Mit Abstand und an der frischen Luft: Innenminister Pistorius besucht die ersten Flüchtlingskinder, die aus überfüllten Lagern auf den griechischen Inseln in Niedersachsen aufgenommen worden sind. Vom Landkreis Osnabrück aus, wo sie zwei Wochen in Quarantäne verbracht hatten, werden sie nun im Bundes- und Landesgebiet weiter verteilt. Neben Pistorius steht Landrätin Anna Kebschull. / Foto: Niedersächsisches Ministerium für Inneres und Sport
Die 47 unbegleiteten Kinder und Jugendliche, die am Samstag vor zwei Wochen (18.04.2020) aus Griechenland in Hannover eingetroffen waren, haben ihre zweiwöchige Quarantäne im Landkreis Osnabrück beendet und können nun auf andere Bundesländer sowie aufnahmebereite Kommunen in Niedersachsen verteilt werden.
„Ich danke dem Landkreis Osnabrück und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Einrichtung für ihr großartiges Engagement in den vergangenen zwei Wochen. Sie haben von null auf hundert hervorragende Arbeit geleistet“, sagte der Niedersächsische Minister für Inneres und Sport, Boris Pistorius, der sich am heutigen Montag (04.05.2020) selbst vor Ort einen Eindruck gemacht hat. Pistorius hatte sich seit seinem Besuch auf Lesbos im Herbst vergangenen Jahres dafür eingesetzt, unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus den überfüllten Lagern der griechischen Inseln zu holen und aufzunehmen. Nachdem Bundesinnenminister Horst Seehofer dafür Anfang April seine Zustimmung gegeben hatte, konnten 47 Kinder und Jugendliche in Niedersachsen aufgenommen werden.
Nach wie vor dramatische Situation in Griechenland
In kürzester Zeit und in enger Abstimmung zwischen Bundes- und Landesbehörden – auf niedersächsischer Seite insbesondere dem Innen- und Sozialministerium sowie dem Landesjugendamt – wurden die Voraussetzungen zur Aufnahme dieser unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge geschaffen. „Wir haben mit unserem tatkräftigen Einsatz bewiesen, dass eine Aufnahme auch unter den besonderen Herausforderungen der aktuellen Corona-Pandemie möglich ist“, so Minister Pistorius. „Ich fordere den Bund auf dafür zu sorgen, gemeinsam mit anderen EU-Staaten schnell weitere Kinder aus dem Elend in Griechenland zu holen, diese Aktion darf nur ein Anfang sein. Die Situation auf den griechischen Inseln ist nach wie vor dramatisch.“
Ein Kind wird in Osnabrück aufgenommen
Das Niedersächsische Landesamt für Soziales, Jugend und Familie hat die Stadt Osnabrück am 30. April darüber informiert, dass von den 47 Kindern aus Lesbos, die nach Ihrer Ankunft seit zwei Wochen in Quarantäne waren, 18 Kinder Verwandte in Deutschland haben. Nach der Entscheidung des Bundesinnenministers werden von den übrigen 29 je acht Kinder auf die Stadtstaaten Berlin und Hamburg verteilt. Eine Person kommt auf eigenen Wunsch in das Saarland.
Neue Lebensperspektive für kleinen Jungen
Von den in Niedersachsen verbleibenden 12 Kindern, soll nun nach Angabe des Landesamts ein Junge im Grundschulalter in die Stadt Osnabrück kommen. „Ich freue mich, dass wir von den ersten unbegleiteten Kindern, die aus dem überfüllten Flüchtlingslager Moria in die Bundesrepublik geholt wurden, einem kleinen Jungen in der Friedensstadt eine neue Lebensperspektive bieten können“, so Oberbürgermeister Wolfgang Griesert, der Anfang März in einem Schreiben an Innenminister Horst Seehofer für die Stadt die Bereitschaft zur Aufnahme von bis zu zehn unter 14-jährigen Kindern erklärt hatte. Der Junge wird am Mittwoch, 6. Mai, von Mitarbeitern des Fachdienstes Familie aus der Quarantäneeinrichtung abgeholt und in einer Jugendhilfeeinrichtung untergebracht.