Es ist beeindruckend: Der Leichtathlet des Jahres, der Nachwuchsleichtathlet des Jahres und der Spitzensporttrainer des Jahres im Niedersächsischen Leichtathletik-Verband (NLV) kommen von der LG Osnabrück. Langsprinter Fabian Dammermann (Männer) und Hochspringer Nevio Völkel (Nachwuchs) wurden gewählt, Anton Siemer (Trainer) von den Gremien des NLV ernannt.
Ein Novum in der Verbandsgeschichte
Osnabrück, der Sportpark Gretesch, die Leichtathletik-Gemeinschaft (LG) Osnabrück waren 2024 zumindest im männlichen Bereich das Zentrum der niedersächsischen Leichtathletik. Hannover mit Olympiastützpunkt und Bundesleistungszentrum, die Leichtathletikhochburg Braunschweig, Göttingen und Wolfsburg hatten das Nachsehen. Ein Novum in der über 75-jährigen Geschichte des Verbandes.
Vergleichbares gab es allenfalls in den 70er-Jahren des letzten Jahrhunderts, als der Sportpark Gretesch mit der ersten Kunststoffbahn Norddeutschlands zum Mekka der niedersächsischen und sogar deutschen Leichtathletik wurde. Alljährlich standen in Gretesch Deutsche; norddeutsche und niedersächsisches Meisterschaften auf dem Veranstaltungskalender, damals noch übliche Länderkämpfe zogen jede Menge hochkarätiger Athleten in die Stadt. Die Stadionrekorde von damals lesen sich wie das Who is who der deutschen Leichtathletik. Fast alle deutschen Spitzenathleten mit Olympiasiegerin und Weitsprungikone Heide Rosendahl an der Spitze haben sich dort verewigt. Eine Renaissance gab es zu Beginn der 2000-er Jahre. Viermal wurden bei Gretesch live die Fahrkarten zu Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften sowie dem Europacup auf der schnellen Bahn in Gretesch vergeben, die deutschen Spitzenathleten im Kurz- und Langsprint, im Hürdensprint und Speerwerfen gaben sich in Gretesch die Klinke in die Hand.
Trainer betont Bedeutung der Geschichte
In beiden Perioden durften Aktive der LG Osnabrück nur ausnahmsweise und dank des Wohlwollens des Verbandes an den hochklassigen Wettkämpfen teilnehmen. So kam man den rührigen Veranstaltern um Karl-Heinz Normann (1970-1977) und Anton Siemer (2000 – 2003) entgegen. Leistungsmäßig waren Osnabrücker weit von der deutschen Spitze entfernt, selbst Titel auf Landesebene waren eher die Ausnahme als die Regel.
Heute, über 50 Jahre nach der von einem sensationellen 100 m-Europarekord gekrönten Eröffnung des Sportparks Gretesch sind die Athleten der LG Osnabrück in der deutschen Spitze angekommen. Sie dürfen sich sogar zur erweiterten europäischen Spitze zählen. Fabian Dammermann fuhr als erster Osnabrücker Leichtathlet zu Olympischen Spielen und ist Deutscher Vizemeister, Florian Kroll ist Deutscher Meister der U23.In Braunschweig standen beide gemeinsam im Finale der Deutschen Meisterschaften der Männern – das hat es für Osnabrück in den weit über 100 Jahren deutscher Leichtathletikmeisterschaften noch nicht gegeben. Und Nevio Völkel sprang im strömenden Regen von Koblenz zu Gold bei der U20-DM. Fast zwangsläufig, dass Anton Siemer als Vater all dieser Erfolge Spitzensporttrainer des Jahres wurde.
Siemer betont immer wieder die Bedeutung der Geschichte. „Leichtathletik in Gretesch hat Tradition. Das merkt man bei Gesprächen im Verein und im Stadtteil immer wieder. Die Eltern und Großeltern der heutigen Aktiven waren früher oft als Zuschauer dabei oder unterstützen sogar das Organisationsteam an der ein oder anderen Stelle. Und besonders die Begeisterung der Sportfeste Anfang dieses Jahrtausends trägt bis heute – viele Nachwuchsathleten kommen auch deshalb zur Leichtathletik.“