# Selbstversuch: Wo wird man Elektroschrott in der Osnabrücker Innenstadt los? Datum: 03.02.2025 08:00 Kategorie: Aktuell URL: https://www.hasepost.de/selbstversuch-wo-wird-man-elektroschrott-in-der-osnabruecker-innenstadt-los-557311/ --- Er ist lästig und sammelt sich über die Zeit gern mal zu Hause an: Elektroschrott. Anders als Hausmüll kann er jedoch nicht einfach so in der heimischen Mülltonne entsorgt werden. Naturschutzverbände wie beispielsweise der NABU warnen vor einer Entsorgung im Hausmüll, weil einerseits gefährliche Schadstoffe freigesetzt werden oder Akkus sowie Batterien zu einem Brand im Müllfahrzeug führen können und andererseits viel Potenzial hinsichtlich des Recyclings von Materialen ungenutzt bleibt. Deshalb werden beispielsweise Batterien auch in separaten Behältern gesammelt. Unsere Redaktion hat Geschäfte in der Osnabrücker Innenstadt auf die Probe gestellt, um herauszufinden, ob man dort seine kleinen Altgeräte loswerden kann. ## Das sind die gesetzlichen Hintergründe zu Elektroschrott Seit dem 1. Juli 2022 sind Drogerien, Supermärkte und Discounter, deren Verkaufsfläche größer als 800 Quadratmeter ist, dazu verpflichtet, Elektroschrott anzunehmen, wenn diese ständig oder zumindest hin und wieder Elektroartikel im Sortiment haben. So steht es im Elektroschrottgesetz. Bei Geräten mit einer maximalen Kantenlänge von 25 Zentimetern (in unserem Test waren dies Kopfhöher und alte Handys) ist die Rückgabe kostenlos, bei größeren Geräten – beispielsweise Waschmaschine oder Fernseher – gilt das Prinzip: alt gegen neu. Man kann also eine alte Waschmaschine nur abgeben, wenn man eine neue kauft. ### Schäffer und Müller nehmen Elektroschrott entgegen Beim Kaufhaus Schäffer am Nikolaiort lief die Abgabe sehr reibungslos. Dort hat die freundliche Mitarbeiterin nicht nur unsere Tüte mit einem kaputten Gaming-Headset angenommen, man bot uns auch an, jenes Headset vom Erdgeschoss in den zweiten Stock zu tragen. In kurzer Zeit war das alte Teil entsorgt und der Weg in die zweite Etage auch gespart. So geht Service! Auch die Drogerie Müller in der Großen Straße nahm unseren Elektroschrott, ein iPhone 4, an. Die Kassiererin war sich zwar zunächst unsicher, fragte jedoch eine Kollegin, die kompetent weiterhelfen konnte und das alte Mobiltelefon entgegennahm. Müller und Schäffer in der Osnabrücker City. / Foto: Hinnerk Gramm ### dm überzeugt mit nachhaltigem Servicegedanken Keinen Erfolg hatten wir bei dm. Dort hieß es, man würde lediglich Batterien annehmen. Unser altes Handy, ein Nokia N78, mussten wir wieder mitnehmen. Das ist aber auch in Ordnung. Denn mit einer Verkaufsfläche von etwa 540 Quadratmetern muss die Filiale in der Großen Straße nämlich rein rechtlich keinen Elektroschrott annehmen. Auf Nachfrage erklärt uns die Drogeriekette aber, dass man in allen 2.130 Märkten – also freiwillig auch in Filialen unter 800 Quadratmetern – Elektroschrott mit einer maximalen Kantenlänge von 25 Zentimetern annehmen würde. „Für dm-Märkte über der 800-Quadratmetergrenze ist die Rücknahme und die Kennzeichnung verpflichtend, in unseren Märkten unter dieser Grenze bieten wir den Service zusätzlich an“, so Christian Bodin von dm. Die Kolleginnen und Kollegen der Osnabrücker Innenstadt-Filiale wolle man dahingehend noch einmal schulen. Dieses Handy muss zwar nicht, hätte aber entgegengenommen werden sollen. / Foto: Hinnerk Gramm ### Rossmann möchte das Thema schulen und auffrischen Bei Rossmann in der Großen Straße ist unsere Redaktion das alte Nokia-Handy ebenfalls nicht losgeworden – obwohl die Filiale aufgrund der Größe rechtlich dazu verpflichtet gewesen wäre, es anzunehmen. Auf Nachfrage teilte uns Unternehmenssprecher Torben Reisgies mit: „Wir haben den von Ihnen beschriebenen Fall inzwischen prüfen können. Hier kam es, sehr zu unserem Bedauern, zu einem Missverständnis bei unserer Filialkollegin. Entgegen der eigentlich bekannten Prozesse verweigerte sie die sachgemäße Rücknahme von Elektrogeräten. Wir bitten, diesen Umstand zu entschuldigen. Wir haben dies zudem zum Anlass genommen, um weitere Schulungen beziehungsweise Auffrischungen des Themas bei unseren Kolleginnen und Kollegen in der Filiale vorzunehmen.“ Darüber hinaus teilte uns Rossmann mit, dass man grundsätzlich in den Verkaufsstellen alle Elektrogeräte zurücknehme, deren äußere Abmessungen nicht größer als 25 Zentimeter sind. „Diese Rückgabe ist auch ohne den Kauf eines gleichartigen Neugerätes möglich. Ferner sind alle Filialen mit Plakaten ausgestattet und unsere Mitarbeiter sind über eine interne Anweisung über das Vorgehen informiert“, so der Sprecher. Die Rossmann-Filiale in der Osnabrücker Innenstadt. / Foto: Hinnerk Gramm ### Warum eine Umsetzung schwierig ist Wohin eigentlich mit Elektroschrott? Das ist eine berechtigte Frage. Es gibt nämlich keine gesetzliche Kennzeichnung für Geschäfte, die Elektroschrott annehmen müssen. Wer zum Shopping in die City geht, wird normalerweise durch Angebote oder das neueste Produkt im Schaufenster ins Geschäft gelockt. Hinweise zur Rückgabe von Elektroschrott? Fehlanzeige. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher wissen deshalb wahrscheinlich gar nicht, wo sie Altgeräte kostenlos abgeben können. Wer kann schon schätzen, ob ein Geschäft größer als 800 Quadratmeter ist oder freiwillig Elektroschrott annimmt, wenn es kleiner ist? Vielleicht könnte ein entsprechender Service-Aufkleber am Eingang helfen. Damit Geräte letztendlich zurückgenommen werden, müssen Einzelhändler ihr Personal stets schulen – auch diejenigen, die auf Minijob-Basis die Ware verräumen oder gerade den ersten Tag an der Kasse aushelfen. --- Quelle: Hasepost.de - Die Zeitung für Osnabrück