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Mösers Meinung: Über die Beliebigkeit der Maiwoche

Unser wohl ältester Mitarbeiter meldet sich zurück! Unsere Leserinnen und Leser lieben ihn oder sie lehnen ihn und seine Ansichten oft auch vehement ab. Genau wie sein historisches Vorbild macht „unser Justus“ aus seiner liberal-konservativen Weltanschauung keinen Hehl, und das schon seit inzwischen deutlich mehr als 100(!) Kolumnen, die bereits seit 2015 exklusiv bei der HASEPOST erscheinen.

Guten Morgen,

jetzt ist sie endgültig Geschichte. Die 51ste Osnabrücker Maiwoche hat gestern abend dichtgemacht, das letzte Bier ist getrunken, die letzte Bratwurst verzehrt, die letzte Maibowle noch schnell runtergekippt worden. Das war’s dann mal wieder mit (laut Aussage der Stadtverwaltung) ‚einem der größten Volksfeste Norddeutschlands‘. In die Osnabrücker Innenstadt zieht nun wieder der triste Alltag ein, mit dem obligatorischen Verkehrschaos, den unschönen Dauerbaustellen allüberall, den Betonwüsten im Schloßgarten und neuerdings auch auf dem Ledenhof und, last but not least, dem Damoklesschwert über dem hiesigen VW-Werk. Dessen vom VW-Vorstand in Erwägung gezogene Schließung rührte den Stadtrat bislang zwar zu ein paar Krokodilstränen, aber vor allem Grüne und SPD konnten bis heute nicht begründen, weshalb in einer dermaßen autofeindlichen Stadt wie Osnabrück ein Automobilwerk überhaupt noch gebraucht wird. Die Zukunft der innerstädtischen Mobilität scheint in den Augen dieser Ratsmitglieder eher bei Lastenrad und E-Roller zu liegen. Diesen Fortbewegungsmitteln wird der rote Teppich ausgerollt, es werden Unsummen für Luxusradwege selbst in den entlegensten Winkeln unserer Stadt bereitgestellt, durch weltfremde und ideologiegetriebene Ampelschaltungen wird der Autoverkehr auch nach der furchtbaren Otte-Ära gegängelt bis zum geht nicht mehr. Während der Maiwoche konnte diese graue Realität der mangelhaften Osnabrücker Lebensqualität und der Bürgerferne von Verwaltung und Politik vielleicht ein wenig weggetrunken, weggetanzt und weggefeiert werden. Diese Dinge sind aber nach wie vor vorhanden. Und wie bei einem schweren Kater nach durchzechter Nacht schmerzen sie nach der Party immer ganz besonders schlimm.

Man sollte sich in den Büros der Maiwoche-Verantwortlichen sowieso mal fragen, ob diese Veranstaltung überhaupt noch Sinn macht. Ein Osnabrücker Bürgerfest ist sie schon lange nicht mehr, eher wohl Treffpunkt für Partytouristen von außerhalb. Die bringen in großen Rucksäcken dann auch gerne mal ihre eigenen Getränke mit, so daß der ökonomische Nutzen für die ansässige Gastronomie immer stärker in den Hintergrund rückt. Der Osnabrücker Handel hat sich dieses Jahr auch wieder über teils unzumutbare Beeinträchtigen beschwert. Das ohnehin über Gebühr strapazierte Steuersäckel wird das zu spüren bekommen. Und diese Maiwoche war, leider nicht zum ersten Mal, an Beliebigkeit kaum zu überbieten. Was hat das Ganze eigentlich noch mit Osnabrück zu tun? Nichts! Es lenkt nur von den eigentlich wichtigen Themen, die die Zukunft dieser Stadt bestimmen werden, für eine gewisse Zeit ab. Und das passt dem ein oder anderen wahrscheinlich auch ganz gut ins Konzept.

Ihr

Justus Möser

Hier gibt es alle bislang erschienenen Kolumnen von Justus Möser.

 



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Justus Möser
Justus Möser
Justus ist unser "ältester Mitarbeiter", seit 1720 wandelt er durch unsere Stadt - wobei er inzwischen eher "geistert". Sein Vertreter in der Gegenwart ist unser Autor Wolfgang Niemeyer, der sich in dieser Kolumne regelmäßig darüber Gedanken macht „was würde Möser dazu meinen“?

  

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