Berlin (dts Nachrichtenagentur) – Der Co-Chef der SPD-Linken, Sebastian Roloff, hat sich offen gezeigt für einen Einstieg des Bundes bei Vonovia, wie ihn die „Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt“ fordert. „Die Krise am deutschen Wohnungsmarkt erfordert starke öffentliche Antworten“, sagte der Bundestagsabgeordnete dem „Handelsblatt“ (Donnerstagausgabe).
Die Ankündigung des Immobilienkonzerns, alle für dieses Jahr vorgesehenen Neubauprojekte auf Eis zu legen, sei „ein weiteres Beispiel dafür, dass wir uns eben nicht auf den freien Markt verlassen können“. Um die Probleme in den Griff zu bekommen, hält Roloff „massive Investitionen“ in öffentliche Neubauprojekte für notwendig. Das Ziel der Bundesregierung, pro Jahr mindestens 400.000 Wohnungen zu bauen, müsse „zeitnah“ erreicht werden. „Über welches Modell das geschafft wird, da bin ich erst mal offen“, sagte der SPD-Politiker.
Die Gewerkschaft hatte sich als Konsequenz aus dem Neubau-Stopp von Vonovia für einen Staatseinstieg ausgesprochen. Der Bund müsse einen Anteil von 25 Prozent plus eine Aktie, die sogenannte Sperrminorität, erwerben, sagte IG-BAU-Vize Harald Schaum am Mittwoch. „Der Staat würde damit Einfluss auf die langfristige Strategie bei Vonovia bekommen – also auch auf den Neubau, die Modernisierungen und die Mietpreisentwicklung.“
Saarbrücken (dts Nachrichtenagentur) – In der Mittwochs-Ausspielung von „6 aus 49“ des Deutschen Lotto- und Totoblocks wurden am Abend die Lottozahlen gezogen. Sie lauten 6, 20, 34, 36, 40, 49 die Superzahl ist die 5. Der Gewinnzahlenblock im „Spiel77“ lautet 2081905. Im Spiel „Super 6“ wurde der Zahlenblock 533606 gezogen.
Diese Angaben sind ohne Gewähr. Der Deutsche Lotto- und Totoblock teilte mit, dass die Chance, sechs Richtige und die Superzahl zu tippen, bei etwa 1 zu 140 Millionen liege und warnte davor, dass Glücksspiel süchtig machen könne. Im Jackpot liegen zwölf Millionen Euro.
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter und VfL-Geschäftsführer Dr. Michael Welling / Foto: Reinhard
„Die Stadt hat geliefert, jetzt muss die Mannschaft liefern.“ Mit deutlichen Worten, die daran erinnerten, dass der VfL gerne aus der klammen Stadtkasse nimmt, wenn es um Leistung auf dem Platz geht, aber nicht immer glänzt, übergab Oberbürgermeisterin Katharina Pötter am Mittwochnachmittag (1. Februar) den in den 70er Jahren als „Hartplatz“ eröffneten und für einen siebenstelligen Betrag umfangreich umgebauten Sportplatz an der Weberstraße an den VfL.
Nach einem langen Hin und Her, begonnen zu einem Zeitpunkt, als die Lila-Weißen noch Zweitligist waren, ist der umfangreich umgebaute Sportplatz im Schinkel ein erster Schritt auf dem Weg zu besseren Trainingsbedingungen für die Profis und den Nachwuchs.
CDU und SPD wollten Investition 2021 an der Öffentlichkeit vorbei durchsetzen
Kurz vor der Kommunalwahl im Herbst 2021 und der dabei auch anstehenden Neubesetzung des OB-Postens fiel die erste wegweisende Entscheidung für einen neuen Trainingsstandort. Bitterer Beigeschmack: Trotz der hohen Investitionssumme sollte diese Entscheidung an der Öffentlichkeit vorbei und hinter geschlossenen Türen getroffen werden.
Ganz so leicht wollte es der scheidende Rat dem VfL aber doch nicht machen und brachte das Thema in seiner letzten Zusammensetzung doch noch öffentlich zur Diskussion. Zuvor hatte es im unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagenden Verwaltungsausschuss bereits eine knappe Mehrheit gegeben, die nach Ansicht von SPD und CDU ausgereicht hätte, dem VfL auch ohne öffentliche Debatte eine neue Trainingsstätte zu verschaffen.
