Welch ein Wochenende für die Osnabrücker Leichtathletik: Fabian Dammermann sprintet am Freitag (7. Februar) beim hochrangigen Karlsruher Indoor-Meeting auf einen bemerkenswerten fünften Platz. Florian Kroll stürmt einen Tag später (8. Februar) in der Dortmunder Helmut-Körnig-Halle zu einem ungefährdeten Sieg. Die Trainings- und Vereinskollegen von der LG Osnabrück sind seit dem 1. November aufgrund der Vorjahresleistungen im Bundeskader. Nun haben sie mit bemerkenswerten Zeiten eindrucksvoll unterstrichen, dass sie über 400 Meter zu den Aushängeschildern der bundesdeutschen Leichtathletik gehören.
Ranghöchstes deutsches Meeting
INIT Indoor-Meeting Karlsruhe – es ist seit Jahren das ranghöchste deutsche Meeting. Weder in der Halle noch draußen gibt es in Deutschland eine weitere Veranstaltung der Goldkategorie des Leichtathletik-Weltverbandes. 121 Länder sind an diesem Abend zugeschaltet und übertragen die Wettkämpfe mit 110 Teilnehmern aus allen Kontinenten live. Als einer von wenigen deutschen Aktiven und als einziger deutscher Langsprinter dabei: Fabian Dammermann (LG Osnabrück). Vor drei Wochen hat der 27-jährige Student der Universität Münster das ebenfalls international besetzte Bronze-Meeting in Dortmund überlegen gewonnen – und damit die Karlsruher Organisatoren überzeugt, ihn einzuladen.
5.000 Zuschauer sorgen für eine ausverkaufte Halle. Die Stimmung ist fantastisch, die Halle kocht, als Olympiasiegerin Malaika Mihambo den Weitsprung-Meetingrekord auf 7,07 Meter schraubt. Dann sind die Langsprinter dran. Es hat weltmeisterliches und olympisches Flair, als Fabian im Lichtkegel der Scheinwerfer durch den beleuchteten Einlaufbogen die Laufbahn betritt und ins Publikum winkt. „Deutscher Vizemeister, aktuell schnellster Deutscher, Staffeleuropameister der U23“, der Hallensprecher präsentiert ihn in diesem Weltklassefeld als Lokalmatadoren. „Ja, da war ich schon noch einmal etwas nervöser als sonst.“ Mit dem Startschuss ist die Nervosität allerdings verflogen, gegen den serbischen und den südafrikanischen Meister geht es auf die zwei Runden. Fabian liefert einen großen Kampf, liegt im Ziel nur hauchdünn hinter seinen Konkurrenten. Am Ende zeigt die Uhr 46,90 Sekunden – nur er selbst war in diesem Jahr in Deutschland schneller. Besonderen Mut macht Fabians Zielgerade, ohnehin seit Jahren sein Markenzeichen – auf dem letzten 100-Meter-Teilstück ist Fabian laufübergreifend schnellster aller Starter. In der Gesamtwertung gibt es Rang fünf. „Das bedeutet 90 Weltranglistenpunkte, die für die Nominierung zu den Hallen-Europameisterschaften noch wertvoll werden können“, freut sich Trainer Anton Siemer. „Ich habe gezeigt, dass meine deutsche Jahresbestzeit von Dortmund keine Eintagsfliege war und freue mich jetzt auf die Deutschen Meisterschaften in zwei Wochen“, zog Fabian ein positives Fazit.
Hallendebüt gefeiert
Deutsche Meisterschaften in zwei Wochen in Dortmund, das ist einen Tag später auch das Ziel seines Trainingskollegen Florian Kroll (LG Osnabrück). Allerdings fehlt dem 20-jährigen gut 24 Stunden vor Meldeschluss noch die nötige Norm. Nach einer aus dem Trainingslager mit dem Nationalteam mitgebrachten leichten Verletzung musste er geplante Starts absagen. Nun feiert er – ausgerechnet in Dortmund – sein diesjähriges Hallendebüt. „Klar ist es Druck. Hop oder Top. Zumal ich nicht nur die Norm, sondern eine besonders gute Zeit schaffen wollte“, berichtet der schnellste Tischler Deutschlands. Denn aus der Vorleistung ergibt sich bei den Meisterschaften die Bahn – und diese kann entscheidend sein für das Abschneiden. „Bahn eins mit ihren engen Kurven ist für jeden 400-Meter-Sprinter eine Belastung – die „oberen“ Bahnen vier, fünf und sechs sind da deutlich entspannter“, erklärt der Trainer.
Auf die Plätze. Fertig. Schuss. Florian stürmt etwas zurückhaltend los – irgendwo ist der Gedanke an die Schmerzen der letzten Wochen noch präsent. Dann nimmt er deutlich an Fahrt auf, passiert die Ziellinie nach der ersten Runde als Zweiter. Vor ihm mit Jonas Breitkopf (TV Wattenscheid) ein echter Maßstab, vor zwei Jahren war er Finalist und Sechster der Deutschen Hallenmeisterschaften. Nach 250 Metern greift Florian an, Breitkopf wehrt sich fast 100 Meter lang verzweifelt, macht dadurch den Weg außen herum für Florian länger und länger. Dann der inzwischen allseits bekannte Osnabrücker Endspurt. Florian löst sich auf den letzten 50 Metern deutlich von seinem Gegner. 47,40 Sekunden – persönliche Bestleistung. Neuer Weser-Ems- und Stadtrekord für die U23 – die alte Bestzeit hielt sein Vorbild Fabian Dammermann.
Rückblende und Vorschau
Rückblende: 30. Juni 2024. Der ZDF-Reporter in Braunschweig staunt bei der Live-Übertragung der Deutschen Leichtathletik-Meisterschaften, als er beim 400-Meter-Finale zwei Osnabrücker Langsprinter vorstellen darf. Am Ende schlagen die Plätze zwei und sechs zu Buche. Zwei Langsprinter aus einem Ort, der weder Olympia-/Bundesstützpunkt ist noch über einen Sprint-/Laufschlauch, geschweige denn eine Leichtathletikhalle verfügt – das findet in der Leichtathletikszene bundesweit Beachtung.
Vorschau: 23. Februar 2025: Wieder könnten die Fernsehreporter staunen, wenn Sie im Finale der Deutschen Hallen-Meisterschaften in Dortmund erneut gleich zwei Osnabrücker vorstellen dürfen. Karlsruhe und Dortmund an diesem Wochenende haben gezeigt: das Osnabrücker Langsprintprojekt ist bereit, die Deutschen Hallen-Meisterschaften können kommen.