Mit „Wie im Himmel“ bringt das Theater Osnabrück eine Musicaladaption des gleichnamigen schwedischen Films auf die Bühne und liefert dabei eine der eindrucksvollsten Produktionen der letzten Jahre. Regisseur Ansgar Weigner gelingt es, die emotional tiefgründige Geschichte mit einer intensiven Figurenzeichnung und einer durchgehend packenden Inszenierung zum Leben zu erwecken.
Ein Dirigent findet zur Musik – und zur Gemeinschaft
Die Handlung folgt Stardirigent Daniel Daréus, der nach einem Herzinfarkt in sein abgelegenes schwedisches Heimatdorf zurückkehrt. Dort übernimmt er den Kirchenchor und begibt sich auf eine Reise der Selbstfindung, die auch die Dorfbewohner verändert. Besonders Daniels Kindheits- und Jugenderinnerungen sind geschickt in die Inszenierung verwoben.
Stimmiges Gesamtbild
Darko Petrovic hat eine Bühne entworfen, die mit wenigen, gezielt eingesetzten Elementen eine große Wirkung entfaltet. Die offenen schwarzen Flächen mit angedeuteten Kirchenfenstern, Mohnblumen und einer jahreszeitlichen Veränderung von winterlicher Kälte zu sommerlicher Wärme spiegeln die emotionale Entwicklung der Figuren wider. Ergänzt durch das atmosphärische Lichtdesign von Ingo Jooß, entsteht eine eindrucksvolle visuelle Kulisse.
Die Choreografie von Sabrina Stein bleibt dezent und harmoniert mit der zurückhaltenden Bewegungssprache des Stücks, während die Kampfchoreografie von Fabian Broermann in entscheidenden Szenen erschütternd realistisch wirkt. Musikalisch überzeugt das Osnabrücker Symphonieorchester unter der Leitung von An-Hoon Song mit einer feinsinnigen Balance aus skandinavischer Volksmusik, Chorklängen, Pop-Elementen und ergreifenden Balladen. Besonders die vielstimmigen Chorpassagen, einstudiert von Sierd Quarré, und „Gabriellas Song“ hinterlassen einen bleibenden Eindruck.

Ein herausfordernder Premierenabend – bravourös gemeistert
Eine besondere Herausforderung ergibt sich am Premierenabend: Hauptdarsteller Jan Friedrich Eggers kann aufgrund einer Erkrankung nicht singen, spielt und spricht seine Rolle jedoch meisterhaft. Die gesangliche Darbietung übernimmt kurzfristig Christian Fröhlich vom Landestheater Linz – eine ungewöhnliche Lösung, die erstaunlich gut funktioniert und vom Publikum mit großem Applaus honoriert wird.
Exzellente Qualität
Schauspielerisch glänzt außerdem Susanna Edelmann als Lena mit einer warmen, ausdrucksstarken Stimme. Hans Gröning überzeugt als strenger Pastor Stig Berggren, während Susanna Panzner in der Rolle der Inger mit subtilen Zwischentönen beeindruckt. Besonders bewegend ist Inga Krischke als Gabriella, deren Darstellung häuslicher Gewalt und deren Befreiungsschlag unter die Haut gehen. André Lassen erzeugt als gewalttätiger Conny eine bedrohliche Präsenz, aber auch Daniel Preis als Arne und Michael Berres als Tore überzeugen durchweg.
Mit „Wie im Himmel“ beweist das Theater Osnabrück erneut seine exzellente Qualität im Musiktheaterbereich. Die Inszenierung berührt mit herausragenden Leistungen auf der Bühne, einer klugen Regie und einer stimmungsvollen musikalischen Umsetzung. Kein Wunder also, dass die meisten Vorstellungen bis zum Ende der Spielzeit bereits ausverkauft sind und es darüber hinaus nur noch Restkarten für die wenigen verbleibenden Termine gibt. Aus diesem Grund wurde bereits der Vorverkauf für weitere Spieltermine in der nächsten Spielzeit geöffnet.