Grüne wollten Entscheidung, ohne sich unter Zeitruck setzen zu lassen
Der Antrag der Grünen, doch bitte mit diesem nicht unerheblichen Griff in die tiefenentleerte Stadtkasse auf den neu gewählten Stadtrat zu warten, bekam keine Mehrheit. Mit Hinweis auf die angebliche Zeitnot, weil ja der Platz noch im Winter 2021/22 umgebaut werden könne, hatten die Grünen gegen die Stimmen von CDU und SPD keine Chance.
Kinder gehen immer: Eingerahmt von VfL-Pressesprecher Sebastian Rüther (links) und VfL-Geschäftsführer Dr. Michael Welling (rechts) eröffnet Oberbürgermeisterin Katharina Pötter zusammen mit VfL-Präsident Holger Elixmann die neue Trainingsstätte. / Foto: Dieter Reinhard
Ratsmitglieder wollten an Eröffnung noch im Jahr 2021 glauben
Angesichts der tatsächlichen Planungs- und Bauzeit (zum ersten Spatenstich kam es erst im Spätsommer 2022) mutet die damalige Debatte heute wie eine Geschichte aus dem Paulanergarten an, der viele Ratsmitglieder nur zu gerne glauben wollten.
Tatsächlich versprach die Verwaltung im Herbst 2021, dass der Platz samt Rasenheizung noch im Winter des gleichen Jahres fertiggestellt werden könne.
Das klappte natürlich nicht, aber die fantastische Geschichte sorgte immerhin dafür, dass die, die es nur zu gerne glauben wollten, satte 1,5 Millionen Euro locker machten. Was genau der Umbau, der neben einer Rasenheizung auch eine Flutlichtanlage beinhaltet, den Steuerzahler tatsächlich gekostet hat und welche laufenden Kosten zu erwarten sind, davon war bei der Feierstunde an diesem regnerischen Februartag keine Rede.
Allerdings ist der Trainingsplatz auf dem Schinkelberg inzwischen auch nicht mehr die singuläre Investition, die 2021 so hastig auf den Weg gebracht wurde. In verschiedenen folgenden Ratsdebatten, in denen die Oberbürgermeisterin darum bemüht war, ein ganzheitliches Konzept zu entwickeln, wurde eine Neuaufstellung der bestehenden Trainingsanlagen an der Illoshöhe und der Neubau des Trainingszentrum für Profis und Teile des Nachwuchsleistungszentrums beschlossen.
Foto: Halbseitig gesperrte Brücke, über dts Nachrichtenagentur
Düsseldorf (dts Nachrichtenagentur) – NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer (Grüne) wirft Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) vor, sich für den Neubau von Autobahnen zu „verkämpfen“, und fordert stattdessen eine Priorisierung von Sanierungen. Wissing „sollte sich zuerst darum kümmern, dass Strecken und Bauwerke saniert werden können“, sagte Krischer der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (Donnerstagsausgaben).
Die Forderungen des Bundesverkehrsministers, besonders belastete Autobahnen auszubauen und Lücken im Autobahnnetz zu schließen, hörten sich für Krischer an wie: „Es regnet durchs Dach, aber ich mache mir Gedanken über die Gestaltung des Badezimmers.“ Der Grünen-Politiker sagte, er verstehe die Diskussion über den Autobahnbau nicht. „Das Problem bei den Autobahnen sind die anstehenden Sanierungen. In NRW müssen laut Herrn Wissing 873 Autobahnbrücken in den nächsten zehn Jahren saniert werden. Er hat im letzten Jahr mit 41 Sanierungen nicht einmal die Hälfte dessen geschafft, was er schaffen müsste“, so der Landesminister.
„Gerne können wir auch über zusätzliche Autobahn-Fahrspuren reden, aber erst dann, wenn Klimaschutzziele erfüllt und Sanierung und Erhalt von Autobahnen und Brücken angegangen und erledigt sind“, sagte Krischer. „Wer alles zur Priorität macht, macht am Ende gar nichts zur Priorität.“
Foto: Frankfurter Börse, über dts Nachrichtenagentur
Frankfurt/Main (dts Nachrichtenagentur) – Am Mittwoch hat der DAX zugelegt. Zum Xetra-Handelsschluss wurde der Index mit 15.181 Punkten berechnet, ein Plus in Höhe von 0,4 Prozent im Vergleich zum Vortagesschluss.
