Reizthema Neumarkt: baut sich der Oberbürgermeister ein Denkmal?

Nicht zuletzt durch eine zunehmende Anzahl von Leerständen im nordwestlichen Teil der Innenstadt, fragen sich immer mehr Osnabrücker, ob es im Stadtrat nicht doch noch einen Kurswechsel beim Thema “Einkaufszentrum am Neumarkt” geben könnte?

Baut sich unser Oberbürgermeister dort womöglich ein Denkmal?
Oder wird es sein politisches Grab?

Was dieser “Großversuch im lokalen Einzelhandel” am Ende tatsächlich für Konsequenzen haben wird, kann man erst in 10-15 Jahren beurteilen. Sollte es wirklich zu einem (weiteren) Überangebot an Gewerbeflächen kommen, wird es dann wohl ein böses Erwachen sein!

Untenstehender Text/Leserbrief wurde uns bereits vor ein paar Wochen zugeschickt. Da das Thema nun wieder an Brisanz gewinnt, haben wir uns jetzt zur Veröffentlichung entschlossen.
Der Autor (der Redaktion persönlich bekannt) möchte wegen seiner herausgehobenen Stellung in der lokalen Geschäftswelt und Kommunalpolitik leider ungenannt bleiben:

“Wer nichts Relevantes politisch vorzuweisen hat, muss sich unbedingt ein Denkmal setzen. Diese altbekannte Weisheit gilt auch für unseren Oberbürgermeister Boris Pistorius. Die Chance hat er im hiesigen Stadtrat ergriffen, als er mit einer selbsternannten “Regenbogenallianz” aus SPD/Grünen/Linken/FDP/UWG/Piraten die Errichtung eines Shopping-Tempels am Neumarkt auf den Weg gebracht hat.
Der Bedeutung der Partei angemessen noch ein kleines Wort zur FDP, die auch “mit an Bord” ist: Es ist fraglich – aufgrund ihres bisherigen Verhaltens – ob sie weiß, was sie da beschlossen hat.
Das alles verrät einem viel über die Denkweise eines Mannes, der eigentlich das Wohl der ganzen Stadt im Auge haben sollte.

Neumarkt Osnabrück

Trotzdem schon alles so gut wie gelaufen ist, möchte ich doch noch einige Aspekte betrachten.

Geschickt haben es die rot-grünen Masterminds hier verstanden, in dem verabschiedeten langen Antrag ihre Verkehrsideologie – in Form der Neumarktsperrung für den Individualverkehr – unterzubringen. Wer von den Bürgerinnen und Bürger hat das mitbekommen bei der überlauten Shopping-Center-Diskussion.

Thema Verkehr: Man will mehr Besucher in unsere Stadt bekommen – aber gleichzeitig nur ein kleines Parkhaus mit 350 Plätzen für das Einkaufscenter zulassen und die Zufahrt erschweren. Da werden sich sicher einige Anwohner noch wundern, was demnächst vor deren Tür los ist.

Ein neuer “urbaner Platz” soll entstehen. Was haben wir nicht alle für Plätze: Marktplatz, Jürgensort, Nikolaiort. Kamp-Promenade, Domplatz, Platz der Deutschen Einheit usw. ?  – und was ist da los – mal mehr, mal weniger. Da muss sich doch keiner falsche Hoffnungen machen: Neumarkt = Busknotenpunkt = viele Menschen, die aber meist nicht “verweilen” wollen.

Die Größe des Shopping-Centers: weit jenseits von 20.000 qm!
Was da gesagt wurde von Verkaufsfläche, Geschossfläche, periodischer Bedarf usw, , da kann man nicht mehr durchblicken. Jeder nennt und wünscht da etwas anderes. Dass es da solche Verwirrung gibt, liegt doch auch am Investor mfi. Hat aber fast keiner gemerkt. Wer soll da rein? Welche Branchen sollen da rein? Juweliere, Buchhandel, Sport und Spielwaren konnte man beispielsweise lesen. Sind das nicht gerade Bereiche, wo der Internetkauf von Jahr zu Jahr zunimmt (Stichwort Amazon)?

Die von der CDU neu ins Spiel gebrachte Bürgerbefragung wurde von den grün-roten  Stadträten niedergestimmt. Bürgerbeteiligung ist also ok, aber nur, wenn rot-grün die Idee hat – seltsames Verständnis von Mitbestimmung. Mal wieder so leere Wahlkampfversprechen von denen.

