# Prof. Dr. Farhan: vom Medizinstudenten zur Gründung der FIA Academy Datum: 05.08.2025 00:38 Kategorie: Deutschland & die Welt URL: https://www.hasepost.de/prof-dr-farhan-vom-medizinstudenten-zur-gruendung-der-fia-academy-621738/ --- „Ein System, das viel fordert, aber wenig vorbereitet“ – Prof. Dr. Nabeel Farhan über seinen Weg vom Medizinstudenten zur Gründung der FIA Academy Herr Prof. Dr. Farhan, Sie sind heute Facharzt, Unternehmer und Professor. Wer sich Ihre Vita anschaut, sieht einen klaren Weg. Aber war das auch so geplant? Farhan: Nein, überhaupt nicht. Ich wollte einfach Arzt werden. Als ich mit 17 mein Abitur in Mekka gemacht habe, war das Ziel: Medizin studieren, helfen, fertig. Dass ich später mal eine Akademie gründe, war nie Teil des Plans. Sie haben in Heidelberg studiert, was für viele angehende Ärzte in Deutschland ein Traum ist. Wie war das für Sie? Farhan: Ich hatte damals die Möglichkeit, nach Deutschland zu kommen und Heidelberg war eine der renommiertesten Unis. Das Studium dort war anspruchsvoll, aber auch prägend. Besonders spannend war das praktische Jahr: Ich war am Inselspital Bern bei Prof. Carrel, dann in Schwäbisch Hall und in der Neurochirurgie in Heidelberg. Drei komplett unterschiedliche Stationen, fachlich und menschlich. Und dann gleich eine Promotion am DKFZ? Farhan: Genau. Ich habe bei Prof. Fabian Kießling in der Radiologie promoviert. Wir haben an bildgebenden Verfahren zur Darstellung von Tumorangiogenese gearbeitet. Wissenschaftlich war das auf Top-Niveau. Aber es war auch sehr klar: Wer in diesem System mithalten will, muss sich selbst organisieren. Da hilft dir niemand. Nach dem Studium sind Sie dann direkt in die Klinik? Farhan: Richtig. Ich habe in der Anästhesie in Bad Wildungen angefangen, danach Neurochirurgie in Fulda. 2008 bin ich ans Universitätsklinikum Freiburg gewechselt, dort habe ich meine Facharztweiterbildung unter Prof. Zentner, einem der führenden Neurochirurgen in Deutschland abgeschlossen. War das der Auslöser für die FIA Academy? Farhan: Während meiner Facharztweiterbildung habe ich gesehen, wie oft internationale Ärztinnen und Ärzte fachlich stark sind, aber scheitern, weil sie nicht wissen, wie man eine Anamnese hierzulande strukturiert oder mit einem Oberarzt kommuniziert. Da wird dann ein allgemeiner Sprachkurs als Lösung verkauft, obwohl es eigentlich um Fachkommunikation geht. Das war der Punkt, an dem ich gesagt habe: Wir brauchen eine Institution, die genau das trainiert und die Bedürfnisse der internationalen Fachkräfte in den Fokus legt. Was viele nicht wissen: Nebenher haben Sie den Master of Medical Education in Bern gemacht. Warum noch ein Studium? Ganz ehrlich? Weil ich gemerkt habe, dass medizinisches Wissen für die Gründung einer Bildungseinrichtung zur Vermittlung von fachsprachlichen und fachlichen Kenntnissen sowie praktischen Fertigkeiten nicht reicht. Ich wollte verstehen, wie man Lehre besser gestalten kann und was konkret fehlt, um Ärztinnen und Ärzte besser zu integrieren. 2013 haben Sie dann den Förderverein gegründet, 2015 wurde daraus die gGmbH. Was war das Ziel? Farhan: Struktur schaffen. Wir wollten kein Coaching-Startup sein, sondern eine Brücke bauen zwischen Systemanforderungen und zielgerichteter Vorbereitung. Also: Sprachtests, Kommunikationstrainings, Fachprüfungscoaching, aber praxisnah. Heute ist die FIA Academy eine der ersten Adressen für internationale Ärztinnen und Ärzte, die in Deutschland arbeiten wollen. Nebenbei haben Sie auch das FIA Medical Center gegründet. Was war hier die Idee? Farhan: Das war 2020. Wir wollten ein medizinisches Versorgungszentrum schaffen, das multikulturell arbeitet, also wirklich auf Augenhöhe mit internationalen Patienten. Unterschiedliche Fachärzte, verschiedene Sprachen, aber ein gemeinsames Ziel: Qualität ohne Kommunikationslücken. Was würden Sie rückblickend anders machen? Farhan: Vielleicht früher anfangen, lauter sein, klarer fordern. Ich habe lange gedacht, das System würde sich von selbst verbessern, wenn man gute Arbeit leistet. Tut es nicht. Man muss es anschieben. Oder wie wir bei der FIA sagen: Qualität entsteht nicht durch Zufall, sondern durch Wiederholung, Struktur und Mut. Herr Prof. Dr. Farhan, danke für das Gespräch. Farhan: Ich danke Ihnen. --- Quelle: Hasepost.de - Die Zeitung für Osnabrück