Nach einem Vormittag ohne klare Richtung konnte der DAX am Nachmittag noch zulegen. Am späten Vormittag hatte Eurostat bekannt gegeben, dass die jährliche Inflation im Euroraum bei 8,5 Prozent lag, im Dezember waren es noch 9,2 Prozent. Das dürfte auch ein Signal an die Europäische Zentralbank senden, die am Donnerstag über die nächste Leitzinserhöhung bekanntgibt. Zuvor steht am Mittwochabend allerdings der Zinsentscheid der US-Notenbank an. Während für Europa mit einer Anhebung um 50 Basispunkte gerechnet wird, dürfte der Schritt in den USA nur halb so hoch ausfallen. Entscheidend ist darüber hinaus der langfristige Ausblick. An der Spitze der Kursliste in Frankfurt standen bis kurz vor Handelsschluss die Aktien von Mercedes-Benz, Deutscher Post und BMW. Sie konnten jeweils von guten Quartalszahlen ihrer US-Mitbewerber profitieren. Kräftige Abschläge von fast sechs Prozent mussten hingegen die Papiere von Hannover Rueck hinnehmen, die zur gleichen Zeit am Ende der Kursliste in Frankfurt rangierten.
Trotz einer Gewinnsteigerung im vergangenen Jahr zeigten sich Marktbeobachter enttäuscht über den Ausblick des Rückversicherers für 2023. Unterdessen stieg der Gaspreis: Eine Megawattstunde (MWh) Gas zur Lieferung im März kostete 60 Euro und damit vier Prozent mehr als am Vortag. Das impliziert einen Verbraucherpreis von mindestens rund 10 bis 12 Cent pro Kilowattstunde (kWh) inklusive Nebenkosten und Steuern, sollte das Preisniveau dauerhaft so bleiben. Der Ölpreis sank hingegen deutlich: Ein Fass der Nordsee-Sorte Brent kostete am Mittwochnachmittag gegen 17 Uhr deutscher Zeit 84,53 US-Dollar, das waren 93 Cent oder 1,1 Prozent weniger als am Schluss des vorherigen Handelstags.
Die europäische Gemeinschaftswährung tendierte am Mittwochnachmittag stärker. Ein Euro kostete 1,0920 US-Dollar (+0,55 Prozent), ein Dollar war dementsprechend für 0,9157 Euro zu haben.
Foto: Fähre im Hamburger Hafen, über dts Nachrichtenagentur
Hamburg (dts Nachrichtenagentur) – Das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie hat vor einer Sturmflut im Hamburger Elbgebiet gewarnt. Der Hochwasserscheitel werde am Donnerstag, dem 2. Februar gegen 1:28 Uhr am Pegel St. Pauli mit einer Höhe von 3,39 bis 3,89 Metern über Normalhöhennull erwartet, hieß es.
Das entspricht 1,25 Meter bis 1,75 Meter über dem mittleren Hochwasser. In der Warnung, die das Lagezentrum der Polizei Hamburg verbreitete, werden Bürger dazu aufgerufen, das betroffene Gebiet zu meiden. „Informieren Sie sich in den Medien, zum Beispiel im Lokalradio. Informieren Sie Ihre Nachbarn“, schreibt die Behörde. Tiefer gelegene Gebiete sollten verlassen werden, insbesondere im Hafen, in der Hafen-City und in elbnahen Gebieten. Das Seeschifffahrt-Bundesamt ruft dazu auf, tiefer gelegene Gebäude vor dem Hochwasser zu sichern und Fahrzeuge in höher gelegene Gebiete zu bringen.
Delaware (dts Nachrichtenagentur) – Nach mehreren Funden von Geheimdokumenten im Wohnsitz von US-Präsident Joe Biden in Wilmington und in einem Büro einer Denkfabrik, durchsucht das FBI nun sein Strandhaus in Delaware nach als Verschlusssache eingestuften Papieren. Die Durchsuchungen sollen einvernehmlich erfolgen, hieß es, einen richterlichen Durchsuchungsbeschluss gebe es nicht.