In dem Beschluss findet sich auch eine Verlegung von Bussteigen in die Johannisstraße. Wenn der Herr Oberbürgermeister mittags am Neumarkt umsteigen würde, hätte er diesem Vorschlag sicher nicht zugestimmt. Das zeigt wieder einmal die Realitätsferne von Rot-Grün. Dass wir “mehr Bus” zukünftig brauchen, dürfte jedem klar sein – aber dann auch mehr Platz auf dem Neumarkt!

Da wird auch immer viel von “Strahlkraft” geredet, wenn es um das Einkaufscenter geht. Manch einer der “Allianz der Centerhörigen” erhofft dann, in einer Reihe mit New York – Paris – London zu stehen, wenn hier Prada und D&G ihre Stores auf Marmorböden öffnen.  Das ist reines Wunschdenken. Schaut man sich andere mfi-Center an, dann folgt doch schnell die Ernüchterung mit C&A und H&M – die es im übrigen hier schon gibt.

Und wenn denn noch die Investoren von mfi vom “Wohl der Innenstadt” reden, frage ich mich, ob man die Firma ernst nehmen kann, denn wenn sie nicht zuallererst am eigenen Gewinn interessiert ist, dann wird sie nicht lange am Markt überleben. Da es sie schon länger gibt, kann sich jeder denken, was er von solchen Worten zu halten hat.

Da gibt es noch viele weitere Punkte, die man eigentlich ansprechen müsste. Einen Punkt greife ich doch noch raus, und zwar “vor der Wahl – nach der Wahl”.
Grüne, SPD und FDP hatten als Obergrenze 18.000 qm genannt – und was haben die jetzt beschlossen? Die CDU war sogar um des Kompromisses willen bereit, ihre Wahlkampfforderung von 12.000 qm aufzugeben und größenmäßig auf die anderen Fraktionen zuzugehen.

Es geht bei solchen komplexen Entscheidungen, die sicherlich viele der Hobbypolitiker im Stadtrat überfordern (es hat auch nur wenige kompetente Wortmeldungen aus den Parteien gegeben, wie man diversen Medien und Veröffentlichungen entnehmen konnte), um die wichtige Weichenstellung für die Innenstadt bzw. die gesamte Stadt für Jahrzehnte. Da bieten sich Chancen und in einem Klein-Klein zwischen den Parteien lassen die sich von Investoren in eine Entscheidung treiben. Die lachen sich doch klammheimlich ins Fäustchen und amüsieren sich über dieses Provinzgebahren der Möchtegerne im Rathaus.

Fazit: Wenn man sich die Bilanz bei den Parteien anschaut, wenn man Worte (Aussagen, Interviews, Programme usw.) und Taten vergleicht, dann kann erschreckenderweise keiner die volle Punktzahl erreichen:
Genosse Henning von der SPD; der in der ganzen Diskussion etwas farblos blieb, landet leider auf dem letzten Platz.
Die Bündnisgrünen mit ihrer Gallionsfigur Hagedorn plazieren sich da schon etwas besser.
Das CDU-Duo Brickwedde & Pötter punktet am besten – aber auch noch verbesserungsbedürftig! Aber wie sagte doch Sepp Herberger: “Das Spiel ist zu Ende, wenn der Schiedsrichter abpfeift.” Dann haben wir ja noch etwas “Spielzeit” vor uns, und es kann noch munter gepunktet werden.

Ein dickes Minus geht zum Schluss an die Stadtverwaltung, die es nicht schaffte (schaffen wollte?), auf ihren Internetseiten die drängenden Fragen zum Einkaufscenter für alle BürgerInnen objektiv zu beantworten.

Autor der Redaktion bekannt. Illustration: Google Maps.


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2011 unter dem Titel "I-love-OS". Die Titelgrafik der HASEPOST trägt dieses ursprüngliche Motto weiter im Logo. Die Liebe zu Osnabrück treibt Heiko Pohlmann als Herausgeber und Autor an. Neben seiner Tätigkeit für die HASEPOST zeichnet der diplomierte Medienwissenschaftler auch für zwei mittelständische IT-Firmen als Geschäftsführer verantwortlich.

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