# Kommentar: Am Ende zahlt es doch der Steuerzahler Datum: 24.09.2025 11:46 Kategorie: Aktuell URL: https://www.hasepost.de/kommentar-am-ende-zahlt-es-doch-der-steuerzahler-636905/ --- Oder sollte ich meinen Kommentar mit dem Titel versehen: „Von der Schwierigkeit, verlorenen Besitz seinem Eigentümer aufzudrängen“? Ein Kommentar von Heiko Pohlmann Bekanntlich hat die HASEPOST ihre Redaktion in der Altstadt. Hier wird aktuell viel gebaut. Kürzlich haben die Stadtwerke die Marienstraße abgesperrt, um eine Leitung abzudichten, und davor wurde ein Teil der Rolandsmauer gesperrt, um auf Steuerzahlerkosten der Lagerhalle das Dach zu sanieren. Immer mit dabei sind auch die Dienstleister, die wohl jeden Tag eine Kerze im nahen Dom anzünden – aus Dank für teils völlig überzogene Vorschriften zur Absicherung von Baustellen, selbst in wenig befahrenen und gut beleuchteten Altstadtgassen. Wo früher das beauftragte Bauunternehmen ein wenig Flatterband spannte und selbst grob gezimmerte Absperrungen aufstellte, müssen heute nach Vorschrift nicht nur zahlreiche Schilder aufgestellt werden, um gut sichtbar die Durchfahrt zu verbieten, wo es ohnehin nicht weitergeht. Und egal ob Autobahn oder Altstadtgasse: Ohne eine große Auswahl an Blinklampen ist es keine echte Baustelle! Es könnte hier ja gleichzeitig die Straßenbeleuchtung ausfallen und jemand ohne eingeschaltete Frontscheinwerfer mit 200km/h durch die Altstadt brettern. So eine Blinklampe ist natürlich – entsprechender Alkoholpegel vorausgesetzt – ein lustiges Mitbringsel aus der Altstadt. Vermutlich deswegen hat am vergangenen Wochenende eine solche Lampe ihren zugewiesenen Platz verlassen und den Weg auf die Fensterbank unserer Redaktion gefunden. Der „Dieb“ hatte es sich wohl anders überlegt. Vielleicht auch, weil das Unternehmen aus einer dem Stadtgebiet nahen Landkreisgemeinde, dem diese Lampe gehört, sie mit einer Gravur eindeutig gekennzeichnet hatte. Um es kurz zu machen: Ich habe das entsprechende Unternehmen am Montagmorgen angerufen. Kein Dank, aber immerhin die Zusage, dass man die Lampe abholen werde. Geschehen ist nichts. Nicht am Montag, nicht am Dienstag und bis Mittwochvormittag auch nicht. Ein erneuter telefonischer Hinweis, die Lampe nun endlich abzuholen, wurde erneut eher spröde entgegengenommen. Die Vermutung liegt nahe, dass der „Schwund“ als expliziter Posten oder einfach in einer großzügigen Kalkulation leichter auf einer Endabrechnung mit der Stadt oder einem ihrer Betriebe landet: Der Steuerzahler zahlt ja! Mal eben einen Mitarbeiter vorbeischicken – selbst wenn die Lampe schon abgeschrieben und nicht sonderlich teuer ist – das sind wohl die „alten Werte“, von denen die oft belächelten Boomer sprechen, wenn sie beschreiben, wie unsere Gesellschaft früher (besser) funktionierte. Wir trinken heute halt lieber unsere Capri-Sonne aus einem Papierstrohhalm, und Hauptsache, die Stadtverwaltung achtet bei Ausschreibungen auf Nachhaltigkeitskriterien – auf dem Papier. [Gruß vom Herausgeber] Liebe Leserin, lieber Leser, schön, dass Sie bis zum Ende durchgehalten haben. Meinungsbeiträge spiegeln immer nur die Ansichten des jeweiligen Autors wider – nicht die der gesamten Redaktion. Mein Anliegen – und das unserer Redaktion – ist es, in gekennzeichneten Meinungsbeiträgen wie diesem Denkanstöße zu geben. Ob Sie zustimmen, ablehnen oder irgendwo dazwischenstehen: Wenn ein Kommentar neue Perspektiven eröffnet oder auch nur zum Nachdenken anregt, haben wir unsere Aufgabe erfüllt. „Denken ist schwer, darum urteilen die meisten.“ (C. G. Jung) Bitte denken Sie mehr. Ihr Heiko Pohlmann Als Kommentar, Kolumne, Meinungsbeitrag oder Satire gekennzeichnete Beiträge geben stets ausschließlich die Meinung des jeweiligen Autors wieder, nicht die der gesamten Redaktion. --- Quelle: Hasepost.de - Die Zeitung für Osnabrück