# Preisträgerin des Elisabeth-Siegel-Preises: Marion Wenzel vom Autonomen Frauenhaus Osnabrück Datum: 24.10.2025 14:00 Kategorie: Aktuell URL: https://www.hasepost.de/preistraegerin-des-elisabeth-siegel-preises-marion-wenzel-vom-autonomen-frauenhaus-osnabrueck-649505/ --- Alle zwei Jahre wird in Osnabrück der Elisabeth-Siegel-Preis an Frauen verliehen, die besonderes Engagement zur Gleichberechtigung von Frauen bewiesen haben. In diesem Jahr ging der Preis an Marion Wenzel, die sich seit 43 Jahren im Autonomen Frauenhaus für die Rechte von Frauen und ihren Schutz vor häuslicher Gewalt einsetzt. ## Schutz und Gleichberechtigung für Frauen Mit einer bewegenden musikalischen Einlage eröffnete Angelika Bönisch die Veranstaltung am späten Donnerstagnachmittag (23. Oktober), bevor Oberbürgermeisterin Katharina Pötter an das Podium im Friedenssaal des historischen Rathauses trat. Sie erinnerte alle Anwesenden daran, dass der Schutz und die Gleichberechtigung von Frauen gerade in der heutigen Zeit wichtiger ist denn je. Erst im Juni ereignete sich ein Femizid im Stadtteil Schinkel, direkt vor unserer Haustür, so Pötter, und macht somit auf erschütternde Art und Weise deutlich, dass die Arbeit von Marion Wenzel und ihren engagierten Kolleginnen im Frauenhaus leider nach wie vor nötig ist. ### „Geschlechtsspezifische Gewalt geht uns alle etwas an“ Im Rahmen der Preisverleihung rief die Oberbürgermeisterin die Anwesenden außerdem dazu auf, diese Ehrung von Marion Wenzels Arbeit auch als Motivation zu sehen sich weiter konsequent der Gewalt gegen Frauen entgegenzustellen: „Gewalt ist keine Privatsache, niemals. Gewalt ist ein gesellschaftliches Problem, dass sich letztlich nicht nur gegen die Einzelnen richtet, sondern im Ergebnis gegen uns alle.“ ### Kämpferin und Unterstützerin seit 43 Jahren „Es gibt Frauen, die arbeiten nicht einfach, sie kämpfen.“ Mit diesen Worten beschrieb Sabine Strotmann ihre Kollegin Marion Wenzel in ihrer Laudatio. Frau Wenzel sei seit 43 Jahren eine tragende Säule des Autonomen Frauenhauses gewesen und hätte die Kolleginnen wie auch die Bewohnerinnen des Frauenhauses in guten wie in schlechten Zeiten unterstützt. „Du warst da, wenn andere nicht mehr konnten“, erzählt Sabine Strotmann weiter. „Du hast Generationen von Frauen gestärkt. Du hast gezeigt, dass feministische Haltung wichtig ist und, dass Widerstand notwendig ist.“ ### Feministisches Engagement ist auch weiterhin nötig Auch die Preisträgerin selbst nutzte ihre Dankesrede, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Arbeit im Frauenhaus und auch der generelle Kampf gegen Gewalt gegen Frauen weiterhin nötig ist, denn Änderungen in der Gesetzgebung und in der Politik, sowie die Vereinbarung in der Istanbul-Konvention gegen häusliche Gewalt hätten bisher nicht zu einem Rückgang von Gewalt gegen Frauen geführt. „Femizide sind keine sogenannten Familien- oder Eifersuchtsdramen, sondern sie sind Ausdruck von systematischer Gewalt, Macht, Kontrolle und Frauenhass. Gewalt, die immer wieder tödlich endet“, sagte Marion Wenzel in ihrer Dankesrede. Fast jeden dritten Tag tötet ein Mann seine Frau oder Ex-Partnerin. ### „Gewalt gegen Frauen – Frauen gegen Gewalt“ In den letzten Jahren wurden Femizide zunehmend öffentlich diskutiert und skandalisiert, doch der Zugang zu Unterstützung ist in ganz Deutschland noch immer unzureichend. Viele Frauen sind nicht über ihre Rechte aufgeklärt oder wissen nicht, dass sie in einem Frauenhaus Hilfe suchen können. Aus diesem Grund möchte Marion Wenzel sich weiterhin im Kampf gegen Frauenhass und häusliche Gewalt engagieren und auch auf Aktionen hinweisen, die eben dieses Ziel verfolgen: Eine Petitionskampagne der Change.org fordert, dass Femizide als geschlechtsspezifische Morde anerkannt und konsequent als Mord bestraft werden. Eine Leuchtkampagne zum Buch „Wie Viele Noch? Deutschlands Gebilligte Femizide“ rief in Berlin zur Solidarisierung gegen die Tötung von Frauen auf, und auch die Initiative „Orange the World“ macht darauf aufmerksam, dass Femizide ein weltweites Problem darstellen. Mit den Worten „Vielen Dank für diese namenhafte Anerkennung, die ich heute erhalten habe“, schloss Marion Wenzel ihre Rede, die von allen Anwesenden mit langanhaltendem Stehbeifall aufgenommen wurde. --- Quelle: Hasepost.de - Die Zeitung für Osnabrück