Unser wohl ältester Mitarbeiter meldet sich zurück! Unsere Leserinnen und Leser lieben ihn oder sie lehnen ihn und seine Ansichten oft auch vehement ab. Genau wie sein historisches Vorbild macht „unser Justus“ aus seiner liberal-konservativen Weltanschauung keinen Hehl, und das schon seit inzwischen deutlich mehr als 100(!) Kolumnen, die bereits seit 2015 exklusiv bei der HASEPOST erscheinen.
Guten Abend,
seit ein paar Monaten macht die Gruppierung ‚Den Rechten die Räume nehmen‘ in Osnabrück Schlagzeilen. Zunächst wurde auf massiven Druck dieses, nennen wir ihn einfach mal so, Vereins ein geplanter AfD-Stammtisch in der Johannisstraße abgesagt. Kurze Zeit später wurde von Mitgliedern dieser eher politisch links orientierten Vereinigung das tatsächliche Stattfinden eines AfD-Stammtisches in der Parkstraße öffentlich gemacht. Die Betreiberin der entsprechenden Gaststätte war danach einer regelrechten Hexenjagd ausgesetzt, an der die Akteure von ‚Den Rechten die Räume nehmen‘ massiven Anteil hatten. Schließlich gab es Anfang September eine Demo an der Parkstraße, in deren Rahmen nicht nur gegen AfD-Stammtische, sondern gleich gegen das gesamte Politik- und Mediensystem in Deutschland und im speziellen in Osnabrück hergezogen wurde. Ein paar mit Hammer und Sichel verzierte Fahnen taten dabei ihr Übriges, um eine angebliche Anti AfD-Protestkundgebung zu einer Demonstration für eine linke Politikwende zu machen.
Ich frage mich, wer hinter diesem Verein steckt. Und ob sich die Verantwortlichen jemals Gedanken über die Folgen ihres Handelns gemacht haben. Sie beklagen alles mögliche, suchen händeringend nach Feindbildern, und nehmen auf ihrem vermeintlichen Kreuzzug für das Gute reichlich Kollateralschäden in Kauf. So hat der Stalinismus auch mal seinen Lauf genommen, am Ende wurden in der Sowjetunion viele Millionen Menschen aufgrund vermeintlich fehlerhafter Weltanschauungen liquidiert. Ein wenig kritische Selbstreflexion wäre also angebracht, aber davon ist bei diesen Leuten weit und breit nichts zu spüren. Sie werden in diesem Stil weitermachen, ohne Rücksicht auf Verluste und mit einer perfiden, um nicht zu sagen perversen Lust an der Zerstörung sozialer und wirtschaftlicher Existenzen.
Ich persönlich sehe dem Treiben dieses Vereins eher belustigt zu. Wenn sich die Mitglieder mit AfDlern per Megafon und mit dem Fußball-Schlachtruf ‚Ihr könnt nach Hause fahren‘ herzzerreißende Schreiduelle liefern, dann rührt ihr Engagement fast schon mein Herz. Wer inhaltlich nicht mehr zu bieten hat, ist vielleicht doch nicht so ideologisch gefestigt, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Gefährlich erscheint mir vielmehr die Wahl des Vereinsnamens. Von welchen ‚Rechten‘ ist da die Rede? Wem will man die Räume wegnehmen? Zählen nur Wähler und Mitglieder der AfD dazu, oder hat jeder Mensch, der politisch nicht auf Linie ist, die Nutzung von Räumen verwirkt? Und welche Räume meinen diese Leute eigentlich? Nur öffentliche Räume und Gaststätten? Oder auch Privaträume, Wohnungen, Vereinslokale, im Zweifelsfall selbst die Gartenlaube im Schrebergarten? Und wer entscheidet letztendlich, wer wem was wegnehmen darf? Wo endet die politische Aktion, wo beginnt der offene Rechtsbruch, der einfache Diebstahl zum Zwecke der Selbstbereicherung? Oder sind am Ende mit den ‚Rechten‘ die Grundrechte gemeint, die der Bevölkerung weggenommen werden sollen? Das Recht auf Menschenwürde, auf Meinungs- und Pressefreiheit, auf Unverletzlichkeit der Wohnung und Unversehrtheit des eigenen Körpers. Der Begriff ‚Rechte‘ kann auch durchaus positiv gesehen werden. Wollen wir uns das alles als freie und selbständig denkende Menschen und Staatsbürger von ein paar selbsternannten linken Aktivisten wirklich wegnehmen lassen? Uns würde dann vieles fehlen, was ein demokratisches Gemeinwesen ausmacht.
Herzlichst
Ihr Justus Möser
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