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HASEPOST-Autotest: MG Cyberster – britische Roadster-Tradition modern interpretiert

Der MG Cyberster zeigt eindrucksvoll, dass Elektromobilität nicht nur mit Pferdestärken und Drehmoment glänzen, sondern auch optisch begeistern kann.

An einem sonnigen Frühlingstag in Osnabrück konnte der offene Zweisitzer seine Qualitäten unter Beweis stellen – mit einem ansprechenden Design, kräftigem Antritt und überraschend alltagstauglichem Komfort. Im Detail gibt es ein paar exzentrische Schrulligkeiten, aber der Name und die Tradition der Marke MG verpflichtet auch dazu – das war bei seinen Vorgängern nicht anders.

Ein Autotest von HASEPOST-Autor Heiko Pohlmann

Markantes Design mit britischen Wurzeln

Optisch ist der MG Cyberster ein echter Blickfang. Mit langer Motorhaube, kurzen Überhängen und den nach oben öffnenden Scherentüren zitiert er klassische Roadster-Traditionen und interpretiert sie zugleich futuristisch neu.

Futuristisch: das Heck des MG Cyberster
Futuristisch: das Heck des MG Cyberster / Foto: Pohlmann

Insbesondere das Heck des MG, das erst nach 4,54 Meter endet, zeigt den modernen Anspruch der Marke, die im vergangenen Jahr ihren 100. Geburtstag feierte. Apropos „Länge“: Der Mazda MX-5, der lange Zeit die einzige Möglichkeit bot, britische Roadstertradition in einer neuen Interpretation zu erfahren, misst in seiner aktuellen Version lediglich etwas mehr als 3,90 Meter. Dass der MG damit deutlich länger und natürlich auch breiter ist, als man gemeinhin von Roadstern erwartet, haben die Designer und Ingenieure geschickt kaschiert.

Klassisch: die Front des MG Cyberster
Klassisch: die Front des MG Cyberster / Foto: Pohlmann

Kräftiger Antrieb, auf Wunsch mit Allrad- oder Heckantrieb

Je nach Ausführung bietet der Cyberster entweder einen Hinterradantrieb mit 231 kW (314 PS) oder eine Allradvariante mit üppigen 400 kW (544 PS). Für den Test stand die leistungsstärkere Version zur Verfügung. Das Fahrzeug beschleunigt in nur 3,2 Sekunden auf 100 km/h, ohne dabei hektisch zu wirken. Die Kraftentfaltung ist beeindruckend, aber gut dosierbar. Der Wechsel zu den Fahrleistungen, die teils über dem Niveau klassischer Supersportwagen liegen (Ferrari F40 von 0 auf 100 km/h in 4,1 Sekunden), gelingt durch das Drücken eines roten Buttons im Lenkrad.

der "Power-Button" rechts unten im Lenkrad
der „Power-Button“ rechts unten im Lenkrad / Foto: Pohlmann

Ohne Ausflug in den Leistungssport zeigte sich der Antrieb auf den Testfahrten rund um Osnabrück von seiner besten Seite: spontan, leise und stets souverän abrufbar.

Sportlich abgestimmtes Fahrwerk

Das Fahrwerk ist roadster-typisch straff, ohne unkomfortabel zu sein. Schlaglöcher und Bodenwellen filtert der MG ordentlich weg, was bei einem offenen Sportwagen keineswegs selbstverständlich ist. In engen Kurven überzeugt er mit präzisem Einlenken und guter Rückmeldung. Das durch die Batterien recht hohe Gewicht von rund zwei Tonnen wird hier zum Vorteil: Der Cyberster klebt wie ein Go-Kart am Asphalt. Die Lenkung wirkt direkt und angenehm gewichtet, könnte aber bei höheren Geschwindigkeiten etwas mehr Rückmeldung geben.

Alltagstauglichkeit nicht vergessen

Seine sportlichen Gene hindern den Cyberster nicht daran, auch im Alltag zu überzeugen. Der Kofferraum fasst 249 Liter und reicht damit locker für kleinere Einkäufe oder Wochenendausflüge. Auch die Sitze sind bequem und bieten guten Seitenhalt. Das elektrische Stoffverdeck öffnet und schließt in rund 15 Sekunden – ideal, wenn das Osnabrücker Wetter einmal spontan umschlägt. Die „Stoffmütze“, die vom österreichischen Zulieferer Magna stammt, ist dabei mehr als eine dünne Persenning wie bei klassischen Roadstern. Das mehrlagige Verdeck sorgt im geschlossenen Zustand für eine angenehme Ruhe im Innenraum, die einem Blechdach durchaus gleichwertig erscheint.

