Im Wettbewerb mit anderen Oberzentren und dem stark wachsenden Onlinehandel behauptet sich die Stadt Osnabrück auf hohem Niveau. Attraktivität, Angebotsausstattung und Ambiente in der Osnabrücker Innenstadt werden mit der Gesamtnote 2,2 bewertet.

Gegenüber dem Wert für das Jahr 2014 (2,6) stellt dies eine erfreuliche Verbesserung dar. Das hat jetzt die Kundenstudie „Vitale Innenstadt“ des Instituts für Handelsforschung Köln (IfH) ermittelt, an der sich Osnabrück zum zweiten Mal beteiligt hat. Geschulte Interviewer der Osnabrück Marketing und Tourismus GmbH (OMT) und der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim führten dazu fast 400 Interviews.

Graf, Rosenbach, Griesert
Gruppenbild mit Dame: IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf, OMT-Geschäftsführerin Petra Rosenbach und Osnabrücks Oberbürgermeister Wolfgang Griesert beim Gang durch die Große Straße. (IHK/Robert Schäfer)

Innenstädte verspüren Gegenwind

„Unsere Innenstädte müssen sich dem wachsenden Wettbewerb in der Region und dem weltweiten Internethandel stellen. Um erfolgreich zu sein, müssen die Händler wissen, was ihre Kunden wirklich wollen. Die aktuelle Studie ist dafür ein guter Gradmesser. Sie hilft, Osnabrück in diesem Wettbewerb erfolgreich aufzustellen“, so IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf zur Zielsetzung der Befragung.

Auch Oberbürgermeister Wolfgang Griesert bewertet die Ergebnisse positiv: „Osnabrück punktet bei den Kunden vor allem beim Einzelhandelsangebot, beim Gastronomie- und Freizeitangebot sowie bei der Lebendigkeit in der Innenstadt. Das stimmt mich optimistisch, dass auch die Umgestaltung der Hasestraße und die Haseöffnung ihr Ziel nicht verfehlen werden.“

Sauberkeit, Parken und Erreichbarkeit sind Problemfelder

Als „gut“ wird von den Befragten das Angebot vor allem in den Sortimenten Schuhe/Lederwaren, Uhren/Schmuck und Bekleidung beurteilt. In klassischen Bereichen wie Sauberkeit oder Grünflächen herrscht weiterhin Handlungsbedarf. Auch Erreichbarkeit und Parkmöglichkeiten schneiden im Vergleich zu 2014 schlechter ab. Rund ein Drittel der Innenstadtbesucher kommen von außerhalb der Stadtgrenze. Der Pkw (42 %) ist deutlich vor dem ÖPNV (22 %) und dem Fahrrad (21 %) das wichtigste Verkehrsmittel. Rund 80 % der Besucher halten sich mindestens ein bis zwei Stunden vor Ort auf, 35 % davon mehr als zwei Stunden. Gegenüber der Befragung im Jahr 2014 sind diese Werte stabil.


Kommentar von HASEPOST-Herausgeber Heiko Pohlmann

Die Ergebnisse der aktuellen und bundesweit durchgeführten Kundenstudie sollten die Lokalpolitiker aufrütteln.
Es handelt sich weder um eine lokale Gefälligkeitsstudie noch um eine singulär auf ein Thema zugeschnittene Befragung.
Das vorliegende Datenmaterial zeigt schonungslos die Defizite der Stadtentwicklung und die Auswirkungen von Megatrends wie Onlinehandel und geändertem Konsumverhalten.

