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Radboulevard und Bahnhofsvorplatz in Osnabrück eingeweiht – mit kleinen Schwächen und weniger grün als erwartet

📍Ort des Geschehens: Osnabrück - Innenstadt

Neuer Glanz am Osnabrücker Hauptbahnhof: Nach gut anderthalb Jahren ist der Umbau des Bahnhofsvorplatzes abgeschlossen. Der Bereich zwischen Busbahnhof und Gebäudekomplex präsentiert sich nun sicherer, übersichtlicher und deutlich komfortabler für Radfahrende und Fußgängerinnen und Fußgänger.

Ein Knotenpunkt wird neu sortiert

Der neue Radboulevard bildet das Rückgrat der Neugestaltung. Er sorgt nicht nur für eine klare, dauerhafte Wegeführung, sondern verbessert vor allem die Erreichbarkeit der 2023 eröffneten Radstation – der zweitgrößten ihrer Art in Deutschland. Auch die Fußwege wurden neu strukturiert. Besonders wichtig: Ein durchgängiges taktiles Leitsystem führt Menschen mit Sehbehinderung nun sicher bis zum Bahnhofseingang.

Von links: Fachbereichsleiter Mike Bohne, Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und Hartmut Dieckmann von der ausführenden Baufirma. / Foto: Dominik Lapp
Von links: Fachbereichsleiter Mike Bohne, Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und Hartmut Dieckmann von der ausführenden Baufirma. / Foto: Dominik Lapp

300 Quadratmeter entsiegelte Fläche

Wo früher Asphalt dominierte, wachsen nun junge Pflanzen und Bäume. Rund 300 Quadratmeter entlang des Radboulevards wurden entsiegelt und neu gestaltet, weitere 110 Quadratmeter kamen in der Bruchstraße hinzu. Fünf neue Bäume dort und ein zusätzlicher Baum in der Heinrich-Heine-Straße stärken die Stadtbegrünung und verbessern das Mikroklima. Was allerdings auffällt: Auf Zeichnungen wurde der Radboulevard deutlich grüner dargestellt als er es geworden ist – und das ist keinesfalls auf die Jahreszeit zurückzuführen. Innerhalb der Zäune befindet sich kein Rasen, wie es eine entsprechende Visualisierung erscheinen ließ, sondern ein braunes Sand-Stein-Gemisch mit Bepflanzungen.

So soll der entsiegelte Radboulevard aussehen. / Foto: Stadt Osnabrück
So sollte der entsiegelte Radboulevard aussehen – mit vielen grünen Rasenflächen (wenn man das Grün so interpretieren möchte). / Foto: Stadt Osnabrück
Statt Rasen gibt's Sand und Kies am Radboulevard. / Foto: Dominik Lapp
Entsiegelt wurden die Flächen, Regenwasser kann also versickern. Aber statt Rasen gab es Sand und Kies rund um die Bepflanzungen (die im Frühjahr natürlich blühen werden und für ein wenig Grün sorgen dürften). / Foto: Dominik Lapp

Rückenwind von der Rathausspitze

Oberbürgermeisterin Katharina Pötter hebt das Gesamtpaket hervor: mehr Sicherheit, bessere Barrierefreiheit und eine klare städtebauliche Aufwertung. Besonders freue sie sich über die Entsiegelungsmaßnahmen und deren positive Wirkung auf Stadtklima und Regenwasserversickerung. „Wir waren voll im Zeitplan und wollen über Gutes berichten, wenn wir Gutes umsetzen“, so Pötter beim Pressetermin am Freitagmittag (12. Dezember).

Auch im Bauprozess lief es rund

Fachbereichsleiter Mike Bohne zeigt sich zufrieden mit der Zusammenarbeit: Er lobt die reibungslose Abstimmung zwischen der Stadt, der Firma Dieckmann, den Anliegern und dem Bahnhofsmanagement. Die Baustelle sei wegen des laufenden Verkehrs besonders anspruchsvoll gewesen. Hartmut Dieckmann von der ausführenden Baufirma erinnerte zudem an die lange Firmengeschichte am Bahnhofsvorplatz – bereits 1930, 1962 und 1999 war sein Unternehmen in Umgestaltungen eingebunden.