Bidens Anwälte hatten im Januar angegeben, das Strandhaus bereits durchsucht zu haben. Die bislang in seinen Anwesen gefundenen Dokumente stammen aus der Zeit der Obama-Biden-Regierung. Zuletzt wurden zudem eine geringe Zahl an Geheimdokumenten im Haus des ehemaligen US-Vizepräsidenten Pence gefunden. Den weitaus größten Fund gab es im August 2022 in Donald Trumps Anwesen Mar-a-Lago.
Pullach (dts Nachrichtenagentur) – Die Affäre um einen leitenden BND-Mitarbeiter, der geheime Unterlagen des deutschen Auslandsgeheimdienstes an den russischen Geheimdienst weitergegeben haben soll, weitet sich aus. Ein mutmaßlicher Komplize des BND-Mitarbeiters Carsten L. hat mittlerweile eingeräumt, mindestens zweimal nach Moskau gereist zu sein, um dort geheime BND-Unterlagen an Mitarbeiter des russischen Geheimdienstes FSB zu übergeben, berichtet der „Spiegel“.
Die konspirativen Treffen in einem Moskauer Restaurant fanden demnach im Oktober und November 2022 statt. Der mittlerweile festgenommene Verdächtige Arthur E. sagte zudem aus, dass die FSB-Agenten ihm beim zweiten Treffen in Moskau einen Briefumschlag mit Bargeld als Gegenleistung für die geheimen BND-Unterlagen übergeben hätten. Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) hatten den 31-jährigen Deutschrussen Arthur E. am vorvergangenen Samstag nach seiner Einreise aus den USA am Münchner Flughafen festgenommen. Zuvor hatten ihn Ermittler der US-Bundespolizei FBI bereits in den USA befragt und E.s Handys, Laptop und eine Festplatte beschlagnahmt. Der Generalbundesanwalt ermittelt gegen Arthur E. und Carsten L. wegen des Verdachts des Landesverrats. Beide Beschuldigte sind ehemalige Bundeswehrsoldaten. E. hatte sich 2009 als Zeitsoldat verpflichtet und wurde zum IT-Fachmann ausgebildet, er schied 2015 auf eigenen Wunsch aus der Bundeswehr aus. Laut „Spiegel“-Bericht handelte es sich bei dem in Moskau übergebenen Material unter anderem um ausgedruckte Screenshots geheimer Tabellen und Daten zu russischen Opferzahlen in der Ukraine, die der BND offenbar im Rahmen verdeckter Operationen abgefangen hatte.
Mit den Dokumenten waren dem russischen Geheimdienst womöglich Rückschlüsse auf die Spionage-Methoden des BND möglich. Die Aussagen von E. deuten zudem darauf hin, dass Carsten L. möglicherweise noch weitere Helfer beim BND hatte. So sagte E. aus, er sei nach seiner Rückkehr von der zweiten Reise nach Moskau am Münchner Flughafen nicht von L., sondern von einem anderen BND-Mitarbeiter abgeholt worden. Auch den Briefumschlag mit dem Bargeld habe dieser an sich genommen.
Laut „Spiegel“-Bericht haben die Ermittler hierzu ein Verfahren eingeleitet. Viel spricht allerdings dafür, dass der BND-Mann unwissentlich eingespannt wurde. Recherchen des „Spiegel“ und der Investigativplattform Bellingcat stützen die Aussagen von Arthur E. über seine Moskau-Reisen. So geht aus russischen Flugdatenbanken hervor, dass sich E. zwischen dem 6. und 10. Oktober sowie vom 31. Oktober bis 11. November in Moskau aufhielt.
Die Verteidiger von Arthur E. und Carsten L. wollten sich zu den Vorwürfen nicht äußern. Auch der BND und die Bundesanwaltschaft wollten die neuen Details in dem Spionage-Fall nicht kommentieren.
Ensdorf (dts Nachrichtenagentur) – US-Chiphersteller Wolfspeed rechnet mit staatlicher Förderung von gut einer halben Milliarde Euro für seinen neuen Standort im Saarland. Das sagte Wolfspeed-Chef Gregg Lowe dem „Handelsblatt“ (Donnerstagausgabe).