Ladekabel, Laptoptasche... und es passen noch ein paar Einkaufstüten in das Kofferabteil
Ladekabel, Laptoptasche… und es passen noch ein paar Einkaufstüten in das Kofferabteil / Foto: Pohlmann

Die Sitzposition ist erstaunlich hoch, das hat der Cyberster allerdings gemein mit dem Alfa Spider der letzten Generation, einer weiteren inzwischen nicht mehr existenten Größe der europäischen Roadster-Tradition, die nun von den chinesischen Eignern der Traditionsmarke MG wiederbelebt wird.

Hochwertige Technik an Bord des Cyberster

Im hochwertig verarbeiteten und auf den Fahrer zugeschnittenen Innenraum findet sich eine futuristische Cockpit-Landschaft. Drei Displays informieren über Geschwindigkeit, Navigation und Fahrzeugzustand. Die Bedienung erfolgt überwiegend über den Touchscreen eines vierten Displays in der Mittelkonsole, ist aber logisch aufgebaut. Ergänzt wird das Ganze durch moderne Assistenzsysteme wie Spurhalteassistent, adaptive Geschwindigkeitsregelung und eine 360-Grad-Kamera – Funktionen, die bei einem klassischen Roadster früher undenkbar gewesen wären.

Wohlfühl-Innenraum in schwarzem und rotem Leder
Wohlfühl-Innenraum in schwarzem und rotem Leder / Foto: Pohlmann

Ein besonderes Feature für einen offenen Roadster: Eines der Displays kann auf Wunsch den Wetterbericht für den Tag und die kommende Woche anzeigen. Warum der aktuelle Wochentag allerdings rechts steht und die folgenden Tage nach links gelesen werden? Bei einem Roadster mit britischem Background darf man das wohl getrost als „exzentrisch“ abtun, genau wie die Türöffnung über Tasten in der Mittelkonsole und das Weglassen eines gesonderten Start-/Stop-Buttons.

Reichweite: ordentlich – Laden: schnell

Die Batterie des MG Cyberster hat eine Kapazität von 77 kWh, was eine Reichweite von bis zu 520 Kilometern ermöglichen soll. Im Alltag hängt die tatsächliche Reichweite natürlich von Fahrstil und Wetter ab. Auf der flotten Testfahrt durch Osnabrück und Umgebung erschien eine realistische Reichweite von rund 400 Kilometern gut erreichbar. An Schnellladestationen lädt der Cyberster mit bis zu 150 kW, was kurze Ladepausen ermöglicht.
Während der Fahrt fließt kinetische Energie über eine ordentliche Rekuperation zurück in die Stromspeicher. Auf Wunsch kann nahezu komplett mit dem Gaspedal gefahren werden, gebremst wird bei eingestelltem „One Pedal Driving“ nur noch in Ausnahmefällen.

"Tankklappe" des MG Cyberster
„Tankklappe“ des MG Cyberster / Foto: Pohlmann

Der Effekt der Scherentüren: unbezahlbar

Mit einem Einstiegspreis von knapp 65.000 Euro positioniert sich der MG Cyberster in einem bisher völlig unbesetzten Segment: dem der elektrischen Roadster. Für die gebotene Leistung, das eigenständige Design und die umfangreiche Ausstattung wirkt das Preis-Leistungs-Verhältnis fair. Interessenten sollten allerdings bedenken, dass der Cyberster eher ein Fahrzeug für Genussfahrten und nicht für Vielfahrer ist. Und man ist nie allein: Insbesondere wenn die Scherentüren lautlos und elektrisch nach oben fahren, steht man als Cyberster-Pilot schnell im Mittelpunkt.

Der MG Cyberster macht elektrisches Fahren zu einer emotionalen Angelegenheit
Der MG Cyberster macht elektrisches Fahren zu einer emotionalen Angelegenheit / Foto: Pohlmann

Elektro- und Roadster: das passt zusammen!

Mit dem Cyberster gelingt MG ein mutiger Schritt in die Zukunft einer zugleich traditionellen, unter chinesischer Führung aber auch erfrischend jungen Marke. Der Roadster bringt Schwung auf die Straße und beweist, dass Fahrspaß und Elektromobilität sich nicht ausschließen. Gerade bei einem sonnigen Frühlingstag in Osnabrück zeigt sich: Offenfahren geht auch elektrisch, macht richtig Freude und bringt frischen Wind auf die Straße.


Das Testfahrzeug wurde uns von der Firma WELLER im Osnabrücker Hasepark (Franz-Lenz-Str. 16) zur Verfügung gestellt.
Die Redaktion hat das Fahrzeug mit 100% Ökostrom des Anbieters EnBW geladen.

 
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann
Heiko Pohlmann gründete die HASEPOST 2014, basierend auf dem unter dem Titel "I-love-OS" seit 2011 erschienenen Tumbler-Blog. Die Ursprungsidee reicht auf das bereits 1996 gestartete Projekt "Loewenpudel.de" zurück. Direkte Durchwahl per Telefon: 0541/385984-11

  

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