Kommentar: VfL Osnabrück – Kämpfen, beißen und zusammenhalten

Eineinhalb Wochen noch, dann reist der VfL Osnabrück an den Karlsruher Wildpark. Dort steht ein schweres Spiel bevor, denn der KSC steht mit 42 Punkten auf Platz 5 der Zweitligatabelle.

Ein Kommentar von Hermann Schmidt

Zuvor geht es in einer Freundschaftsbegegnung am Donnerstag (25. März) gegen den Drittligisten Viktoria Köln, der sich in seiner Liga im Mittelfeld der Tabelle bewegt. Zeit, etwas auszuprobieren und die eigene Spielstärke für die kommenden Aufgaben weiterzuentwickeln!
Wo steht der VfL Osnabrück jetzt, und wie kam es dazu, dass sich der Verein nach einer guten Hinrunde nun plötzlich im Abstiegskampf befindet? Was kann, was muss der Trainer bewirken, um eine Wende herbeizuführen?
Dazu folgende Anmerkungen:

  1. Seit dem 16. Dezember hat der VfL 14 Pflichtspiele in der Liga absolviert, dazu ein weiteres im DFB-Pokal. Das Punktspiel in Kiel wurde gewonnen, in Nürnberg holte der VfL einen Punkt. Das Pokalspiel gegen den anhaltend schwachen Bundesligisten 1. FC Köln ging verloren.
  2. In diesen 14 Punktspielen und einem Pokalspiel blieb der VfL neun mal ohne Torerfolg. Wenn auch nicht neu, so doch eine bittere Bilanz.
  3. In zehn dieser insgesamt 15 Spiele wurde mit einem Tor Unterschied verloren. Das Spiel in Kiel wurde mit 2:1 gewonnen, der Punkt in Nürnberg mit einem 1:1 ergattert.
  4. Allein diese Fakten unterstreichen eindeutig, wo der Hund begraben liegt: Der VfL Osnabrück hat ein Stürmerproblem. Aller Voraussicht nach wird sich das auch bis zum Ende der Saison nicht ändern lassen. Stürmer wachsen nicht auf den Bäumen, und wenn man aus einem schwachen Stürmer in den guten alten Zeiten immer noch einen guten Verteidiger machen konnte: umgekehrt wird kein Schuh draus.
  5. Markus Feldhoff muss mit dem ihm zur Verfügung stehenden Kader auskommen und herausfinden, wer zu wem passt, und wer in die Stammelf gehört.
  6. Die „Bewegungen“ im Transfermarkt vor Ende des Transferschlusses im Januar 2021 sind von den sportlichen Leitern des VfL unterschätzt worden. Es war offenkundig, dass sich alle schwächeren Vereine der zweiten Liga im Offensivbereich durch Zukäufe und Leihspieler verstärkten. An der Bremer Brücke beschränkte man sich auf zwei neue Spieler, von denen einer, Jay-Ray Grot, bisher überhaupt nicht zum Einsatz kam, weil er verletzt ist. Wann er einsatzfähig sein wird, ist offen. Das Handeln bzw. Nichthandeln der VfL-Verantwortlichen ist für viele Fans der Lila-Weißen nicht nachvollziehbar und die wesentliche Ursache für die aktuelle Lage.
  7. Die Sturmschwäche des VfL zeigt sich von Spiel zu Spiel. Die letzten beiden Tore erzielte mit Marc Heider ein Mann, dessen Einsatz und Kampfbereitschaft vorbildlich ist. Es tut gut, zu sehen, dass ihm nun wieder Tore gelingen. Doch neben Marc Heider können auch andere Spieler Tore erzielen, wenn sie in Position gebracht werden. Ein Trainer ist dazu da, die entsprechenden Leute auf den Platz zu bringen. Damit wird sich der neue Trainer Markus Feldhoff beschäftigen. Ansätze zu einer offensiveren Ausrichtung der Mannschaft und die Handschrift des Trainers sind erkennbar. Er weiß, dass die Standards von Sebastian Kerk allein nicht ausreichen, um zu punkten.
  8. Das Spiel gegen den FC St. Pauli hat noch einmal deutlich unterstrichen, dass es viele Teams in der Liga gibt, die dem VfL in der spielerischen Qualität überlegen sind. Dazu kommt, dass solche Mannschaften stets zwei, drei Spieler haben, die den Unterschied ausmachen. Am vergangenen Sonntag war es vor allem ein Mann, der als Gestalt gewordene Torgefahr seine Qualität unter Beweis stellte: Guido Burgstaller. Hätte der Mann Lila-Weiß getragen, dann wäre das Spiel anders ausgegangen. Daran hätte auch ein so schwacher Schiedsrichter wie Dr. Thomsen nichts rütteln können.
  9. Was nun kann ein Trainer wie Markus Feldmann in der gegenwärtigen Lage tun, um mit seinem Team dem Abstieg zu entgehen, wenn es im Sturm an allen Ecken und Enden hapert? Fußball ist ein Laufspiel. Wer mehr und schneller als andere läuft, wird auf dem Platz etwas bewegen können, auch dann, wenn er kein Rastelli am Ball ist. Fußball ist ein Kampfspiel, in dem die Zahl der gewonnenen Zweikämpfe eine große Rolle spielt. Härte, Biss, Nichtnachlassen sind das Gebot der Stunde.
  10. Ein Trainer, der seine Mannschaft begeistern kann, der sie mitreißt, der sie stark redet und positiv einstellt, der kann Wunder bewirken. Auch gegen einen überlegenen Gegner. Mit einem besseren Schiedsrichter hätte der VfL im Spiel gegen die Legionärsmannschaft vom Millerntor einen Punkt geholt. Weil die Einstellung stimmte. Um zu siegen, müssen noch ein paar Schippen draufgelegt werden. Das geht nur gemeinsam unter Aufbietung aller Kräfte.

 

Nachbetrachtungen des bisher Geschehenen nützen wenig. Fehler, die im Fußball gemacht worden sind, lassen sich im Nachhinein nicht korrigieren. Der VfL Osnabrück kann in der zweiten Liga nur bestehen, wenn jeder alles gibt und in der gegenwärtigen Situation über sich hinauswächst. Der Kader an der Bremer Brücke weist keinen Wundermann aus, der den Karren allein aus dem Dreck ziehen kann. Fünf Finger sind eine Faust, und wenn die elf Spieler, die auf dem Platz stehen, zusammenhalten, dann ist der Klassenerhalt nach wie vor möglich.


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Hermann Schmidt
Hermann Schmidt
Hermann Schmidt beobachtet den Fußball an der Hase von der Elbe aus. In Hamburg war der gebürtige Hesse lange Zeit als Verlagsmanager tätig. Zwanzig Jahre lang hat er selbst gespielt, in der Jugend als Stürmer und danach als Vorstopper in seiner Heimat und beim BFC Südring (Berlin). Schmidt ist Autor zahlreicher Fußballbücher und Biografien. Die Buchveröffentlichungen „Legenden des FC St. Pauli“ und „Männer trinken kein Fanta“ sind im Jahr 2020 erschienen. Zu seinen Lieblingsclubs gehören neben dem VfL auch Holstein Kiel, der FC St. Pauli und der 1.FC Köln.

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