Nun soll es vielleicht der größte Zebrastreifen der Welt werden, mit großer Sicherheit aber wohl der teuerste: Die vor inzwischen mehr als zehn Jahren vollzogene Schließung des Neumarkttunnels und das daraufhin folgende Abstürzen des Neumarkts in ein städteplanerisches Meisterwerk postmoderner Ratlosigkeit und Denkmal kommunalpolitischer Inkompetenz gehen in die nächste Runde. Und diese ist aus Beton, sie wird teuer – und sie wird für rund zweieinhalb Jahre die Innenstadt in eine Großbaustelle verwandeln.
Eine Bebachtung aus der Kommunalpolitik von Heiko Pohlmann (Leitartikel)
Am Donnerstagabend wurde in öffentlicher Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt (StuA) der aktuelle Planungsstand für Osnabrücks Problemplatz vorgestellt.
Unsere Redaktion hat die zweidimensionalen Planungsunterlagen aus dem Ratsinformationssystem durch eine KI in ein fotorealistisches Bild umwandeln lassen – und so sieht es aus:

Basis für das Bild oben ist ein Entwurf, der zu den wenigen bislang öffentlich zugänglichen Planungsunterlagen gehört. Die umfassendere Präsentation, die bislang ausschließlich an die Ausschussmitglieder versendet wurde und zur Ausschussitzung nicht im Ratsinformationssystem hinterlegt war, zeigt lediglich gezeichnete Skizzen davon, wie es einmal aussehen könnte.
Kosten am Ende wohl deutlich über 20 Millionen Euro
Greifbarer, wenn auch nicht konkreter wurde es am Donnerstagabend im Ratssitzungssaal, als es um die Kosten ging. Wie üblich in der Kommunalpolitik gab es weder Kritik noch nennenswerte Rückfragen zu den Summen. Hier die nackten Zahlen:
- grob geschätzte Baukosten: 13,2 Mio. Euro (netto)
- grob geschätzte Kosten für die Dächer der neuen zentralen Bushaltestelle: 2,5 Mio. Euro (netto)
- grob geschätzte Kosten für Planung und Gutachter: 4,5 Mio. Euro
In Summe rechnet die Verwaltung noch die Möglichkeit einer weiteren halben Million obendrauf – so ergibt sich eine aktuelle Kostenschätzung zwischen 20,2 und 20,7 Millionen Euro. Die Wörter „grob geschätzt“ wurden direkt der Verwaltungsplanung entnommen und lassen befürchten, dass der Steuerzahler am Ende eine „grob geschätzt“ noch deutliche höhere Rechnung für die zukünftige Betonwüste erhalten wird.

Während die Kosten bei den Ausschussmitgliedern kaum eine Rolle spielten, zeigte man sich von der Gestaltung regelrecht begeistert. Anette Meyer zu Strohen (CDU) sprach von einem „sehr gelungenen“ Entwurf – unwidersprochen.
Verwaltung ist sich sicher: Beton bröckelt nicht wie am Rosenplatz
Dass der Neumarkt-Beton – wie der Rosenplatz – innerhalb kürzester Zeit unansehnlich und brüchig wird, befürchtet Mike Bohne von der Stadtverwaltung nicht. Seinen Ausführungen zufolge besteht die Oberflächengestaltung am Rosenplatz aus zwei verschiedenen Betonschichten, die zwar nach schweizerischem, aber eben nicht nach deutschem Regelwerk verarbeitet wurden – und deshalb vorschnell zu Bruchbeton mutierten.

Auf dem Neumarkt hingegen werde der Beton komplett durchgefärbt, so Bohne. Ganz anders als am Rosenplatz, das kann man nicht vergleichen. Nach Angaben des Leiters des Fachbereichs Geodaten und Verkehrsanlagen waren zahlreiche Spezialkräfte und Experten aus dem Bereich Beton damit beschäftigt, den Belag und sämtliche Fugen auf ihre Haltbarkeit zu prüfen. Vielleicht eine Erklärung dafür, dass die Kosten für Planung und Gutachter inzwischen bei 4,5 Millionen Euro liegen.