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Lokviertel in Osnabrück: Caritas setzt sich für sozial inklusivere Quartiersplanung ein

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Die Präsidentin des Deutschen Caritasverbands Eva Welskop-Deffaa besuchte am Donnerstag, 20. März, das Coppenrath Innovation Center in der Entwicklungsfläche des Osnabrücker Lokviertels, wo sie sich ein Bild von den bisherigen Baufortschritten und den nächsten Entwicklungsschritten machte in Hinblick auf den „Sozialen Masterplan Lok-Viertel Osnabrück“, der von Caritas und anderen Wohlfahrtsverbänden maßgeblich gestaltet wurde.

Caritas öffnet Türen im Lokviertel

Im Zuge der Jahreskampagne, zu der die Caritas ausgewählte Orte in Deutschland besucht, geschah es dieses Jahr unter dem Motto „Caritas öffnet Türen“. Das Lokviertel wurde zu so einem Ort, bei dem sich die Caritas für die Berücksichtigung einer sozialen Perspektive stark macht. „Es geht dabei darum, innovative Möglichkeiten zu finden, um Türen für alle Menschen offenzuhalten. Diese Lösungen müssen aber zu den Herausforderungen unserer Zeit passen,“ erklärt Präsidentin Eva Welskop-Deffaa. Diese Herausforderungen seien heutzutage andere als etwa nach dem Zweiten Weltkrieg. Es gehe nun vielmehr um das veränderte Verhältnis zum Wohnen und zur Arbeit, aber auch um Entwicklungen wie künstlicher Intelligenz am Arbeitsplatz, wo es wichtig sei, zukunftsfähig zu bleiben und nicht den Anschluss zu verlieren. Vor allem aber der soziale Zusammenhalt und die Inklusion sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen sei eine zentrale Herausforderung unserer Zeit, der die Caritas begegnen will.

Initiative für ein sozial gerechteres Lokviertel

Zusammen mit der heilpädagogischen Hilfe und der Diakonie Osnabrück Stadt und Land hat die Caritas den Verein LOK-IN e.V. ins Leben gerufen, der die nachhaltige und sozial-gerechte Stadtentwicklung im Lokviertel begleiten soll. Die Caritas will nämlich das städtebauliche Konzept im Lokviertel mit dem Konzept „Türen öffnen“ verbinden. „In diesen Krisenhaften Zeiten, in denen man sich häufiger fragt, ob in der Zukunft alles gut gehen wird, setzen wir einen Kontrapunkt,“ betont Welskop-Deffaa. Sie verweist darauf, dass man hier im Lokviertel weiterdenke: Einfach nur 10 % der Neuwohnungen als Sozialwohnungen ausweisen, würde nicht reichen, da es schnell zu Abgrenzung und Ghettoisierung kommen könne. Stattdessen würde man sich für die Schaffung sogenannter „dritter Orte“ einsetzen, an denen sich Menschen unabhängig von ihrer sozialen Herkunft begegnen können. Das Soziale müsse hier viel grundsätzlicher gedacht werden, gerade für das Innovationsanliegen, das den Investor LokViertel OS GmbH antreibe. „Hier wird deutlich, dass die Wohlfahrtsverbände Treiber einer gesellschaftlichen Innovation sind,“ schlussfolgert Welskop-Deffaa.

Inklusion mitgedacht

Auch Menschen mit Behinderungen sollen in dem neuen Konzept in ihren Potentialen wahrgenommen werden und nicht nur als Belastung oder gar Störfaktor wahrgenommen werden. Einfach nur Barrierefreiheit zu etablieren, reiche laut Welskopf-Deffaa nicht aus. „Wir wollen weg von dieser institutionalisierten Betrachtung, die dazu führt, dass behinderte Menschen in ihrer eigenen Welt leben und nicht sichtbar sind,“ ergänzt Dorit Neuhaus, Quartiersmanagerin von der Caritas. Menschen mit Einschränkungen sollen sichtbar werden und ihre aktive Teilhabe im neuen Stadtviertelkonzept ermöglicht werden.

„Mobilität bedeutet Teilhabe“

Ein weiteres Anliegen, das den Wohlfahrtsverbänden wichtig ist, ist ein sozial inklusives Mobilitätskonzept, denn „Mobilität bedeutet Teilhabe,“ wie Welskop-Deffaa klarstellt. Sie lobt die günstige Lage direkt gegenüber dem Hauptbahnhof, wodurch die Menschen schnell zum Zug kommen würden. Es sei aber auch eine gute Anbindung an den innerstädtischen öffentlichen Personennahverkehr wichtig: „Es bringt nichts, wenn der Bus nur einmal alle zwei Stunden kommt. Dann bleiben die Leute beim Auto.“ Das Lokviertel ist als Pkw-freies Quartier konzipiert, was auch Fahrradfahrer weniger belasten würde. Die sogenannten Mulit-Utility-Hubs sollen auch Autofahrern dann die Möglichkeiten geben, etwa Einkäufe vom Auto zum Haus zu befördern, ohne in das Viertel hineinfahren zu müssen, wobei Welskop-Deffaa futuristische Visionen von levitierenden Lastenplattformen zeichnet.

Forderungen an die Politik

„Als Caritas fordern und fördern wir Generationengerechtigkeit, Inklusion, Familienfreundlichkeit, digitale Teilhabe, starke Partnerschaften zwischen Haupt- und Ehrenamt, Staat und Zivilgesellschaft – alles große Schlagworte, die hier in diesem Projekt mit konkretem Leben gefüllt werden,“ fasst Eva Welskop-Deffaa die Leitziele der Caritas zusammen und zeigt sich optimistisch, dass diese zukünftig in der Stadtentwicklung prägend sein werden. Sie kritisiert zugleich, dass im neuen Koalitionsvertrag die Rolle der Wohlfahrtsverbände kaum berücksichtigt und suggeriert werde, man brauche nur Start-Up-Unternehmen. „Von der künftigen Bundesregierung erwarten wir, dass sie die notwendigen politischen Rahmenbedingungen schafft, damit sich unser Sozialstaat, wie hier sichtbar, mutig, verlässlich und bürokratiearm weiterentwickeln kann. So können wir den Menschen Perspektiven auf eine gute Zukunft offenhalten, denen im Leben schon zu oft die Tür vor der Nase zugeschlagen wurde,“ fordert Welskop-Deffaa von der Politik.

 

 

  

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