Kommentar: Geschlossene Hochschulen? Energiesparen geht anders!

Studentin in der Online-Lehre (Symbolbild)

Zahlreiche Universitäten und Hochschulen kehren im Winter dem Präsenzunterricht kurzfristig wieder den Rücken, für Studierende geht es in die mittlerweile leider gewohnte Online-Lehre. Hintergrund ist dieses Mal aber nicht etwa die Corona-Pandemie, sondern eine andere Krise: Durch die Verlagerung des Studiums ins Homeoffice soll Energie gespart werden. Abgesehen davon, dass der Strom- und Gasverbrauch dadurch lediglich an andere Orte “verschoben“ wird: Energiesparen durch Uni- und Hochschulschließungen? Im Ernst jetzt?

Ein Kommentar von Maurice Guss

Zugegeben, allzu lange geht es für die zahlreichen Studierenden in diesem Winter nicht in die Online-Lehre. Die Universität Osnabrück schließt ihre Räumlichkeiten für eine, die Hochschule für drei Wochen. Trotzdem ist dieses Signal das falsche!

Fast drei Millionen Studierende – einfach vergessen

Schon während der Corona-Pandemie wurden die mittlerweile fast drei Millionen Studierenden in Deutschland permanent vergessen, mussten monatelang aus den eigenen vier Wänden ausbaden, dass weder Bundes- noch Länderregierungen ein einheitliches Konzept für digitale Lehre in Krisenzeiten auf den Weg bringen konnten. Ein solches gibt es auch heute nicht, trotzdem heißt es schon bald wieder Online- statt Präsenzunterricht. Dieses Mal müssen die Studierenden herhalten, damit an Unis und Hochschulen Energie gespart wird. Vorgegeben sind die Einsparungen vom Bund. Energiesparen durch Schließungen von weiterführenden Bildungseinrichtungen also – soll das ein Witz sein?

Schön, dass Licht und Heizung an Unis und Hochschulen in dieser Zeit ausbleiben können – verbraucht wird die Energie aber trotzdem. Statt in einem großen Saal für 10, 20, 50 oder 100 Studierende brennt das Licht dann eben in 10, 20, 50 oder 100 WG-Zimmern. Strom wird dort ebenfalls verstärkt verbraucht, denn ein Laptop muss ja nun mal geladen werden, und auch die Heizung läuft. Mit dem Energieverbrauch schiebt man dann gleichzeitig auch noch die Kosten in die Hände der sowieso schon gebeutelten Studierenden.

Eine Einmalzahlung im Gegenzug? Die wurde schon vor Wochen auf den Weg gebracht, immerhin 200 Euro sollten es sein. Kann man jetzt drüber diskutieren, ob diese Summe nicht auf die Lasten der letzten Jahre bezogen nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist. Von den Konten der Studierenden ist das Geld zudem immer noch weit entfernt. Anders als beispielsweise bei Rentnern ist die Großzahl der IBAN-Nummern der begünstigten jungen Menschen noch nie erfasst worden. Ein bürokratisches Monster bei fast drei Millionen Studierenden. Was da für ein Zeitaufwand hintersteckt, kann man erahnen, wenn ein Finanzminister Lindner bei der Zusammenfassung von IBAN und Steuernummer für die Auszahlung der Energiepauschale mit 18 Monaten rechnet.

Energiesparen geht anders

Uni- und Hochschulschließungen also um Gas und Strom zu “sparen“ (oder zu “verschieben“ – jeder wie er oder sie es gerne mag). Energiesparen im Bildungssektor geht anders: Raumtemperatur senken, Licht häufiger aus als primäre Maßnahmen, so wird es zumindest an den Bildungseinrichtungen in Osnabrück zusätzlich auch praktiziert. Ich denke, die überwältigende Mehrheit der Studierenden hätte und hat dafür großes Verständnis. Für das permanente Hin und Her zwischen Präsenz- und Onlinelehre vor dem Vorwand des Energiesparens hingegen umso weniger.


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Maurice Guss
Maurice Guss
Maurice Guss absolvierte im Herbst 2019 ein Praktikum bei der HASEPOST. Im Anschluss berichtete er zunächst als freier Mitarbeiter über spannende Themen in Osnabrück. Seit 2021 arbeitet er fest im Redaktionsteam und absolviert ein Fernstudium in Medien- und Kommunikationsmanagement. Nicht nur weil er selbst mehrfach in der Woche auf dem Fußballfeld steht, berichtet er besonders gerne über den VfL Osnabrück.

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