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Schulstreik in Osnabrück: Nicht nur Jugendliche protestieren gegen neue Musterungspflicht

📍Ort des Geschehens: Osnabrück - Innenstadt

Der Bundestag hat das neue Wehrdienst-Modell der Bundesregierung beschlossen. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte dafür, verpflichtende Musterungen für junge Männer wieder einzuführen und die Wehrerfassung zu reaktivieren. Zwar soll der eigentliche Wehrdienst weiterhin freiwillig bleiben, doch alle Männer ab Jahrgang 2008 müssen künftig Fragebögen ausfüllen und zur Musterung erscheinen. Der Beschluss sorgt bundesweit für Unruhe – vor allem unter Jugendlichen, die eine mögliche Rückkehr zur Wehrpflicht fürchten.

Streik gegen Musterungspflicht. / Foto: Dominik Lapp
Etwa 200 Menschen folgten dem Streikaufruf – nicht nur Jugendliche, sondern auch Eltern und Großeltern. / Foto: Dominik Lapp

Osnabrücker Jugend folgt Aufruf zum Unterrichtsboykott

Die Initiative „Schulstreik gegen Wehrpflicht“ rief für den 5. Dezember zum bundesweiten Unterrichtsboykott auf. In Osnabrück schlossen sich auch Fridays for Future und die Linksjugend dem Aufruf an.

Um 11:30 Uhr startete der Protestzug an der Domschule am Herrenteichswall. Von dort zog die Demonstration über den Wall bis zum Schlossgarten. Unterwegs machten die Teilnehmenden – darunter nicht nur Jugendliche, sondern auch deren Eltern und Großeltern – lautstark auf ihre Kritik aufmerksam und skandierten: „Deutsche Waffen, deutsches Geld – morden mit in aller Welt.“

Die Stadtwerke meldeten über ihren WhatsApp-Kanal, dass es wegen des Demonstrationszuges im Busverkehr zu Verspätungen von bis zu 25 Minuten gekommen sei. Ab 13:00 Uhr habe sich der Verkehr langsam wieder normalisiert.

Streik gegen Musterungspflicht. / Foto: Dominik Lapp
Zahlreiche Plakate wurden gestaltet. / Foto: Dominik Lapp

Angst vor neuen Dienstpflichten

Jugendliche befürchten, dass die verpflichtende Musterung ein erster Schritt zu neuen militärischen Dienstpflichten sein könnte. Kritikerinnen und Kritiker bemängeln, der Staat setze zu stark auf militärische Strukturen, statt in Bildung, Ausbildung und Klimaschutz zu investieren. Die Protestinitiativen warnen vor einer gesellschaftlichen Entwicklung, die junge Menschen stärker in militärische Verantwortung drängt.

Streik gegen Musterungspflicht. / Foto: Dominik Lapp
Am 5. Dezember 2025 wurde in Osnabrück erstmals gegen die neue Musterungspflicht gestreikt. / Foto: Dominik Lapp

Kritik von den Jugendlichen

Besonders deutliche Worte fand der Schüler Maximilian von der Osnabrücker Ursulaschule. Er sagte: „Wir sehen, wie Jungoffiziere und Kriegsverbrecher in die Schulen eingeladen werden und den Schülern versuchen zu vermitteln, dass das Sterben für das Vaterland eine gute Sache sei. Dass man aus Dank gegenüber seinem Land gefälligst sein Leben opfern soll. Denn schließlich hat man ja mittelmäßige Bildung in einer vor sich hinrottenden Schule bekommen.“ Er sprach außerdem von „billigen Tricks zur Panikmache wegen eines bevorstehenden Angriffs Russlands“ und warf dem Staat vor, junge Menschen gefügig machen zu wollen.

Streik gegen Musterungspflicht. / Foto: Dominik Lapp
Am Herrenteichswall startete der Demonstrationszug. / Foto: Dominik Lapp

Wie es weitergeht

Mit dem Bundestagsbeschluss ist der Weg für das neue Musterungsmodell frei. Die Proteste zeigen jedoch, dass viele junge Menschen den Kurs der Bundesregierung kritisch sehen und ablehnen. Ob der Streik in Osnabrück ein einmaliges Signal bleibt oder weitere Aktionen folgen, dürfte sich in den kommenden Wochen zeigen. Auch in anderen Städten haben heute solche Schulstreiks stattgefunden.

Niedersachsens Kultusministerin Julia Willie Hamburg reagierte auf diese Proteste mit einer deutlichen Warnung. Sie betonte gegenüber der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, dass es sich um einen normalen Schultag handele und Schulstreiks nicht erlaubt seien.


 
Dominik Lapp
Dominik Lapp
Dominik Lapp ist seit 2023 Redaktionsleiter der HASEPOST. Der ausgebildete Journalist und Verlagskaufmann mit Zusatzqualifikation als Medienberater, Social-Media- und Eventmanager war zuvor unter anderem als freier Reporter für die Osnabrücker Nachrichten, die Neue Osnabrücker Zeitung und das Meller Kreisblatt sowie als Redakteur beim Stadtmagazin The New Insider und als freier Autor für verschiedene Kultur-Fachmagazine tätig. Seine größte Leidenschaft gilt dem Theater, insbesondere dem Musical und der Oper, worüber er auch regelmäßig auf kulturfeder.de berichtet.
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