Wenn fast die Hälfte aller tatsächlich in der Innenstadt Befragten angibt mit dem Auto in die Stadt zu kommen, widerlegt das eindrucksvoll die offensichtlich vor allem aus eigener Erfahrung gespeiste “Fake News” der kaufkräftigen Radfahrer in der Innenstadt. Die mag es zwar auch geben und vermutlich sogar in großer und immer steigender Zahl. Aber es ist halt etwas anderes, wenn ganze Familien zum Einkleiden aus Kattenvenne oder Bersenbrück in das Oberzentrum mit dem PKW kommen oder der Studienrat mal eben mit dem Fahrrad aus dem Katharinenviertel zum Weinhändler in die Krahnstraße radelt [um mal kräftig alle Klischees zu bedienen].
Beide oben aufgezeigte Prototypen sind wichtige Kunden der Innenstadt und sorgen dafür sie gegen den zunehmenden Onlinehandel abzusichern – aber sich als Familie einen ganzen Samstag lang neu einkleiden oder auf Schnäppchenjagd zu gehen, das können unsere Landkreisbewohner auch in Münster, Bielefeld oder eben auch bei Amazon und Zalando.

Und last but not least: Die lokalen Einzelhändler haben ihre Hausaufgaben gemacht. Das “Angebot” der Innenstadt stimmt – da braucht es ganz offensichtlich auch kein Shoppingcenter mit noch mehr austauschbaren Filialisten. Was bemängelt wird ist die Sauberkeit, Erreichbarkeit und die Parkmöglichkeiten. Die Verantwortlichen sind schnell ausgemacht: Der Osnabrücker Service Betrieb (OSB), der Stadtbaurat und vor allem die Lokalpolitiker, die gerade bei Parken und Erreichbarkeit immer wieder die falschen Vorgaben machen – weil Ihnen der Studienrat aus dem Katharinenviertel näher ist als die Familie aus Kattenvenne.
Aber der persönliche Tunnelblick von leitenden Beamten und Feierabendpolitikern zählt nicht, hier geht es um Arbeitsplätze und letztlich auch um Steuereinnahmen! 

Zeit für den Oberbürgermeister nicht mehr nur öffentlichkeitswirksam durch die Innenstadt zu schlendern, sondern den Blockierern in der Verwaltung und im Stadtparlament eine klare Ansage zu machen. Schlechtere Werte kann sich unsere Innenstadt in Zukunft einfach nicht mehr leisten.
Der Onlinehandel kennt keine Probleme mit Sauberkeit und Erreichbarkeit – Steuern zahlen die neuen Wettbewerber von Amazon bis Zalando auch fast keine, und wenn doch, dann nicht in Osnabrück!


 

Auch im direkten Vergleich mit den zwölf teilnehmenden Städten der Größenklasse zwischen 100.000 und 200.000 Einwohnern behauptet die Hasestadt ihre Stellung als herausragender Handelsstandort. Petra Rosenbach, Geschäftsführerin der Osnabrück Marketing und Tourismus GmbH, skizziert die künftigen Handlungsfelder: „Die OMT kooperiert mit den Osnabrücker Servicebetrieben zum Thema Sauberkeit, diversen Fachbereichen der Stadt zum Thema Veranstaltungen und Sicherheit sowie den Werbegemeinschaften zu den Themen verkaufsoffene Sonntage und Erlebniswert. Die guten Ergebnisse sind uns steter Ansporn, Maßnahmen für weitere Verbesserungen zu entwickeln.“

1/3 aller Befragten setzt auf Onlineshopping

Ein Drittel aller Befragten gab jedoch an, aufgrund vermehrten Online- Shoppings seltener in die Innenstadt zu fahren. Im Jahr 2014 war es noch knapp jeder fünfte Befragte (18 %). Allerdings bewerten die Projektpartner neben dem Einkauf im weltweiten Netz auch den klassischen Standortwettbewerb weiterhin als Herausforderung. Eine genaue Betrachtung der einzelnen innenstadtrelevanten Sortimente zeige, dass zurzeit häufig der intensivere Wettbewerb noch zwischen einzelnen stationären Standorten stattfinde. So wanderten Konsumenten z. B. bei Bekleidung eher in andere Städte ab als auf das Internet zurückzugreifen.
Unter Verwendung einer Pressemitteilung der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim

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