Die Zukunftsaussichten sind grundsätzlich gut. Die IHK erwartet in der Region rund 8.000 zusätzliche Arbeitsplätze in der Region, doch es gibt auch Schattenseiten und Herausforderungen für die regionale Infrastruktur.

„2016 war überraschend erfolgreich. Bundesweit betrug das Wirtschaftswachstum 1,9 %. Wir gehen davon aus, dass das Wachstum hier in etwa auf dem gleichen Niveau lag.“ Mit diesen Worten stellte Martin Schlichter, Präsident der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim, den IHK-Geschäftsbericht 2016 vor. Das Wachstum wird sich nach Erwartung der IHK fortsetzen. Schlichter geht dabei davon aus, dass die Region die Wachstumsprognose des DIHK für Deutschland für 2017 von 1,8% ebenfalls erreichen kann.

25% mehr Beschäftigte als 1999/2000

„Erneut überdurchschnittlich schneidet die Region beim Indikator Beschäftigung ab“, so Schlichter. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten habe zuletzt um mehr als ein Viertel höher gelegen als zur Jahrtausendwende. Die Steigerung im vergangenen Jahr übertraf mit 2,5 % wiederum Landes- und Bundesdurchschnitt (2,1 % bzw. 2,2 %). Für das laufende Jahr prognostiziere der „IHK-Frühindikator Beschäftigung“ einen Job-Zuwachs von 2,9 % oder 8.000 Stellen.

Fachkräftemange beschäftigt die IHK

Schattenseite der Beschäftigungserfolge sei der zunehmende Fachkräftemangel. „Es ist daher folgerichtig, dass unsere IHK-Organisation das Motto ‚Menschen befähigen – Wirtschaft stärken‘ zum bundesweiten Schwerpunktthema für die Jahre 2017 und 2018 erklärt hat“, so Schlichter. Die IHK stelle dabei vor allem die berufliche Bildung in den Mittelpunkt. Als konkrete Ansatzpunkte benannte der Präsident unter anderem das Projekt Neustart für Studienabbrecher oder die beiden „Azubi-Finder“ der IHK, die dabei helfen, dass Betriebe und junge Menschen zusammenfinden. Mit dem Siegel „IHK TOP-Ausbildungsbetrieb“ unterstütze die IHK Unternehmen, gezielt gute Bewerber für sich zu gewinnen. Außerdem werde die IHK in Kürze einen „Integrationsmoderator“ einsetzen, damit die Integration von Flüchtlingen besser gelingt.

2020 kein Abiturjahrgang in Niedersachsen

Als besondere Herausforderung für die Unternehmen bezeichnete Graf das Jahr 2020. In dem Jahr wird es durch die neuerliche Umstellung der Gymnasialzeit von zurück auf die auch früher üblichen 13 Jahrgänge an den klassischen Gymnasien keine Abiturjahrgänge geben. Hier sieht der IHK-Hauptgeschäftsführer ein Versäumnis der Landesregierung, denn die Unternehmen seien angesichts des drohenden Fachkräftemangels auf die kontinuierliche Ausbildung angewiesen.

Zwei wichtige politische Weichenstellungen stehen an

IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf stellte wesentliche Projekte der IHK im laufenden Jahr vor.
„Die wirtschaftspolitischen Weichen werden bei der Bundestagswahl im September und der Landtagswahl in Niedersachsen im Januar 2018 gestellt“, so Graf. Die IHK bringe sich in beiden Fällen mit Positionspapieren ein, im Vorfeld der Bundestagswahl auch mit regionalen Podiumsdiskussionen. Inhaltlich plädiert die IHK-Organisation dafür, die Steuerbelastungen angesichts von Rekordsteuereinnahmen insgesamt zu reduzieren. Konkret solle der Bund die Stromsteuer deutlich senken, am besten sogar abschaffen, um dem Energiekostenanstieg entgegenzuwirken. Für die Landesebene sprach sich Graf gegen bürokratische Hürden für verkaufsoffene Sonntage aus. Ziel sollte vielmehr sein, Verkaufsöffnungen ohne besonderen Anlass an vier Sonntagen im Jahr zu ermöglichen.

Ein Jahr ohne Abiturienten und der Fachkräftemangel beschäftigen die IHK Osnabrück - Emsland - Grafschaft Bentheim
Stellten den Geschäftsbericht 2016 der IHK Osnabrück – Emsland – Grafschaft Bentheim vor: IHK-Präsident Martin Schlichter und IHK-Hauptgeschäftsführer Marco Graf.

IHK für bessere Verkehrswege in der Region

Top-Thema der IHK bleibt weiter die regionale Infrastruktur. Zwar habe die Region bei der Verteilung der Mittel aus dem Bundesverkehrswegeplan sehr gut abgeschnitten. Doch sei die Umsetzung nicht immer ein Selbstläufer. Das betreffe etwa den vierstreifigen Ausbau der Europastraße 233. Hier will die IHK noch stärker für das Projekt werben und hat daher vor kurzem zusammen mit dem Wirtschaftsverband Emsland und der Ems-Achse den Förderverein „pro E 233“ gegründet. Dieser soll die Vorteile des Ausbaus in der Öffentlichkeit noch deutlicher machen. In diesem Sinne seien die Partner gemeinsam auch eine „Bürgerinitiative dafür“, so Graf.

Mit Blick auf die Digitalisierung der Wirtschaft kündigte Graf an, dass die IHK ab August erste Abschlussprüfungen online für die Ausbildereignung durchführen werde.