Morgen-Kommentar: Möser meint “Chapeau Osnabrück!”

An diesem Ostersonntag ist unser langjähriger Kolumnist Justus der Gastautor in unserem Format “Morgen-Kommentar“.

Das Foto mit dem HASEPOST-Hasen entstand vor zwei Jahren, ungefähr zu dieser Zeit.


 

Guten Morgen,

was ist das bloß für eine schreckliche Zeit! Noch vor wenigen Wochen hätte sich wohl kaum jemand von uns träumen lassen, wie schnell und radikal das gesamte gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben zum Stillstand kommt. Wenn ich in den Abendstunden mit meinem Hund den obligatorischen Spaziergang durch die menschenleere Innenstadt mache, dann muten die Fassaden von Katharinenkirche und Ledenhof wie die Kulisse für einen Endzeitfilm an. “Markt und Straßen stehn verlassen, still erleuchtet jedes Haus. Sinnend geh ich durch die Gassen, alles sieht so traurig aus.” – dieses leicht abgewandelte Weihnachtsgedicht von Joseph von Eichendorff kommt mir bei meinen Rundgängen immer häufiger in den Sinn. Ich habe es mir einfach mal zu eigen gemacht, weil ich glaube, daß Traurigkeit der passende Begriff für die derzeitige Stimmung der Menschen ist. Die Leichtigkeit und Fröhlichkeit, die den Frühling und auch das Osterfest normalerweise auszeichnen, sind seit Wochen verschwunden.

Es wäre an der Zeit, den Osnabrückern ein wenig Hoffnung zu geben. Wolfgang Griesert, seines Zeichens Oberbürgermeister der altehrwürdigen Hasemetropole, hat bislang in meinen Augen einen wirklich guten Job gemacht – jetzt könnte er sein Krisenmanagement durch das Aufzeigen von Perspektiven für die Zeit nach Corona krönen. Denn Osnabrück ist bisher glimpflich durch die Krise gekommen (im Landkreis sieht es leider nicht ganz so positiv aus), was für eine mittlere Großstadt nicht unbedingt selbstverständlich ist. Die Zahl der Infizierten ist relativ niedrig und spricht für sich. Deshalb möchte ich an dieser Stelle allen Bürgern ein großes Lob aussprechen: Chapeau Osnabrück, meine Hochachtung für die außergewöhnliche Disziplin und Ruhe, für die Gelassenheit und Solidarität in einer furchterregenden Situation, die zum verzweifeln ist.

Ich wünsche mir, daß meine Heimatstadt so schnell wie irgend möglich zum normalen Leben zurückkehrt. Ich wünsche mir, daß die Traurigkeit aus den Gesichtern der Menschen verschwindet, der wenigen, denen ich in den letzten Tagen begegnet bin. Ich wünsche mir, daß es bald wieder möglich ist, in den Geschäften einzukaufen und in den Gaststätten ein Bier zu trinken. Ich wünsche mir, daß wir in absehbarer Zeit wieder reisen können, in die Sonne, in die Berge und ans Meer. Und daß wir dann über diese schreckliche Zeit milde urteilen und sagen können: gemeinsam haben wir eine furchtbare Krise so gut es eben ging bewältigt. Dafür braucht es aber zunächst einmal die Hoffnung auf Lockerung der Isolation und Wiederaufnahme eines geregelten Wirtschaftslebens. Und sei es nur als Belohnung für die Haltung der Bevölkerung, für einen Bürgersinn, der alles andere als selbstverständlich ist und der den erfolgreichen Umgang mit einer bisher unbekannten Bedrohung erst möglich gemacht hat. Herr Griesert, geben Sie den Bürgern ein Zeichen, machen Sie uns Mut! 

Ich wünsche allen HASEPOST-LESERN ein Osterfest, an dem es nichts zu mösern gibt. Bleiben Sie gesund!

Ihr

Justus Möser

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Justus Möser
Justus Möser
Justus ist unser "ältester Mitarbeiter", seit 1720 wandelt er durch unsere Stadt - wobei er inzwischen eher "geistert". Sein Vertreter in der Gegenwart ist unser Autor Wolfgang Niemeyer, der sich in dieser Kolumne regelmäßig darüber Gedanken macht „was würde Möser dazu meinen“?

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