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Mösers Meinung: Über die Angst der Bundesregierung vor Hitze

Unser wohl ältester Mitarbeiter meldet sich zurück! Unsere Leserinnen und Leser lieben ihn oder sie lehnen ihn und seine Ansichten oft auch vehement ab. Genau wie sein historisches Vorbild macht „unser Justus“ aus seiner liberal-konservativen Weltanschauung keinen Hehl, und das schon seit inzwischen deutlich mehr als 100(!) Kolumnen, die bereits seit 2015 exklusiv bei der HASEPOST erscheinen.

Guten Abend,

die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) hat vor kurzem einen aktuellen Hitzeschutzplan für die deutschen Bürger vorgestellt. Darin wird Apotheken, psychotherapeutischen Praxen und Sportvereinen eine lange Liste von Handlungsempfehlungen bei hohen Temperaturen an die Hand gegeben. Psychotherapeutische Praxen sollen eine Liste von ihrer Einschätzung nach gefährdeten Personen erstellen, Medikamentenpläne überprüfen und Behandlungstermine in die frühen Morgen- oder späten Abendstunden legen. Apotheken wird nahegelegt, Wasserspender bereitzustellen und mehr Botengänge anzubieten, Jalousien und Klimaanlagen zu installieren sowie ihrer Einschätzung nach gefährdete Personen anzusprechen und auf die Gefahren von Hitze hinzuweisen.

Im Grunde ist dieser sogenannte Hitzeschutzplan eine Unverschämtheit. Selbstverständlichkeiten werden zu Überlebensstrategien aufgeblasen, dem Bürger wird offenbar nicht mehr zugetraut, selbständig für sein persönliches Wohlergehen zu sorgen. Belanglos und besserwisserisch versuchen überbezahlte Beamte im zuständigen Gesundheitsministerium, mit Tipps, die man in jeder Apotheken-Rundschau findet, ihre berufliche Existenz zu rechtfertigen. Dreiste Bevormundung muss seit Corona offensichtlich in jedem Behördenplan inbegriffen sein, darunter macht es die deutsche Bürokratie nicht. Und das Menschenbild, das hier zutage tritt, sollte uns aufhorchen lassen und zur Vorsicht und Achtsamkeit gegenüber jeder Form von staatlichen Eingriffen mahnen: das Volk kann nichts, es weiß nichts, es muß an die Hand genommen und auf die rechten Wege geleitet werden. Was für ein Armutszeugnis stellen sich die Verfasser dieses Hitzeschutzplans aus!

Sie setzen beim Thema ‚Sportvereine und Breitensport‘ sogar noch einen drauf. Auf dreizehn Seiten wird Angst und Schrecken verbreitet. Eimer oder Gießkannen mit kaltem Wasser sollen bereitgestellt werden. Kranke Menschen sollen bei Hitze keinen Sport treiben. Kinder sollen kostenlos Sonnencremes und Sonnenbrillen erhalten. Eine Bewirtung am offenen Feuer oder Grill soll vermieden werden. Auf alkohol-, zucker-, taurin- und koffeinhaltige Getränke soll verzichtet werden. Sportstätten im Freien sollen bei hohen Temperaturen geschlossen werden. Zusammengefasst: im Sommer am besten an einem schattigen Plätzchen verweilen und hin und wieder ein Glas Wasser trinken. Wer kommt nur auf so einen lebensfremden Blödsinn? Abgesehen davon, daß bei einem aktuellen Blick aus dem Fenster ein Sommer mit hohen Temperaturen in weiter Ferne zu liegen scheint. Und dann kann dieser Hitzeschutzplan ja eigentlich auch in den Papierkorb wandern. Wo er aufgrund seines unsäglichen Inhalts ohnehin hingehört. Ich wünsche allen HASEPOST-Lesern trotz des schlechten Wetters ein paar schöne Pfingsttage!

Ihr

Justus Möser

Hier gibt es alle bislang erschienenen Kolumnen von Justus Möser.

 



[Gruß vom Herausgeber]
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Justus Möser
Justus Möser
Justus ist unser "ältester Mitarbeiter", seit 1720 wandelt er durch unsere Stadt - wobei er inzwischen eher "geistert". Sein Vertreter in der Gegenwart ist unser Autor Wolfgang Niemeyer, der sich in dieser Kolumne regelmäßig darüber Gedanken macht „was würde Möser dazu meinen“?

  

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