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Machtsymbol aus 750er Gold: Das ist die Amtskette der Osnabrücker Oberbürgermeisterin

Wer sie trägt, hat einen Platz in den Geschichtsbüchern der Stadt Osnabrück sicher: die Amtskette der Oberbürgermeisterin. Schmuckstücke, die Amtspersonen kenntlich machen, gibt es viele – nur die wenigsten sind so glanzvoll wie die der Hasestadt. Ein Blick in die Historie der goldenen Kette verrät, wie viel Tradition (und Gold!) eigentlich in ihr steckt.

Die Amtskette steht den Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern der Friedensstadt zu

Amtsketten stehen, wie der Name schon sagt, für ein Amt des jeweiligen Trägers. Das können einerseits politische Ämter sein, häufig tragen aber auch Rektorinnen und Rektoren einer Universität eine Amtskette. Universitäten? Richtig gelesen! Was bei Bürgermeistern als Amtskette bekannt ist, wird an Universitäten als „Rektorenkette“ bezeichnet. Die Universität Osnabrück folgt dieser Tradition jedoch nicht.

Amtsketten haben die Aufgabe, das Amt (beziehungsweise die Person, die es innehat) zu kennzeichnen. Gleichzeitig verleiht ihre Strahlkraft Ansehen und Respekt. Sie sind keine gewöhnlichen Ketten – ihre Träger aber auch keine gewöhnlichen Personen. Wer die Wirkung von Amtsketten beschreiben möchte, kann sich der Jugendsprache bedienen: „Aura“ trifft es nämlich sehr gut.

Machtsymbol aus 750er Gold: Das ist die Amtskette der Osnabrücker Oberbürgermeisterin
Während der NS-Zeit war hier mal ein Hakenkreuz zu sehen, heute sind jedoch ein Bundesadler, Niedersachsenross und das historische Rathaus zu erkennen. / Foto: Hinnerk Gramm

750er Gold repräsentiert die Hasestadt seit über 100 Jahren

Es ist nicht alles Gold, was glänzt – in diesem Fall aber schon. Zumindest fast. Die Stadt spricht von „massivem 750er Gold“. Das sind 75% pures Gold, nur ein Viertel besteht aus anderem Material. 750er Gold hat ein Feingehalt von bis zu 18 Karat, aber zum genauen Karatwert gibt es aber keine offiziellen Zahlen. Ihren Geldwert zu schätzen, ist leider sehr schwer. Wie die Stadt erklärt, ließe sich der Wert solcher symbolischen Stücke nur „schwer festlegen“. Übrigens wiegt der Goldanteil der Kette ungefähr 1 Kilo. Nimmt man alle Steine und Kettenelemente dazu, kommt man auf ein beachtliches Gesamtgewicht von ungefähr 1,5 Kilogramm.

Doch wie kam es eigentlich dazu, dass Osnabrück eine Amtskette kriegt? Es war Oberbürgermeister Dr. Julius Rißmüller, der im frühen 20. Jahrhundert von Kaiser Wilhelm II. das Recht zum Tragen einer Amtskette erhielt. Im Jahr 1911 wurden 5000 Reichsmark für die Herstellung einer goldenen Amtskette bewilligt. Traut man den Währungsrechnern des Internets, dann entsprechen 5000 Reichsmark aus dem Jahr 1911 ungefähr einem Wert von 33.000 € im Jahr 2025.

goldene Amtskette
Das Stadtwappen Osnabrücks ziert die Amtskette. / Foto: Hinnerk Gramm

Die Details des goldenen Prachtstücks

Die Osnabrücker Amtskette besteht aus 120 Einzelteilen. Die Bonner Amtskette beispielsweise sticht mit „schlichten, quer-ovalen Einzelgliedern“ vergleichsweise wenig hervor (sorry, Bonn!). Wie das Presseamt der Hasestadt uns mitteilte, besteht die Goldkette aus handgearbeiteten Platten, die durch geschmiedete Ösen miteinander verbunden sind. Doch damit nicht genug Prunk: Die Trägerelemente, bestehend aus blassgoldenen Verzierungen und russischem Lapislazuli (das sind die markanten blauen Lasursteine), werten das strahlende Erscheinungsbild des Stücks unermesslich auf.

An Bezug zur Friedensstadt fehlt es der Kette nicht. Was aussieht wie eine hängende Münze, stellt das aus Emaille gemalte Wappen der Stadt, das Osnabrücker Rad, in den Mittelpunkt. Über der großen Münze ist ein Abbild des historischen Rathauses zu erkennen. Neben dem Rathaus weisen ein Bundesadler (links) und ein Niedersachsenross (rechts) auf die Zugehörigkeiten der Stadt hin. Die Goldkette stammt aus den Händen des Schmiedemeisters Bernhard Lange, der sie 1911 anfertigte. Tatsächlich gibt es eine zweite, silberne Kette, die das Original vor zu viel Gebrauch schützen sollte.

Machtsymbol aus 750er Gold: Das ist die Amtskette der Osnabrücker Oberbürgermeisterin
Ein näherer Blick lohnt sich. / Foto: Hinnerk Gramm

Zweite Kette aus Silber sollte das Original vor Verschleiß schützen

Ganz genau: Oberbürgermeister Ernst Weber (von 1972 bis 1981 im Amt) sorgte sich so sehr um die goldene Kette, dass er eine zweite Kette in Auftrag gab. Das Erscheinungsbild der Goldkette litt über die Jahre unter der langen Nutzung und war reparaturbedürftig. 1982 wurde nach 500 Arbeitsstunden des Juweliers Wolfgang Grändorf eine Silberkette fertiggestellt. Sie besteht aus 925er Silber – das sind 92,5 % pures Silber. Die neue Silberkette sollte leichter und weniger reparaturanfällig sein.

Grändorf war es schließlich auch, der sich nach der Anfertigung der Silberkette dem Original widmete. Er reinigte sie nicht nur aufwendig, sondern verbesserte auch ihre Tragbarkeit. Die Kettenglieder waren nämlich dafür bekannt, dass sie regelmäßig die Stoffe der wertvollen Anzüge ihrer Träger zerstört. Gerüchte, dass Boris Pistorius einen eigenen Anzug nur zum Tragen der Kette hatte, sind nach Angaben der Stadt falsch.

Als Hans-Jürgen Fip 1991 das Amt des Bürgermeisters antrat, entschied er, die restaurierte Goldkette wieder als Amtskette zu verwenden. Seitdem wird das goldene Original bei Anlässen getragen. Die Silberkette hingegen wird nicht mehr benötigt und liegt sicher verwahrt im Tresor der Stadt.

Die Silberkette
Die zweite Amtskette in Silber wird von OB Pötter nicht verwendet. / Foto: Hinnerk Gramm
 

  

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