Bahnhofsvorplatz Osnabrück. / Foto: Dominik Lapp
Auch der Bahnhofsvorplatz wurde neu gestaltet – mit einem Beet vor dem Hotel und einem taktilen Leitsystem . / Foto: Dominik Lapp

Was alles gemacht wurde

Gestartet wurde im März 2025 – zunächst mit der Räumung wild abgestellter Fahrräder. Anschließend umfassten die Arbeiten unter anderem die Sanierung der Heinrich-Heine-Straße, den Bau des Radboulevards mit neuen Grünflächen und Knotenbereichen, die Umgestaltung der Bruchstraße, die Überarbeitung des Beets vor dem Hotel sowie die Einrichtung des taktilen Leitsystems. Die Zahl der Radbügel wurde wie geplant reduziert, um Konflikte zwischen abgestellten Rädern sowie Fuß- und Radverkehr zu vermeiden.

Bruchstraße wird zur Einbahnstraße

Die Ergebnisse sind sichtbar: klare, sichere und barrierefreie Wegebeziehungen und ein einheitliches Gestaltungskonzept. Künftig erreicht der Kraftverkehr den Bahnhofsvorplatz nur noch über die Heinrich-Heine-Straße – die Bruchstraße wird zur Einbahnstraße in Richtung Wallring.

Erste Räder wurden bereits falsch abgestellt und an den Zäunen angeschlossen. / Foto: Dominik Lapp
Erste Räder wurden bereits falsch abgestellt und an den Zäunen angeschlossen. Sollten noch mehr Räder dazukommen, entsteht ein Hindernisparcours wie zuvor beim provisorischen Radboulevard. / Foto: Dominik Lapp

Kosten und Förderung

Rund 1,3 Millionen Euro kostete der aktuelle Umbauabschnitt. Seit 2023 summieren sich die Ausgaben des Gesamtprojekts auf etwa 2,2 Millionen Euro. Erwartet werden Fördermittel von rund 1,3 Millionen Euro vom Bund aus dem Programm „Stadt und Land“ sowie etwa 169.000 Euro EU-Förderung im Rahmen von „Resiliente Innenstädte“.

Radboulevard
So war die Situation vor dem Umbau und der Entsiegelung. / Foto: Dominik Lapp

Kleine Schwächen sind nicht zu übersehen

Mike Bohne lobt die klare neue Führung und hofft, dass durch die Gestaltung künftig auch weniger Müll rund um den Hauptbahnhof anfällt. Doch schon beim Pressetermin zeigten sich erste Herausforderungen: Erste falsch abgestellte Fahrräder wurden an Zäunen angeschlossen. Autos blockierten zeitweise die Fahrspur, so dass Radfahrende nicht vom Radboulevard zur Radstation hinüberfahren konnten. Und ein Rollerfahrer nutzte regelwidrig den Radboulevard, obwohl dieser ausschließlich für den Radverkehr freigegeben ist.

Der Radverkehr hat hier Vorfahrt – wenn nicht gerade der motorisierte Individualverkehr die Fahrspur blockiert. / Foto: Dominik Lapp
Der Radverkehr hat hier Vorfahrt – wenn nicht gerade der motorisierte Individualverkehr die Fahrspur blockiert. Und das dürfte künftig sicher häufiger vorkommen, wenn dort zu besuchsstarken Zeiten viele Fahrzeuge vorfahren, um Menschen am Bahnhof aus- oder einsteigen zu lassen. / Foto: Dominik Lapp

 
Dominik Lapp
Dominik Lapp
Dominik Lapp ist seit 2023 Redaktionsleiter der HASEPOST. Der ausgebildete Journalist und Verlagskaufmann mit Zusatzqualifikation als Medienberater, Social-Media- und Eventmanager war zuvor unter anderem als freier Reporter für die Osnabrücker Nachrichten, die Neue Osnabrücker Zeitung und das Meller Kreisblatt sowie als Redakteur beim Stadtmagazin The New Insider und als freier Autor für verschiedene Kultur-Fachmagazine tätig. Seine größte Leidenschaft gilt dem Theater, insbesondere dem Musical und der Oper, worüber er auch regelmäßig auf kulturfeder.de berichtet.
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