Es ist ein Paukenschlag, der die Stadt ins Mark trifft: Ab Oktober 2027 sollen im Osnabrücker Werk von Volkswagen keine Fahrzeuge des Konzerns mehr produziert werden. Die Belegschaft wurde am Dienstag (29. April) durch ein Schreiben des Betriebsrats informiert – überraschend, ohne Vorwarnung, und mit weitreichenden Konsequenzen für Tausende Menschen und die Region Osnabrück. Die Entscheidung des VW-Konzerns sorgt für Entsetzen, Wut und einen Schulterschluss der politischen Kräfte auch im Stadtrat, der am Dienstagabend tagte.
OB Pötter: „Vertrauensbruch“
Oberbürgermeisterin Katharina Pötter (CDU) sprach von einem „Vertrauensbruch“ in der Kommunikation durch Volkswagen. Sie kündigte an, das Gespräch mit dem Konzern zu suchen: „Wir werden alles tun, um die Arbeitsplätze zu erhalten. Der Wohlstand unserer Stadt hängt maßgeblich davon ab.“ Die Stadtspitze zeigt sich kampfbereit – und nicht allein.
Aus allen Fraktionen kam während der Ratssitzung am Dienstagabend Kritik an VW, aber auch ein Signal der Geschlossenheit. Volker Bajus (Grüne) reagierte scharf: „Ich bin maximal irritiert. Wir haben andere Signale bekommen. So geht man nicht mit Menschen um.“ Er forderte Konsequenzen und rief zur Solidarität auf: „Mit dem Schicksal der Menschen darf man nicht spielen. Wenn der Markenvorstand von VW zwei Tage vor dem 1. Mai so eine Botschaft aussendet, darf Osnabrück auch mit den VWlern am 1. Mai auf die Straße gehen. Wir sind alle ein Stück VW.“
Auch Robert Alferink (SPD) zeigte sich empört: „Was Volkswagen hier liefert, ist stillos und unterirdisch. Die Beschäftigten und ihre Familien leben seit Monaten in Unsicherheit – das ist nicht hinnehmbar.“
Hoffnungsschimmer der CDU
Ein Hoffnungsschimmer kam von Marius Keite (CDU). Er verwies auf das so genannte VW-Gesetz, das dem Land Niedersachsen mit seinem Anteil von 20,2 Prozent Einfluss auf Konzernentscheidungen einräumt: „Wir sind nicht völlig ausgeliefert. Der Standort Osnabrück darf nicht aufgegeben werden. Diese Botschaft muss in die Landespolitik getragen werden.“
Dr. Thomas Thiele (FDP) lobte die parteiübergreifende Einigkeit und kritisierte ebenfalls die Kommunikationspolitik des Konzerns: „Bei VW läuft in der internen Abstimmung offenbar etwas grundlegend schief. Die Menschen sind verunsichert.“
Dr. Henry Gehrs (Linke) fand klare Worte: „Das ist einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region. Wir dürfen das nicht hinnehmen. Wir haben Macht – und wir müssen sie jetzt nutzen.“
Ein Schlag für die Region
Das Osnabrücker VW-Werk beschäftigt rund 2.300 Menschen und ist ein zentraler Wirtschaftsfaktor in der Region. Die geplante Produktionsaufgabe ab 2027 könnte nicht nur Arbeitsplätze gefährden, sondern auch zahlreiche Zulieferbetriebe ins Straucheln bringen. Wie es nun weitergeht, ist offen. Klar ist: Die Osnabrücker Politik will kämpfen – gemeinsam, entschlossen und laut.