Der Manager erwartet demnach Subventionen von 20 Prozent der gesamten Investitionssumme. Die dürfte allein für das in Ensdorf geplante Halbleiterwerk mindestens 2,4 Milliarden Euro betragen. Zudem will Wolfspeed gemeinsam mit seinem Partner „ZF“ ein Forschungs- und Entwicklungszentrum errichten. „Wir haben uns in Europa ein Dutzend Standorte angeschaut. Ensdorf hat sich als in jeder Hinsicht ideal herausgestellt“, sagte Lowe. Wolfspeed beabsichtige, in großem Stil Mitarbeiter von „ZF“ einzustellen, dem größten industriellen Arbeitgeber im Saarland. „Wir werden einem Teil unserer Beschäftigten Arbeitsplätze in dem neuen Werk anbieten“, sagte ZF-Antriebschef Stephan von Schuckmann.
Thomas und Brit Wessel besuchten auf Flores die Manggaraian, eine ethnische Volksgruppe. / Foto: Privat
Für Brit (57) und Thomas Wessel (59) aus Hasbergen ist im vergangenen Jahr ein Traum in Erfüllung gegangen. Die beiden nahmen sich eine viermonatige Auszeit und bereisten mit ihrem Rucksack Südostasien. Jetzt bleibt ihnen noch knapp eine Woche, bis es für sie zurück ins derzeit kalte und graue Deutschland geht.
Februar 2020: Brit und Thomas Wessel kommen mit dem letzten Schiff nach Deutschland, bevor die Einreisebeschränkungen vielen Deutschen einen Strich durch ihre Urlaubsplanung machen. „Wir konnten nicht mehr reisen und mussten zuhause bleiben“, erinnert sich Brit. „Das war schrecklich für uns“, sagt Thomas. Doch dann die Idee: ein viermonatiges Sabbatical sollte den angestauten Reiseschmerz heilen. „Im Sommer 2020 sind wir mit den Planungen gestartet“, erzählt der 59-Jährige. Im Herbst haben sie dann mit ihren Arbeitgebern gesprochen. In etlichen Unternehmen ist eine berufliche Auszeit völliges Neuland, auch bei ihnen sei es anfangs nicht so einfach gewesen. Als es dann klappte, war die Freude riesig. Doch bis das große Abenteuer losgehen konnte, mussten einige Dinge geklärt werden. Online planten sie knapp anderthalb Jahre ihre Reise. Völlig neu war für die beiden, die sonst mit dem Kreuzfahrtschiff die Welt entdeckten, der große Rucksack.
Brit und Thomas Wessels stetiger Begleiter: der Rucksack. / Foto: Privat
Start in Singapur
Anfang Oktober ging es für das Ehepaar dann Richtung Südostasien. Erster Halt: Singapur. Im Schlepptau hatten die beiden ihren 25-jährigen Sohn und ihre 28-jährige Tochter. „Wir hatten doch einen ziemlich großen Abschiedsschmerz“, erzählt Brit. Da der Tourismus in Singapur gerade erst wieder anlief, kam auf die vierköpfige Familie direkt zu Beginn eine große Überraschung zu. Im vor allem durch ihren Infinitypool bekannten Marina Bay Sands bekamen sie ein Upgrade und fanden sich mit ihrem Reisegepäck plötzlich in einer 400 Quadratmeter Suite in der 50. Etage wieder. „Sogar ein Konzertflügel hatten wir dort. Wir haben uns gefühlt wie die Geissens“, erzählt die 57-Jährige lachend. „Ich bekomme immer noch Gänsehaut, wenn ich darüber rede.“ Doch das sollte nicht der letzte Gänsehautmoment ihrer Auszeit sein.
Auf ihrem Balkon begrüßten sie täglich Affen. / Foto: Privat
Nach zehn Tagen reisten ihre Kinder wieder Richtung Deutschland und für Brit und Thomas Wessel ging es mitten in den Urwald, nach Bukit Lawang. „Mit unserem Backpack sind wir auf Rollern durch die Marktstände zu unserer Unterkunft gefahren worden“, erzählt Thomas. „In einem James Bond-Film gibt es so eine ähnliche Szene.“ Bei den Orang Utans konnten die beiden erst einmal richtig runterkommen und sich auf ihren Trip einstellen. „Wir wurden so herzlich aufgenommen“, erzählt Brit. „Und es ist erstaunlich, mit wie wenig Geld man hier leben kann“, ergänzt Thomas. Zu Anfang war die Umstellung groß – hohe Temperaturen und Luftfeuchtigkeit, ganz anderes Essen. Jetzt können sich die Hasberger kaum vorstellen, ins kalte Deutschland zurückzukehren. An dem fernen Kontinent haben sie vor allem die Gastfreundschaft und Seelenruhe der Menschen schätzen gelernt. „Die Ruhe, die die Menschen hier haben, ist unglaublich. Sie sind richtige Teamplayer, arbeiten von morgens bis abends über den Tag verteilt ganz entspannt und schaffen so viel dabei“, erzählt Thomas.
