Der Osnabrücker Stadtrat hat am Dienstag mit großer Mehrheit beschlossen, die Stadiongesellschaft des VfL Osnabrück vollständig zu übernehmen. Damit schafft die Stadt die Grundlage für eine umfassende Sanierung der Bremer Brücke, deren Kosten nach Einschätzung einer Projektgruppe bei rund 70 Millionen Euro liegen.
Anteilskauf in zwei Schritten
Ziel der Maßnahme ist eine dauerhafte Nutzungsperspektive für das Stadion – sowohl für den Fußball als auch für weitere öffentliche Zwecke. Im Beschluss bedeutet das konkret: Die Stadt Osnabrück will ab dem 1. Januar 2026 fast 90 Prozent der Stadiongesellschaft besitzen. Dafür gibt sie zum einen 490.000 Euro direkt in die Stadiongesellschaft, um mehr Anteile zu bekommen. Außerdem kauft sie für 3.000 Euro den Anteil einer städtischen Tochtergesellschaft (der OBG), die bisher mitbeteiligt war.
Zum 1. Juli 2026 soll dann auch der verbleibende Anteil des VfL Osnabrück e.V. in Höhe von 10,36 Prozent für einen Nominalwert von 57.000 Euro – also dem Betrag, mit dem er offiziell in den Büchern steht – übernommen werden.
Vetorechte für den VfL Osnabrück
Im Gegenzug erhält der VfL Vetorechte bei der geplanten Sanierung, verzichtet jedoch auf Kontrollrechte in den Aufsichtsgremien. Mit der Übernahme verpflichtet sich die Stadt außerdem, bestimmte Regeln der Europäischen Union (EU) einzuhalten. Diese sollen sicherstellen, dass öffentliche Gelder fair eingesetzt werden und keine Wettbewerbsverzerrung entsteht – etwa dadurch, dass die Bremer Brücke künftig auch Dritten offensteht und der VfL eine marktgerechte Pacht zahlt.
Kommt es wie geplant, wäre die Bremer Brücke nach rund 30 Jahren erstmals wieder vollständig in städtischer Hand. Bis Mitte der 1990er-Jahre befand sich das Stadion im Besitz der Stadt, ehe es zur finanziellen Entlastung an den Verein überging.
Debatte über Finanzierung
Auch jetzt war und ist die Entscheidung nicht zuletzt erneut wegen einer finanziellen Belastung nicht unumstritten. Ein Änderungsantrag der Gruppe FDP/UWG sah vor, die Bürgerinnen und Bürger Osnabrücks in einem Ratsbürgerentscheid über die Übernahme abstimmen zu lassen. Zudem sollte ein alternatives Finanzierungsmodell nach dem Vorbild des FC St. Pauli geprüft werden. Dort beteiligen sich Fans über eine Genossenschaft an der Stadionfinanzierung.
FDP-Fraktionschef Dr. Thomas Thiele verwies auf die hohe Gesamtverschuldung der Stadt von rund 750 Millionen Euro und nannte andere kommunale Aufgaben wie Schulbau, ÖPNV oder Wohnraum als vorrangig. Auch Nicole Emektas (Linke) bezeichnete die geplante Beteiligung als „unverhältnismäßig“ und sprach sich stattdessen für Investitionen in soziale Infrastruktur aus.
Der Änderungsantrag fand schlussendlich jedoch keine Mehrheit. Neben FDP, UWG, den beiden Vertretern der Linken und Alexander Garder (AfD) stimmte niemand dafür. Der ursprüngliche Verwaltungsvorschlag wurde anschließend mit den Stimmen von SPD, Grünen, CDU und dem fraktionslosen Ratsmitglied Kalla Wefel angenommen. Zwei grüne Ratsmitglieder enthielten sich.
Mitgliedervotum steht noch aus
Die geplante Übernahme ist damit allerdings noch nicht vollständig beschlossen. Der zweite Schritt – der Erwerb der Anteile des VfL Osnabrück e.V. – steht unter dem Vorbehalt eines positiven Votums der Vereinsmitglieder. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung ist für den 8. Juli anberaumt. Dort soll über den Verkauf der Vereinsanteile an die Stadt entschieden werden.
Der VfL würde dann künftig nicht mehr Eigentümer, sondern Hauptpächter der Bremer Brücke sein – mit ligaabhängigen Mietzahlungen. Die Voraussetzung für eine grundlegende Sanierung des Stadions wäre damit geschaffen.