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Mehr Verspätung und anderer Zug: Bahn verschiebt ICE-Start zwischen Berlin und Amsterdam erneut

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Dies dürfte wohl die bislang längste Verspätung sein, die je ein Fernverkehrszug der Deutschen Bahn eingefahren hat. Die Einführung moderner ICE-Züge auf der Strecke zwischen Amsterdam über Osnabrück nach Berlin verzögert sich erneut – und zwar nochmals um gut ein halbes Jahr.

Aber was sind schon sechs Monate, wenn man die vergangenen Jahre im Rückblick betrachtet, in denen die Bahn stets neue Ankündigungen machte, denen kurze Zeit später kleinlaute Rückzieher folgten? Nach neuen Plänen der Bahn, sollen jetzt ab Dezemer die alten Intercity-Züge der Bahn auf der West-Ost-Achse über Osnabrück durch moderne ICE-Züge ersetzt werden.

Verena Kämmerling (CDU) reagiert skeptisch auf Bahn-Ankündigung

Die Osnabrücker Landtagsabgeordnete Verena Kämmerling, die regelmäßig zwischen Osnabrück und der Landeshauptstadt Hannover pendelt, reagierte in einem ersten Statement gegenüber der HASEPOST skeptisch auf die neues Ankündigung der Bahn: „Ankündigungen und Verspätungen sind wir von der Bahn ja gewohnt. Ich glaube erst daran, wenn die neuen Züge tatsächlich in den Hauptbahnhof Osnabrück einrollen.“

Der ICE3 neo soll ab 2025 zwischen Berlin und Amsterdam fahren
Der ICE3 neo soll ab 2025 zwischen Berlin und Amsterdam fahren / Foto: DB AG, Volker Emmersleben

Ursprünglicher „Fahrplan“ bereits zwei Jahre verspätet

„Eigentlich“ sollten die alten Intercity-Züge, deren Waggons weitestgehend noch aus dem letzten Jahrhundert und aus der Zeit der Deutschen Bundesbahn stammen, bereits im Jahr 2023 durch moderne ICE‑L‑Züge des spanischen Herstellers Talgo ersetzt werden. Angekündigt wurden die ursprünglich als ECx bezeichneten Züge bereits vor sechs Jahren, im März 2019.
Doch bevor es planmäßig losgehen konnte, berichtete unsere Redaktion im Februar 2023 als erstes lokales Medium über die mit „Zulieferschwierigkeiten“ des Herstellers begründete Verschiebung der Inbetriebnahme der neuen Züge von 2023 auf Oktober 2024.

Letzte Verschiebung sah einen Start zur Jahresmitte 2025 vor

Bereits im Mai des vergangenen Jahres kam es zu einer weiteren Terminverschiebung, die nun mit „Verzögerungen beim Test- und Zulassungsprozess“ begründet wurde. Auf Nachfrage unserer Redaktion erklärte ein Konzernsprecher der DB, dass die neuen Züge ab Mitte des Jahres 2025 in Betrieb genommen werden könnten.

EXx bzw. ICE L der Deutschen Bahn
Konzept des EXx bzw. ICE L der Deutschen Bahn bei der Vorstellung 2019, Foto: Talgo

ICE-L sollte Bahnfahren für Rollstuhlfahrer einfacher machen

Doch auch daraus wird wieder nichts. Weder der Termin „Mitte 2025“ noch der Einsatz der neuen ICE‑L‑Züge – deren Einsatz womöglich komplett zur Disposition steht – scheinen realisierbar zu sein. Auf ihrer eigenen Webseite hat die Deutsche Bahn inzwischen sämtliche Außenansichten des ICE‑L entfernt. Noch sichtbar bleibt lediglich das neue Innenraumkonzept der schnellen Fernverkehrszüge sowie der auf Bahnsteg-Ebene liegende Eingang, der beim ICE‑L – dessen „L“ für „low“, also für niedrigen Einstieg, steht – einzigartig gewesen wäre.

Das neue Innenraumkonzept der Bahn findet sich auch im ICE 3neo wieder. Dieser Zug, der vom hauseigenen Lieferanten Siemens hergestellt wird, wird – anders als der spanische Talgo‑Zug, der wie alle bisherigen ICE von einer Lokomotive gezogen wurde – als Triebzug konzipiert.