Streetfood gab es auf ihrer Reise fast an jeder Ecke. / Foto: Privat
Irgendwann holte die beiden der Reisestress ein
Die selbsternannten „Senior Backpacker“ bereisten in den vergangenen vier Monaten Indonesien, Kambodscha, Malaysia und Vietnam. Dazu gehörte es auch, auf allen Vieren morgens um halb vier über Lavagestein und durch Moskitos den Vulkan hochzukraxeln. In Hanoi (Vietnam) wurde ihnen der Reisestress dann doch zu groß, sie hatten es satt, sich alles anzuschauen. Glücklicherweise hatten sie hauptsächlich Unterkünfte und Flüge mit kostenloser Stornierung gebucht. „Wir haben dann entschieden, noch mal nach Bali zu reisen und hier zu entspannen“, erzählt Brit. Dort konnte sie sich einen kleinen Traum erfüllen: einen Surfkurs. Für Thomas ist bereits auf Flores sein Reiseziel in Erfüllung gegangen: Komodowarane in der freien Natur sehen. Zahlreiche Tierarten konnten sie auf ihrem Trip bestaunen, an die Tiere in ihrem Bett können sie sich aber bis heute nicht gewöhnen. „Wir haben richtige Routinen entwickelt“, erzählt Brit lachend. „Wir decken abends erstmal das ganze Bett ab, schütteln frische Wäsche immer erst aus und meinen Schlafanzug rolle ich jeden morgen zusammen und verstaue ihn in meinem Rucksack.“
Auf Flores gab es für die Hasberger Komodowarane “zum Anfassen“. / Foto: Privat
Wie geht es in Deutschland weiter?
Brit und Thomas Wessel sind froh, die Reise jetzt gemacht zu haben. „Viele warten bis zur Rente“, weiß Thomas. „Viele Dinge könnten wir dann körperlich aber gar nicht mehr.“ Die Reise sei auch ein Test dafür gewesen, wie es nach der Rente für die beiden weitergehen soll. Und die Hasberger sind sich sicher: „Unser Reise-Gen ist so ausgeprägt, wir werden eine Weltreise machen. Und im Winter fahren wir immer ins Warme.“ Der Rucksack soll dann erst mal zuhause bleiben, aber wird sicherlich noch einmal zum Einsatz kommen. Doch bis es soweit ist, werden sie in ihre Jobs als Groß- und Außenhandelskauffrau und als Elektroingenieur zurückkehren.
Diese wunderschönen Sonnenaufgänge wie auf Flores werden die beiden vermissen. / Foto: Privat
Am 10. Februar landet ihr Flugzeug von Bangkok aus am FMO. Dann freuen sie sich vor allem auf Familie und Freunde. Aber noch ein paar weitere Dinge haben sie vermisst: Tanzsport, ein Einkauf in der Drogerie, ein Friseurbesuch, ihren Garten und ein kühles Glas Weißwein. Und obwohl Brit und Thomas Wessel bereits seit über 35 Jahren verheiratet sind, hat sie die Reise noch enger zusammengeschweißt. „Ich hatte echt viel Respekt davor – obwohl wir schon über 45 Jahr zusammen sind -, dass wir vier Monate rund um die Uhr aufeinander hängen“, sagt Brit. Sie hätten auf ihrer Reise viel Zeit gehabt, um über Dinge zu sprechen und ihre Gedanken auszutauschen.
Prasat Preah Khan war ein Reisehighlight in Angkor. / Foto: Privat
In einem virtuellen Reisetagebuch nehmen die beiden seit Reisestart ihre Freunde mit. Künftig wollen sie weitere Urlaube und Erlebnisse dort dokumentieren. Weitere Eindrücke der Reise gibt es auf ihrem Blog „Salzwasserherz“.