Replace this with any non empty raw html code and that's it.

Diese Artikel gefallen Ihnen sicher auch ...Lesenswert!
Empfohlen von der Redaktion