Rotary Clubs aus Stadt und Landkreis Osnabrück übergaben am Donnerstag, 20. März, im Bischofshaus eine Spende in Höhe von 5.000 Euro an die Schuldnerberatung des Katholischen Verbands für soziale Dienste in Deutschland (SKM).
Die Übergabe der Spende erfolgte im Beisein von Bischof Dominicus, der den Anstoß zu der Spende für diesen Zweck gegeben hatte. Die Gelder sollen sowohl für die Präventionsarbeit an Schulen als auch für die Schuldnerberatung für junge Menschen verwendet werden.
Bischof empfahl Spende an den SKM
Auf der diesjährigen Jahresveranstaltung der Rotary-Clubs war diesmal auch Bischof Dominicus Meier unter den fast 200 Teilnehmern. Der Kleriker sprach sich bei der Veranstaltung dafür aus, dass die mit diesem Treffen üblicherweise verbundene Spende an die SKM Schuldnerberatung gehen solle. „Es gab eine große Begeisterung und der Bischof hat als Person überzeugt und uns an seinen Herausforderungen und seiner Arbeit im Bistum teilhaben lassen. Ihm sind die Menschen sehr wichtig, und das nicht nur im Rahmen seines Amtes,“ lobt Stefan Burghardt, Präsident des Rotary Clubs Osnabrück, den Auftritt von Dominicus. Die Rotarier seien dem Ruf des Bischofs gefolgt und wollten nun zusammenlegen, um seinen Wunsch zu erfüllen.
Steigende Perspektivlosigkeit junger Menschen
Der Bischof äußert sich selbst zu seinen Beweggründen: „Ich dachte mir: Wie kann man jungen Menschen eine Perspektive geben? Ich habe selbst gesehen, wie viele von ihnen mittlerweile auf der Straße sind und schon früh morgens dasitzen.“ Dominicus erhofft sich zudem eine größere Aufmerksamkeit für die caritativen Aspekte der Kirche: „Es ist aus dem Blick geraten, dass Kirche und Caritas nicht zwei getrennte Organisationen sind, sondern beides Kirche ist.“ Hannes Nieland, Geschäftsführer des SKM Osnabrück, stimmt dem Bischof zu. „Der SKM ist Träger der Soziale Dienste gGmbH, die Wohnungslosen hilft. Bei der Arbeit dort sieht man viele der Personengruppen, die der Bischof beschrieben hat.“ Besorgt zeigt er sich über die Zunahme an Frauen in diesen sozial prekären Milieus, weswegen er auf die speziellen Schutz- und Hilfsangebote für Frauen verweist.
Schuldner- und Insolvenzberatung für junge Menschen
Besonders zentral ist für viele der von Armut und Wohnungslosigkeit bedrohten Menschen die Frage, wie sie aus ihrer Verschuldung herauskommen. „Wir beschäftigen uns oft mit der Frage, was zuerst da war, was das Huhn und was das Ei ist. War das Suchtproblem zuerst da oder die Überschuldung?,“ erläutert Nieland die Problematik. Ralf Krons, Fachdienstleiter Soziale Schuldner- und Insolvenzberatung des SKM, erklärt, welche Projekte seine Schuldnerberatung anbietet. Eine Besonderheit sei das Angebot von vier Sprechstunden pro Woche und die ständige telefonische Erreichbarkeit. Sehr viel drehe sich um Beratungen zur privaten Insolvenz, bei der die Refinanzierung das Ziel sei. „Die Aufgabe der Schuldnerberatung soll aber nicht sein, die Leute da billig rauszuholen. Wir schauen, was kannst du? Was bringst du mit? Die Beratenen sollen selbst aktiv werden, um nachhaltige Lösungen wie den Einstieg in eine Ausbildung in Angriff zu nehmen.“ Krons betont, dass gerade bei den jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren, die 17 % der von seiner Stelle Betreuten ausmachen, häufig Suchtprobleme vorliegen, mit denen sich keine Insolvenzregulierung durchhalten lasse, weswegen der Mensch als Ganzes betrachtet werden müsse.