Statt ICE-L aus Spanien nun der ICE 3neo von Siemens

Zum Fahrplanwechsel im Dezember 2025 soll es nun endlich soweit sein: Nach dem aktuell veröffentlichten Plan der Bahn wird der ICE 3neo auf der Verbindung Berlin–Amsterdam die derzeit verkehrenden Intercity-Züge ablösen und diese wichtige europäische Verbindung massiv aufwerten.

Der ICE 3neo bewährt sich seit Juni 2024 im internationalen Verkehr auf der Strecke von Frankfurt über Köln nach Amsterdam und Brüssel. Seither hat die DB nach eigenen Angaben die Zugausfälle auf diesen Verbindungen deutlich reduziert.

Mit den neuen Zügen reagiert die Bahn auch auf die gestiegene Nachfrage im Fernverkehr. Nach Konzernangaben ist das Fahrgastaufkommen im internationalen Fernverkehr in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Im Jahr 2024 konnte die Bahn den Rekordwert des Vorjahres nochmals übertreffen – mit über 24 Millionen Reisenden waren noch nie so viele Menschen auf den grenzüberschreitenden Verbindungen unterwegs wie im vergangenen Jahr.

Lokwechsel in Bad Bentheim bereits seit Dezember 2023 nicht mehr nötig

Bereits beim Fahrplanwechsel im Dezember 2023 wurde die Reisezeit zwischen Berlin und Amsterdam um 30 Minuten verkürzt. Dieser deutliche Fahrzeitgewinn ist durch ein neues Haltekonzept sowie den Einsatz von Mehrsystemlokomotiven erzielt worden – denn diese machen den zeitraubenden Lokwechsel an der Grenze überflüssig. Auch der ICE 3neo ist mehrsystemfähig und kann somit sowohl im deutschen als auch im niederländischen Netz eingesetzt werden.

Der ICE 3neo im Überblick

Der ICE 3neo überzeugt mit einem Bordrestaurant, das Platz für 16 Gäste bietet, sowie mit einem einladenden Bordbistro. Darüber hinaus wurden zahlreiche Neuerungen eingeführt, die den Reisekomfort erheblich steigern. So sorgen mobilfunkdurchlässige Scheiben für einen stabilen Empfang, und in jedem Zug stehen acht Fahrradstellplätze zur Verfügung. Neu gestaltete Gepäckregale bieten zudem deutlich mehr Stauraum, während eine innovative Beleuchtung, die sich tageszeitabhängig anpasst, für ein angenehmes Ambiente sorgt.

Endlich Platz für Fahrräder im ICE3neo / Foto: DB AG, Volker Emersleben
Endlich Platz für Fahrräder im ICE3neo / Foto: DB AG, Volker Emersleben

Alle Sitze – auch in der zweiten Klasse – sind mit Tablethaltern und Steckdosen ausgestattet, was das Arbeiten und Entspannen während der Fahrt erleichtert. Zusätzliche Türen ermöglichen einen schnelleren Ein- und Ausstieg an Bahnhöfen, und ein neuer Hublift erleichtert den Zustieg für Reisende im Rollstuhl. Moderne Zugtoiletten mit Sensorik ermöglichen zudem eine berührungslose Bedienung, und zahlreiche großformatige Infomonitore in den Fahrgasträumen informieren die Reisenden jederzeit. An jedem Platz sorgt zudem eine LED-Anzeige für den aktuellen Reservierungsstatus.

Ein besonderes Highlight stellt das neue ICE‑Innendesign dar, das seit dem siebzehnten Zug eingeführt wurde. Die komplett neu entwickelten Sitze sind als persönliche Rückzugsorte konzipiert und bieten verbesserte Verstellmöglichkeiten für noch mehr Komfort. Eine harmonische Formgebung, moderne Materialien wie Holzdekor sowie Bezüge aus hochwertigem Stoffgewebe in nuancierten Farben prägen das neue Erscheinungsbild – in der ersten Klasse dominieren warme Grautöne, während in der zweiten Klasse Blautöne und im Bordrestaurant ein ansprechendes Burgundy‑Rot vorherrschen.

Aktuell betreibt die DB 24 ICE 3neo-Züge; weitere 15 Züge sollen noch in diesem Jahr zur Flotte stoßen, wobei insgesamt 90 Züge beim Hersteller Siemens Mobility bestellt wurden.

 

 

 
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

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