# Lindner wirft Kanzler Merz Schuldenpolitik ohne Reformen vor Datum: 31.12.2025 14:36 Kategorie: Deutschland & die Welt URL: https://www.hasepost.de/lindner-wirft-kanzler-merz-schuldenpolitik-ohne-reformen-vor-671369/ --- Der ehemalige FDP-Chef und frühere Bundesfinanzminister Christian Lindner hat Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) in einem Interview mit dem Sender ntv scharf kritisiert. Lindner wirft Merz vor, zentrale Ankündigungen nicht einzulösen und finanzpolitische Grundsätze auf europäischer Ebene aufgegeben zu haben. Zugleich bemängelt er fehlende Strukturreformen in Deutschland und warnt vor steigenden Zinslasten für den Bundeshaushalt. ## Lindner wirft Merz Kurswechsel und fehlende Reformen vor Der frühere FDP-Vorsitzende Christian Lindner sagte dem Sender ntv, er schätze Bundeskanzler Friedrich Merz persönlich, doch erfülle dieser nicht, was er zuvor angekündigt habe. Noch schwerer wiege aus seiner Sicht: „Er macht ja oft das Gegenteil dessen, wovon er über Jahrzehnte gesagt hat, dass das im überragenden Interesse des Landes wäre“, so Lindner laut ntv. „Der Neuanfang bleibt aus“, konstatierte Lindner im Gespräch mit ntv. „Wir haben Merz-Schulden, aber keine Merz-Reformen.“ Statt grundlegender Veränderungen steige die Staatsquote und staatliche Lenkung gehe zulasten der Marktwirtschaft, kritisierte der ehemalige Finanzminister dem Sender zufolge. „Am Ende dieses Jahrzehnts werden wir einen hohen Anteil des Bundeshaushalts für Zinsen aufwenden, für die Schulden, mit denen Merz seine Kanzlerschaft begründet hat“, sagte Lindner bei ntv. Besonders scharf griff Lindner den Kurs der Bundesregierung in der europäischen Finanzpolitik an. Merz habe im Zuge des 90-Milliarden-Euro-Hilfskredits für die Ukraine, der vom EU-Haushalt abgesichert wird, „die rote Linie der Gemeinschaftsschulden in Europa aufgegeben“. Dies sei geschehen aufgrund „mangelhafter Vorbereitung in Brüssel und aufgrund des Irrtums, man folge ihm schon, nur weil er Bundeskanzler ist“, erklärte Lindner bei ntv. ### Kritik an Sozialpolitik und „ängstlicher“ Politik Flankierende durchgreifende Strukturreformen seien dagegen nicht zu erkennen, bemängelte Lindner gegenüber ntv. Zwar sei beim Bürgergeld „ein bisschen was passiert – es wird umbenannt“, so Lindner, die Reformen gingen aber „nicht weit genug“. Die Pauschalierung der Kosten der Unterkunft beispielsweise sei eine Verwaltungsvereinfachung und bringe auch zusätzliche Anreize, mit den Ressourcen sparsamer umzugehen. Sie sei aber nach wie vor nicht angegangen worden. Die Liste ließe sich beliebig verlängern. Lindner forderte: „Wir brauchen grundsätzlich einen schlankeren Sozialstaat, steuerliche Entlastungsmaßnahmen für die Wirtschaft, nicht erst Ende des Jahrzehnts, Klimaneutralität 2050 und nicht schon 2045.“ Zur Einordnung der aktuellen Reformpolitik verwies Lindner im ntv-Interview auf frühere SPD-Regierungszeiten. Gerhard Schröder hätte seinerzeit vorgemacht, dass es auch anders ginge, so Lindner. „Ich bin jetzt weit entfernt davon zu sagen, dass die Agenda 2010 allein unser Land wieder auf den Erfolgspfad geführt hat, aber immerhin gab es einen Basta-Kanzler, der die eigene Abwahl in Kauf genommen hat, um aber dann fast wiedergewählt zu werden.“ Der „Fastgewinn“ von Schröder „nach mutiger Reformpolitik“ sei allerdings leider nicht vorbildhaft geworden in Deutschland. Stattdessen sei die „Beweglichkeit politischer Entscheider“ heute von Ängstlichkeit geprägt, sagte Lindner ntv. ### Lob und Vorbehalte beim Altersvorsorgedepot Einzig für das neue Altersvorsorgedepot fand Lindner im Gespräch mit ntv lobende Worte. „Das ist die einzige gute Idee der Großen Koalition – die sie allerdings nicht selbst hatte.“ Lindner sprach von einem Game-Changer. Mit Blick auf die gesetzliche Rente sagte er: „Man muss ja den Unter-50-Jährigen sagen, wer wirklich noch an das Versprechen der Politik glaubt, dass die gesetzliche Rente in dreißig Jahren noch den Lebensstandard sichern wird, der verlässt sich auch auf den Osterhasen.“ Er sei allerdings gespannt, ob das Altersvorsorgedepot auch mit der Wahloption Leibrente und Auszahlungsplan bis zum 85. Lebensjahr komme, so Lindner bei ntv. „Die Versicherungen wollen natürlich die Leibrente, die auf Lebenszeit läuft. Das Argument ist: Die Leute unterschätzen, wie alt sie werden. Aber natürlich sind da auch bestimmte ökonomische Interessen der Anbieter. Ich glaube dagegen, wir sollten den Menschen die Freiheit lassen, sich für einen Auszahlungsplan zu entscheiden.“ Quelle: Mit Material der dts Nachrichtenagentur. ✨ durch KI bearbeitet, 31. Dezember 2025 14:36. --- Quelle: Hasepost.de - Die Zeitung für Osnabrück