Mit der Krötenschule spielerisch den Umgang mit Geld lernen
Aber es gibt auch Projekte, die dazu dienen, Präventionsarbeit an Schulen zu leisten, um verhindern, dass Kinder und Heranwachsende überhaupt erst in Überschuldung geraten. Konkret nennt Krons das Projekt der Krötenwerkstatt, das in den Klassen 9 und 10 angeboten wird und mit didaktischen Methoden wie „Schätzspielen“, in denen die Schüler fiktive Finanzpläne für ihr späteres Leben durchrechnen, den verantwortungsvollen Umgang mit Geld vermitteln soll. Er verweist auf die zahlreichen Möglichkeiten, bei denen junge Menschen, sobald sie volljährig werden, über Vertragsabschlüsse und teure Käufe in den finanziellen Ruin geraten können. „Wir zeigen den Schülern auch die Folgen einer Privatinsolvenz, etwa die Zwangsvollstreckung.“ Eine konkrete Insolvenzberatung wird bei dem Projekt aber nicht angeboten, weil es den Rahmen sprengen würde. Die beste Rezeption habe das Konzept Krötenwerkstatt laut Krons an Hauptschulen und berufsbildenden Schulen, während gerade Gymnasiasten eher desinteressierter wirken würden.
Spenden decken Finanzierungslücken
Hannes Nieland verweist aber darauf, dass Angebote wie die soziale Schuldnerberatung chronisch unterfinanziert seien und man auf private Initiativen aus der Gesellschaft angewiesen sei, deren Wichtigkeit er in der aktuellen Lage betont. Die Kommune sei in ihren Finanzierungsmöglichkeiten durch den belasteten Haushalt stark eingeschränkt und die Kirche könne wegen geringerer Kirchensteuereinnahmen als Folge des Mitgliederschwunds auch weniger stemmen als früher. „Vieles ist ohne Spenden gar nicht finanzierbar, denn der Staat kann nicht alles refinanzieren,“ beklagt auch Franz-Josef Schwack, Vorstandsvorsitzender des SKM.
Warnungen an Politik und Gesellschaft
Bischof Dominicus vermerkt, dass private Initiativen momentan wichtig seien, denn „bei den aktuellen Verhandlungen in der Politik fällt die Schuldnerberatung wohl heraus oder nimmt zumindest keine hohe Priorität ein.“ Darum bedankt er sich am Ende noch einmal für die Unterstützung. Er sieht sich aber auch selbst in der Pflicht, zu vernetzen und vor allem in die Politik zu vermitteln, um die Finanzierung weiterer sozialer Projekte zu ermöglichen. „Der Sozialstaat wird seiner Pflicht immer weniger gerecht und es wird alles von oben an die Kommunen weitergegeben, die um Hilfe schreien,“ bilanziert Dominicus die aktuellen Tendenzen in der Sozialpolitik. Auch die Rotarier sehen das aktuelle politische und gesellschaftliche Klima kritisch. „Wir verlieren die Werteorientierung im Alltag, es geht zunehmend nur um Egoismus und Geld,“ warnt Burghardt und verweist auf die Werte wie Fürsorge und Mitmenschlichkeit, die der Rotary Club und die christliche Kirche teilen würden.
Rotary-Clubs sammeln die Spende
Die Organisation Rotary International geht auf eine Gründung des US-Rechtsanwaltes Paul Harris aus dem Jahr 1905 zurück und ist heute die Dachorganisation der Rotary und Roteract-Clubs, sogenannte Service-Clubs, in denen sich Menschen unabhängig von Weltanschauung und Herkunft treffen und vernetzen, um gemeinnützige, interkulturelle und humanitäre Projekte umzusetzen. Häufig werden dafür spenden gesammelt, wie zuletzt für die Schuldnerberatung des SKM von den Rotary-Clubs RC Osnabrück, RC Osnabrück-Nord, RC Osnabrück-Mitte, RC Osnabrück-Süd, RC Friedensstadt Osnabrück, RC Bad Essen-Melle, RC Bramsche und RC Bersenbrück-Altkreis.