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Osnabrück will auf seinem Weg zur Modellregion für Patientensicherheit als leuchtendes Beispiel vorangehen. Anlässlich des Welttags der Patientensicherheit fand am Donnerstag, den 17. September 2020, ein Aktionsprogramm statt, zu dem der GesundheitsCampus Osnabrück gemeinsam mit dem Aktionsbündnis Patientensicherheit aufgerufen hatte.
Weltweit wurden am 17. September abends Gebäude in Orange beleuchtet, um auf die Bedeutung von Patientensicherheit hinzuweisen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat Orange zur Farbe der Patientensicherheit gewählt – in Osnabrück erstrahlten unter anderem das Schloss der Universität, der Caprivi-Campus der Hochschule, das Marienhospital, das Christliche Kinderhospital, die OsnabrückHalle, das Heger Tor, das Forum am Dom sowie Gebäude der Firma Zender, die seit der Coronakrise Atemmasken statt Autoteile fertigt.
Patientensicherheit im Fokus
In Lingen organisierte der Studiengang Pflege der Hochschule Osnabrück gemeinsam mit verschiedenen Praxispartnern einen Parcours mit Ständen rund um Pflege und Patientensicherheit. Interessierte Gäste konnten an einem informativen Quiz teilnehmen oder mithilfe von Schwarzlicht überprüfen, wie gründlich sie sich die Hände desinfiziert hatten. Auch der Campus Lingen erstrahlte am Abend orange. „Patientensicherheit ist ein sehr wichtiges Thema für die immer komplexer werdende Gesundheitsversorgung“, sagt Dr. Daniel Kalthoff. Er ist Koordinator des GesundheitsCampus Osnabrück, einer von Hochschule und Universität getragenen Plattform, die den Austausch von Wissenschaft und Praxis fördern und damit neue Impulse für die Zukunft der Gesundheitsversorgung geben will. „Wir möchten mit der Initiative auf dieses wichtige Thema aufmerksam machen – und auch zeigen, was gerade in unserer Region schon dafür getan wird.“
Aus der Theorie in die Praxis
Als Beispiele nennt Kalthoff das seit über zehn Jahren etablierte MRE-Netzwerk der Gesundheitsregion Osnabrück zur Bekämpfung von Krankenhauskeimen, ein im Vorjahr gegründetes Netzwerk zur besseren Versorgung von Patientinnen und Patienten mit Herzinsuffizienz sowie das von dem renommierten Experten und Osnabrücker Dr. Peter Gausmann initiierte bundesweite Fehlermeldesystem für die Versorgung von COVID-19 Patienten. Patientensicherheit ist nach Kalthoff ein komplexes Thema: „Es verlangt nach einer fundierten wissenschaftlichen Betrachtung – auch, um wirksame Maßnahmen für die Praxis ableiten zu können. Die Idee, Osnabrück zu einer Modellregion für Patientensicherheit zu entwickeln, stand daher von Anfang an weit oben auf der Agenda des GesundheitsCampus Osnabrück, was vielfältige Aktivitäten in Forschung und Lehre verdeutlichen.“
Kommunikation zwischen Berufsgruppen
Zum GesundheitsCampus Osnabrück zählt unter anderem eine elektronische Patientenakte, die im Team um Prof. Dr. Ursula Hübner von der Hochschule Osnabrück speziell für Übergaben entwickelt und erprobt wird. „Gerade solche Schnittstellen sind kritisch für die Patientensicherheit“, sagt Hübner. „Informationskontinuität ist hier eine Grundvoraussetzung, dazu ist gute Kommunikation wichtig. Die kann und sollte digital unterstützt werden.“ Die Kommunikation zwischen verschiedenen Berufsgruppen ist daher auch ein fester Bestandteil im Lehrplan von über 2.500 Studierenden, die an den Osnabrücker Hochschulen einen Studiengang mit Gesundheitsbezug gewählt haben. Zudem wurden Weiterbildungsangebote speziell für Angehörige von Gesundheitsberufen entwickelt, erklärt Anja Gieseking, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hochschule Osnabrück. „Wir bieten verschiedene Zertifikatsmodule auch zu Themen der Patientensicherheit an, die speziell auf die Erfordernisse Berufstätiger zugeschnitten sind und besonders den Transfer in die Praxis berücksichtigen.“
Aus Fehlern lernen
Die Abteilung New Public Health an der Universität Osnabrück geht unter der Leitung von Prof. Dr. Birgit Babitsch in einem Forschungsprojekt der Frage nach, wie Krankenhauspersonal lernen kann, eine nachhaltige Sicherheitskultur zu gestalten. „Wir haben dazu eine interaktive Online-Lernumgebung für den Einsatz im Krankenhaus entwickelt und erprobt, die den Ansatz des problemorientierten Lernens nutzt und dadurch nah an der praktischen Anwendung ist“, so Babitsch. Dadurch soll unter anderem das Lernen aus Fehlern in Einrichtungen des Gesundheitswesens unterstützt werden. Dafür setzt sich auch das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS) unter Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministers ein: „Fehler zu machen ist menschlich. Nicht aus ihnen zu lernen gefährlich“, sagt Petra Blumenberg. Sie ist Vorstandsmitglied des APS und wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Netzwerk für Qualitätsentwicklung in der Pflege an der Hochschule Osnabrück. „Wir wollen dabei unterstützen, das Lernen aus Fehlern institutionell zu verankern“, so Blumenberg weiter. Das APS erarbeitet und veröffentlicht dazu regelmäßig Handlungsempfehlungen für das Gesundheitswesen sowie Patienteninformationen.
Zahlreiche Gebäude in der Region erstrahlten anlässlich des Tages der Patientensicherheit in Orange, hier das Osnabrücker Schloss. / Foto: Universität Osnabrück, Jens Raddatz.