Warum heißen die neuen E-Scooter in der Stadt eigentlich TIER? Ich vermute einfach mal, weil die mintfarbenen Elektro-Flitzer tierisch Spaß machen. Wobei ich im Vorbeigehen immer wieder den einen oder anderen TIER-Pionier auf den Trick mit dem Kick beim Start aufmerksam mache: Der Scooter scootet nämlich nur dann los, wenn der Fahrer die ersten Meter wie früher auf dem Kinderroller per Muskelkraft startet, aus dem Stand nutzt der Dreh am Speedschalter rein gar nichts. Dann aber zischt der Scooter ab wie von der Gummizwille geschossen, ein großer Spaß.

Ein Gastkommentar von Burkhard Riepenhoff

Wer nun nach zwei, drei Fahrten im Überschwang darüber nachdenkt, selbst so einen Roller zu kaufen, dem erschließen sich durch Nachdenken viele gute Gründe dagegen: Mit dem eigenen Scooter würde man ja nur geplante Strecken fahren und logischerweise immer wieder zuhause landen – für solche Strecken ist das Fahrrad klar besser. Als spontane Ergänzung der urbanen Mobilität aber, da ist der Leih-Roller ein gutes Angebot. Mit dem Bus in die Stadt, mit dem Scooter in der Stadt und mit dem Bus wieder aus der Stadt, so könnte es gehen.

Mit dem Code "OSNATIER" bekommt Ihr zwei Freifahrten mit den neuen Scootern
Mit dem Code “OSNATIER” bekommt Ihr zwei Freifahrten mit den neuen Scootern; Screenshot mydealz.de

Denkt man die urbane Mobilität übrigens einfach mal weiter mit dem Ziel, den Anteil privater Autos zu senken, dann ist man schnell beim Car-Sharing. Hier ist Osnabrück schon ganz gut aufgestellt mit den „Flow-K“ und „Stat-K“ genannten Angeboten der Stadtwerke. Auch die Stadtbusse haben sich gut entwickelt. Kann sich doch heute keiner mehr vorstellen, dass früher mal zum Beispiel am Sutthauser Bahnhof Schluss war mit dem Bus im Zehn-Minuten-Takt und das schon Holzhausen und Hagen nur alle Stunde mit dem Postbus zu erreichen waren.

Was fehlt Osnabrück nun noch zum mobilen Glück? Da hilft der Blick zurück: 1906 wurden die ersten beiden Linien der Osnabrücker Straßenbahn eröffnet: Die blaue Linie vom Hauptbahnhof über Neumarkt und Nikolaiort bis zum Depot an der Lotter Straße und die rote Linie vom Rosenplatz über Neumarkt und Nikolaiort bis zum Hasetor. Das Netz wurde stetig ausgebaut, aber zwischen 1958 und 1960 in drei Schritten endgültig eingestellt. Schade, sehr schade. Denn ungefähr auf den ersten Strecken könnte auch heute wieder die Straßenbahn rollen, vom Zoo in Nahne über den Rosenplatz mit neuem Bahnhof durch die Stadt bis zum Altstadtbahnhof etwa. Und vom Hauptbahnhof auch quer durch die Stadt bis zum Klinikum und weiter zum Heger Friedhof, um nur ein paar Ideen zu nennen.

Klar gibt es da noch die Vision vom Sunglider, der mit Solarstrom quasi im ersten Stockwerk über den Straßen schwebt. Finde ich auch super. Aber solange sich Elon Musk nicht persönlich darum kümmert, wird es vermutlich etwas länger dauern. Die Straßenbahn aber, die könnte viel schneller in Fahrt kommen und wir könnten dann aus der Bahn direkt auf die coolen Scooter umsteigen. Wo ein Wille ist, da stellt sich auch eine Weiche zur Schiene.

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Burkhard Riepenhoff
Burkhard Riepenhoff
Unser Gastautor Burkhard Riepenhoff ist Leiter der Pressestelle der Kreisverwaltung Osnabrück und kümmert sich um Öffentlichkeitsarbeit und Regionales Marketing. Er arbeitete zuvor unter anderem für die Neue Osnabrücker Zeitung, die Potsdamer Neuesten Nachrichten, die Neue Presse in Hannover und das Magazin Zitty in Berlin.

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