Am 16. April 2025 jährt sich der Mord an den beiden Zwangsarbeitern Stanislaw Gontek und Iwan Kowal in der Nähe des Wellendorfer Friedhofes zum 80. Mal. Bis dahin soll das Mahnmal, das an das Schicksal der beiden Männer kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges erinnern soll, fertiggestellt sein. Bei einem Ortstermin auf dem Waldfriedhof in Kloster Oesede wurde nun der finale Standort festgelegt.
Aufarbeitung des Doppelmordes
Vor gut drei Jahren wurde auf Anregung eines von Bürgerinnen und Bürgern gegründeten Initiativkreises die Aufarbeitung des Doppelmordes unter Hinzunahme der wissenschaftlichen Expertise des Vereins Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht erneut in die Öffentlichkeit getragen. Eines der damals erklärten Ziele: für die Opfer einen würdigen wie dauerhaften Erinnerungs- und Gedenkort zu schaffen. Dieses Ziel rückt nun in greifbare Nähe.
30 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt beteiligt
Im Sommer 2024 hatte der Rat der Stadt Georgsmarienhütte zunächst grünes Licht für einen Zuschuss in Höhe von 10 000 Euro für die Ausschreibung der künstlerischen Gestaltung des Gedenkzeichens gegeben. Daraufhin wurde der Auswahlprozess unter Federführung des Gedenkstättenvereins initiiert, an dem sich über 30 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt beteiligten. Den Zuschlag erhielt schließlich der junge Künstler Przemyslaw Martyna mit seinem Entwurf „Die letzten Schritte“.
Mahnmal symbolisiert die „letzten Schritte“ der beiden Opfer
Das rund 1,5 Meter lange und bis zu 84 Zentimeter hohe Mahnmal ist eine aus Granitblöcken bestehende Treppe ins Nichts. Die sieben ansteigenden Stufen sollen symbolisch die letzten Lebensstationen der Opfer widerspiegeln. Ausgerichtet Richtung Sonne symbolisieren sie die Hoffnung und das Streben nach Freiheit, was den beiden Zwangsarbeiten verwehrt blieb. Die einzelnen Stufen sind mit den „letzten Schritten“ der beiden Opfer von der Verschleppung bis zum langen Schweigen über das Geschehene beschriftet. Mit dem abrupten Ende der Treppenstufe wird nach Angaben des Künstlers zugleich das gewaltsame Ende ihres Lebensverdeutlicht.

Ortstermin sein Mahnmal, das seinen Platz gegenüber dem Kriegsgräberfeld auf dem
Waldfriedhof in Kloster Oesede bekommen soll. / Foto: Niklas Otten
Erinnerungsort nahezu selbsterklärend
Das Begehen des Mahnmals soll nicht möglich sein. Eine zusätzliche Informationstafel auf der Rückseite des Objektes soll den Hintergrund des Gedenkzeichens erklären, mehr aber auch nicht: „Dieser Erinnerungsort ist nahezu selbsterklärend und bildet das ab, was wir über das Schicksal der beiden wissen“, so der Geschäftsführer des Gedenkstättenvereins Gestapokeller und Augustaschacht Michael Gander beim Termin vor Ort. Zusätzlich zum Mahnmal soll auf der Internetseite der Gedenkstätten Gestapokeller und Augustaschacht ein differenziertes Informationsangebot sowie ein entsprechendes Bildungsangebot entwickelt werden.
Mahnmal setzt wichtiges Zeichen
Errichtet wird das Mahnmal gegenüber dem Gräberfeld der im Ersten und Zweiten Weltkrieg Gefallenen auf dem Waldfriedhof in Kloster Oesede. Für Bürgermeisterin Dagmar Bahlo setzt das Mahnmal ein wichtiges Zeichen: „Das Schicksal der beiden Männer ist berührend und wir dürfen die Taten von damals nicht verschweigen. Gleichzeitig ist die Erinnerung daran als Zeichen zu sehen, um Kriegen, Rassismus und Demokratiefeindlichkeit als Ursachen für Verbrechen dieser Art entgegenzuwirken.“ Die Firma Granit Pufe aus Osnabrück ist damit beauftragt worden, das Gedenkzeichen aufzubauen. Zum 80. Jahrestag sollen die Arbeiten abgeschlossen sein
Hintergrund
Zum Hintergrund: Am 16. April 1945 sind Stanislaw Gontek aus Polen und Iwan Kowal aus der Ukraine eigenmächtig und unberechtigt von einer Gruppe Männer im Bereich des Friedhofes des Ortsteils Wellendorf in der heutigen Gemeinde Hilter a.T.W. erschossen worden. Beide Männer waren nach Deutschland verschleppt und zur Zwangsarbeit auf einem Hof in Kloster Oesede eingesetzt worden. Der Fall ist erst im Jahr 1964 in einem Gerichtsverfahren juristisch aufgearbeitet worden. Eine angemessene Bestrafung der Täter fand nicht statt. Die beiden Opfer wurden abschließend auf dem sogenannten Ausländerfriedhof Meyerhöfen in Bohmte bestattet.