Das Europaparlament will vegetarischen Produkten künftig Begriffe wie Burger, Schnitzel oder Wurst verbieten – angeblich, um Verbraucherinnen und Verbraucher vor Verwirrung zu schützen. Eine Mehrheit der Abgeordneten stimmte jetzt in Straßburg für das Verbot – endgültig ist die Entscheidung aber noch nicht, sie geht nun in die Verhandlungen mit den 27 EU-Mitgliedstaaten.
Ein Kommentar von HASEPOST-Redaktionsleiter Dominik Lapp
Wurst darf endlich wieder Wurst heißen – Tofu schweigt betroffen. Man muss den Hut ziehen vor dem Wurstparlament, pardon, Europaparlament: Endlich kümmert man sich um die wirklich drängenden Probleme unserer Zeit. Nicht Inflation, Klimawandel oder drohender Krieg – nein, das wahre Übel lauert offenbar in der Kühltheke. Dort, wo ahnungslose Bürgerinnen und Bürger in Panik geraten könnten, weil auf einer Packung „vegane Wurst“ steht.
Man stelle sich das Drama vor: Ein Verbraucher greift zur Pflanzenwurst – und merkt erst zu Hause, dass kein Schwein drin ist. Der Schock! Die Verwirrung! Vielleicht sogar ein Trauma. Da ist es nur konsequent, dass künftig wohl neue Wortkreationen her müssen. Vielleicht Erbsenpressrolle statt Wurst? Sojaflatsche statt Schnitzel? Oder Gemüseschlabberling statt Burger?
Aber wenn wir schon beim großen Reinemachen sind: Wie halten wir’s mit der Fleischtomate? Dürfte die künftig nur noch „rote, saftige, aber völlig fleischlose Fruchtkugel“ heißen? Und was ist mit Scheuermilch – ist das nicht irreführend für Kuhfreunde? Ganz zu schweigen von der Kackwurst – semantisch problematisch, völlig fleischfrei, und doch erstaunlich verbreitet.
Vielleicht sollte das EU-Parlament eine „Verordnung zur sprachlichen Reinheit von Lebensmitteln“ auf den Weg bringen. Titelvorschlag: Lex Wurstica. Unter Strafe gestellt würde dann alles, was Verbraucher überfordert: Gummibärchen (keine Bären!), Leberkäse (weder Leber noch Käse!), Berliner (nicht mal eine Hauptstadt drin!) oder Hamburger (ganz ohne Fischköppe!).
Man fragt sich unweigerlich: Gibt es in Europa wirklich keine größeren Baustellen? Oder lenkt man lieber ab, indem man Tofu zum Staatsfeind erklärt?
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