Ausgerechnet beim aktuell – und wohl auf lange Zeit – wichtigsten Ausgabeposten der mit mehr als 700 Millionen Euro in den Miesen stehenden Stadtkasse versagte ihre Stimme: Statt Oberbürgermeisterin Katharina Pötter trug zu Beginn der Debatte um die Renovierung der Bremer Brücke Finanzvorstand Thomas Fillep die vorbereitete Rede vor.
Der Oberbürgermeisterin war es ein zentrales Anliegen, „einige Missverständnisse“ richtigzustellen, sich aber bei der anschließenden Debatte und Abstimmung nicht zu beteiligen.
Stadtkämmerer Fillep erinnerte stellvertretend für die Oberbürgermeisterin daran, dass der Rat „vor einem Jahr und einem Monat“ den Einstieg in die Planung beschlossen habe. Nun liege eine ausgearbeitete Vorlage vor, die „in jeder Hinsicht Hand und Fuß hat“ – mit einem Entwurf, der „hervorragend zu Stadt und Stadtteil Schinkel passt“.
Im Namen der Oberbürgermeisterin ging Fillep weiter auf die hitzige öffentliche Diskussion ein: „Wir lesen die Kommentare, bekommen E-Mails, werden auf der Straße angesprochen – und wir nehmen die Sorgen ernst.“ Dennoch solle die Debatte sachlich bleiben. Entscheidungen müssten „auf Basis von Fakten und nicht auf Halbwahrheiten“ getroffen werden.
Das sind die „Missverständnisse“ zur Stadion-Sanierung nach Ansicht der Oberbürgermeisterin:
- Was die sanierte Bremer Brücke wirklich kostet: Die Sanierung koste nicht „100 Millionen Euro“. Die Stadt übernehme maximal 33 Millionen Euro der veranschlagten 67,3 Millionen – „und dabei bleibt es“. Der Rest werde über Kredite finanziert, der VfL zahle eine marktübliche Pacht.
- Warum der alte Standort? Ein Neubau auf der „grünen Wiese“ sei weder günstiger noch schneller, betonte Fillep. „Man würde zerstören, was die Bremer Brücke einzigartig macht: ihre Lage mitten in der Stadt, ihren Charakter, ihre Geschichte.“
- Verschenkt die Stadt Steuergeld? Trotz Profifußball ist der VfL Osnabrück kein Wirtschaftsunternehmen, sondern ein Sportverein. „Was wir hier finanzieren, ist kein Luxusprojekt, sondern kommunale Infrastruktur – wie eine Stadthalle oder ein Theater.“
- Fußball interessiert nur wenige – warum müssen alle zahlen? Das Stadion soll künftig nicht nur dem Profifußball dienen, sondern auch „Treffpunkt für Stadtteil, Bürgervereine und Veranstaltungen“ werden.
- Zu Schulen und Kitas, für die angeblich kein Geld da sei: Die Mittel für die Stadion-Sanierung kommen aus einem separaten Finanzierungstopf. „Das Problem im Bildungsbereich ist nicht das Geld, sondern der Fachkräftemangel.“
Ohne neues Stadion kein Profifußball mehr in Osnabrück?
Besonders deutlich warnte Fillep im Namen der Oberbürgermeisterin vor den Folgen einer Ablehnung: „Heute geht es nicht um die Frage, ein saniertes Stadion – ja oder nein, sondern um die Frage: Wird in Osnabrück künftig noch Profifußball gespielt?“
Die Bremer Brücke sei in einem Zustand, der den Spielbetrieb gefährde – eine Ablehnung hieße langfristig das Ende des Profifußballs in Osnabrück. Erst mit einem positiven Ratsbeschluss könne die Stadt aktiv Fördergelder einwerben, etwa beim Land Niedersachsen oder beim Bund.
Katharina Pötter: Die Bremer Brücke steht nicht für Größenwahn
Zum Abschluss fasste Fillep die Haltung der Oberbürgermeisterin und der Verwaltung zusammen: „Wir investieren nicht in Luxus, sondern in Substanz – in Sicherheit, Stadtentwicklung und Zusammenhalt.“ Die Bremer Brücke stehe nicht für Größenwahn, „sondern für Verantwortung und Zukunft.“

