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Kommentar: Schulen kaputt, Kriminalität außer Kontrolle und teure Prestigeprojekte

Osnabrück, mir graut es vor Dir. Nein, mir graut es noch viel mehr vor Deiner Zukunft – und wenn ich ehrlich bin: Selbst die Gegenwart in der „eigentlich“ schönsten Stadt, die ich mir vorstellen kann, ist längst nicht mehr besonders attraktiv.

Schüler der BBS am Pottgraben dokumentieren den Verfall ihrer Schule, an der sie fit für die Zukunft gemacht werden sollen. Eine Zukunft, in der sie die Renten für immer mehr Alte und die jüngst vom Bundestagswahl-Pinocchio Friedrich Merz noch vor seinem lediglich möglichen Amtsantritt auf den Weg gebrachte massive Staatsverschuldung bezahlen müssen.

Ein Kommentar von Heiko Pohlmann

Ich kann es keinem dieser jungen Menschen verdenken, wenn sie der jetzt regierenden Generation und vor allem den irrlichternden Parteien den Mittelfinger zeigen.
Wäre ich noch jung, ich wüsste nicht einmal mehr, wen ich überhaupt noch wählen sollte.
Zur Erinnerung: Wer jung ist, wählt inzwischen immer häufiger die AfD – kann man es ihnen verdenken?
Mein Rat an alle jungen Menschen: Statt extrem zu wählen am besten so schnell wie möglich auswandern! Dorthin, wo ein halbwegs gut verdienender Facharbeiter über direkte und indirekte Steuern und Abgaben nicht bis zu zwei Drittel seines Einkommens an einen Staat abführen muss, der offenkundig nicht mit Geld umgehen kann. Besseres Wetter gibt es in den meisten für eine Auswanderung attraktiven Ländern auch noch gratis dazu.

Wir haben hier einen Staat, der trotz Rekordeinnahmen – selbst in Pandemiezeiten und bei zunehmend düsterer Konjunktur – einfach nicht haushalten kann und falsche Prioritäten setzt.
Aber man muss nicht erst nach Berlin oder Hannover schauen – das Elend ist ja bekannt: Gerade auch auf kommunaler Ebene zeigt sich, was die derzeitig noch regierende Generation alles nicht kann.

Beispiele gefällig?
Am Osnabrücker Neumarkt soll, nach jahrzehntelangem Stillstand und trotz besseren Wissens (Stichwort: Rosenplatz!), nun eine experimentelle, gestalterisch fragwürdige Betondecke für über 20 Millionen Euro entstehen – großflächige Versiegelung inklusive. Große Zustimmung kommt ausgerechnet von den Osnabrücker Grünen, die es eigentlich besser wissen müssten: CO₂-Emissionen bei der Betonherstellung und die Folgen versiegelter Innenstädte sind schließlich keine Unbekannten.

Nicht zuletzt wegen des städteplanerischen Desasters rund um den Neumarkt sind weite Teile der Osnabrücker Neustadt inzwischen zum Kriminalitätsschwerpunkt verkommen.
Laut aktueller Kriminalstatistik ist Osnabrück heute der Crime-Hotspot in Niedersachsen.

Und als hätte der Rosenplatz nicht schon genug unter der Komplett-Betonierung gelitten, soll dort nun ein „Bahnhof“ entstehen – erreichbar weder vom Rosenplatz noch von der Iburger Straße, sondern nur über einen Zufahrtsweg zu einem Garagenhof. Halten wird dort bestenfalls einmal pro Stunde ein Zug in Richtung Bielefeld. Züge nach Bremen oder ins Ruhrgebiet fahren – mangels Ausweichgleisen und Weichen – einfach vorbei.

Aber Luftschlösser haben wir viele.
Nur wird darüber auffällig wenig gesprochen, weil die Verantwortlichen wissen, dass das Geld längst fehlt – und peinliche Eingeständnisse vor der Kommunalwahl im Herbst 2026 scheuen wie der Teufel das Weihwasser.

Wo sind sie denn, die 70 Millionen Euro für die Sanierung der maroden Bremer Brücke?
Wer soll die über 120 Millionen Euro stemmen, die das Theater für eine brandschutzgerechte Zukunft braucht?
Wo ist das Konzept für die Ruine von Galeria Kaufhof?
Was passiert, wenn aus der inzwischen fast ein Jahr andauernden „kurzen Bauunterbrechung“ beim „Zauberwürfel“ auf dem Neumarkt ein Dauerstillstand wird?
Wer bezahlt den Abriss, wer vermietet Hotel- oder Gewerbeflächen, für die es keinen Bedarf mehr gibt?

Noch nicht genug?
Was ist mit der alten Hauptpost gegenüber vom Kaufhof? Mit der Ruine der Sportarena? Und es gibt zwar schöne Konzepte für das Lok-Viertel, aber wer kann sich dort das Wohnen in Zukunft leisten? Wer will dort eingezwängt zwischen Gleisen und den weniger schönen Stadtteilen, abgeschnitten von Grün und Verkehrswegen, noch dazu mit striktem Autoverbot belegt, wirklich wohnen? Und auch die Johannishöfe – wenn sie denn kommen sollten – scheinen mir zwischen Neumarkt und Johannisstraße nicht wirklich die Wohnlage zu bieten, die es braucht, um die dort zu erwartenden Mieten zu bezahlen.

Und wieso eigentlich glaubt irgendjemand in Stadtverwaltung oder Politik, dass es im Nirgendwo des Limbergs einen zweispurig ausgebauten Fahrradweg inklusive Beleuchtung und automatischer Ampelanlage braucht?
Ach ja, die 1,6 Millionen Euro für die 800 Meter Luxusradweg kamen ja aus Fördermitteln.
Fördermittel, die ebenfalls von Steuerzahlern aufgebracht wurden – Geld, das vielleicht in eine Kita in Garmisch-Partenkirchen oder eine Krankenhausrenovierung in Chemnitz besser investiert gewesen wäre. Das nennt man übrigens solidarisches Handeln.

Zurück zur BBS am Pottgraben. Genau die Lokalpolitiker, die jahrelang mitangesehen haben, wie diese Schule vergammelte, hatten kein Problem damit, 10 Millionen für eine Sporthalle der neuen Friedensschule zu beschließen, weil es den Schülern angeblich nicht zumutbar wäre ein paar Hundert Meter in die benachbarten Sporthallen am Wall oder der Lotter Straße zu gehen.


[Gruß vom Herausgeber] Liebe Leserin, lieber Leser, schön, dass Sie bis zum Ende durchgehalten haben. Meinungsbeiträge spiegeln immer nur die Ansichten des jeweiligen Autors wider – nicht die der gesamten Redaktion. Mein Anliegen – und das unserer Redaktion – ist es, in gekennzeichneten Meinungsbeiträgen wie diesem Denkanstöße zu geben. Ob Sie zustimmen, ablehnen oder irgendwo dazwischenstehen: Wenn ein Kommentar neue Perspektiven eröffnet oder auch nur zum Nachdenken anregt, haben wir unsere Aufgabe erfüllt.

„Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.“ (C. G. Jung)
Bitte denken Sie mehr. Ihr Heiko Pohlmann


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Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

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